Mit ein bisschen Feilen könnte man aus der Überschrift einen Spruch für Muttertagskarten basteln (oder ihn wenigstens in ein sprachlich passendes Format für Glückskekse pressen). Aber es gibt tatsächlich wissenschaftliche Indizien, die das Glücksgefühl von Kindern in Großbritannien – was vermutlich übertragbar ist auf alle westlichen Länder (meine Vermutung!) – damit korrelieren, ob sich ihre Mütter mit ihrem Lebenspartner glücklich fühlen. Diese Aussage stützt sich auf die ersten Ergebnisse einer britischen Langzeitstudie mit 40.000 Haushalten; für die spezifischen Aussagen zum Glück und den familiären Beziehungen wurden die Antworten 6.441 Frauen, 5.384 Männer und 1.268 von einem Forscherteam des britischen Institute for Social & Economic Research (University of Essex) ausgewertet. Publiziert wurden die Resultate von John Ermisch, Maria Iacovou und Alexandra Shaw als

pdf-Paper

auf der Website der Langzeitstudie Understanding Society; ergänzend dazu findet man hier eine Pressemitteilung des Economic and Social Research Council.

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Nach meinem ersten Schrecken darüber, dass die Studie ein stetiges Schwinden des Eheglücks über die Dauer der Partnerschaft feststellte – während Jungverheiratete beiden Geschlechts sich noch überwiegend als “extrem glücklich” bezeichnen, schrumpft diese Quote bei den länger als 40 Jahre Verheirateten auf weniger als ein Drittel, und bei Freuen stärker als bei Männern – erhielt ich gleich den zweiten Dämpfer für den väterlichen Stolz: Wie die kleine Grafik hier zeigt, hängt das Glück der Kinder mehr vom (Ehe-)Glück der Mutter ab als vom Glück des Vaters: Wenn die Mütter angeben, in ihrer Partnerschaft “perfekt glücklich” zu sein, dann sind auch 73 Prozent der Kinder perfekt glücklich – glückliche Väter haben hier nur eine Trefferquote von etwa 65 Prozent. Andererseits scheinen unglückliche Mütter ihren Kindern auch das Leben eher zu vermiesen als unglückliche Väter …

Über Ursachen und Zusammenhänge findet sich in diesen “ersten Betrachtungen” wenig. Aber sicher scheint mir eines: Der amerikanische Prediger und Anti-Sklaverei-Aktivist Henry Ward Beecher (Bruder von Harriet Beecher Stowe, der Verfasserin von “Onkel Toms Hütte”) hatte wohl recht, als er sagte

Das Wichtigste, das ein Vater für seine Kinder tun kann, ist, ihre Mutter zu lieben.

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Kommentare (7)

  1. #1 Dr. Webbaer
    4. April 2011

    Aber es gibt tatsächlich wissenschaftliche Indizien, die das Glücksgefühl von Kindern in Großbritannien – was vermutlich übertragbar ist auf alle westlichen Länder (meine Vermutung!) – damit korrelieren, ob sich ihre Mütter mit ihrem Lebenspartner glücklich fühlen.

    Vor allem, wenn’s der Vater ist!

    Nein, im Ernst, die Wissenschaft, nach Einstein auch “nur” die “Verlängerung” des gesunden Menschverstands (vs. Bärenverstands), findet also hierzu “tatsächlich” Indizien. – Ist ja auch irgendwie soo logisch!

    SCNR, MFG
    Dr. Webbaer

  2. #2 KommentarAbo
    4. April 2011

  3. #3 MisterX
    4. April 2011

    “Das Wichtigste, das ein Vater für seine Kinder tun kann, ist, ihre Mutter zu lieben.”

    Die pösen pösen männer mal wieder, ich habs gewusst, die wurzel allen übels !!

    Na wenigstens braucht man im falle eines “kinderunglücks” auch nich lange nach der ursache zu suchen, stimmts ?? 😉

    Erinnert mich irgendwie an das pamphlet mit der behauptung Limo erhöht risiko für krebserkrankungen um 70 %….gehört wohl in die selbe sparte.

  4. #4 Dr. med. Dorothea Böhm
    5. April 2011

    Interessant, danke fürs Veröffentlichen. Bitte bei Gelegenheit auch mal den Quatsch mit der sog. “frühkindlichen Bildung” sezieren, da gibt´s inwzischen genügend Daten, dass das Konzept Unsinn ist, vor allem zur Wirtschaftsförderung erfunden wurde, und dass Kleinkinder in der Regel mit Abstand am besten bei ihren Eltern aufgehoben sind.

  5. #5 Andrea N.D.
    5. April 2011

    @Jürgen:
    Ohne mich durch alle Studien klicken zu müssen – gilt das gleichermaßen für die biologische wie für die nicht-biologische Mutter-/Vaterschaft oder sind hier eher die frühkindlichen Haupt-Bezugspersonen gemeint?

    Die Betrachtung von der Seite Kind-Mutter in Bezug auf Glück ist ja nett, aber welche Schlüsse könnte das zulassen? Dann sind wir wieder bei dem “Mutterwahn”, dem wir im deutschen Sprachraum seit Aufkommen des Bürgertums verfallen sind. Deshalb wäre es ganz wichtig zu wissen, ob die Mutter die alleinseligmachende fürs Kinderglück ist oder andere Personen dies auch tun. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass auch ein alleinerziehender Vater, der von seinem Boss “unglücklich” gemacht wird, sein Kind temporär nicht glücklich macht. Muss ich davon jetzt die Empfehlung an alle Chefs ableiten, dass das wichtigste, das sie für die (das Fortbestehen) der Gesellschaft tun können sei, die Väter nett zu behandeln?

  6. #6 CCS
    5. April 2011

    In diesem Zusammenhang vielleicht interessant: Ein TEDtalk über die Tabus von Eltern, da geht es auch um Glücklichsein:

  7. #7 miesepeter3
    5. April 2011

    @Andrea N.D.

    “Ohne mich durch alle Studien klicken zu müssen – gilt das gleichermaßen für die biologische wie für die nicht-biologische Mutter-/Vaterschaft oder sind hier eher die frühkindlichen Haupt-Bezugspersonen gemeint?”

    Ich vermute mal, die meisten Kinder leben bei ihrer Mutter und solche Gemeinschaften sind wohl auch in erster Linie untersucht worden. Natürlich ist es denkbar, und es wird wohl auch so sein, dass andere Bezugpersonen ebenso ein Glücklichsein den Kindern vermitteln können. Das können alleinerziehende Väter sein, Stiefmütter, oder andere Verwandte, bei denen Kinder leben, deren Eltern nicht mehr leben etc. pp.
    Es bezieht sich wohl auch nicht nur auf Klein- und Kleinstkinder, auch größere Kinder können glücklich sein. Und eine glücklich Mutter – Kindbeziehung ist wohl eher ein erstrebenswertes Lebensziel als ein Mutterwahn.
    Hier nebenan gibt es einen schönen Artikel über Stehaufmännchenkinder, wie die durch das Leben kommen, dabei wurden auch die sogenannten Kuckuckskinder erwähnt, die sich Glück und Unterstützung eben woanders holen, wenn die eigene Familie das nicht geben kann. Das kann die Familie eines Freundes sein, die Rentnerin in der Nachbarschaft oder sonstwer. Es muß nicht unbedingt die eigene Mutter sein.
    Es ist wohl eine Binsenweisheit, dass in einer glücklichen Umgebung es leichter ist, auch glücklich zu sein. Und das hat nicht unbedingt was mit Mathematik zu tun. Glück ist eins der wenigen Dinge, die durch Teilen nicht kleiner werden.