Die Veröffentlichung der Wikileaks-Guantanamopapiere, zu denen unser zoon politikon Ali hier schon geschrieben hat, waren zwar heute das wichtigere Thema, aber folgenden Artikel aus der Dienstags-New York Times fand ich auch ganz lesenswert, falls man sich mit dem Thema der Geschlechtergleichheit befassen möchte: Der Artikel College Teams, Relying on Deception, Undermine Gender Equity dreht sich um den Artikel IX (Title IX), ein Gesetz aus dem Jahr 1972, durch das die Gleichstellung von Mädchen und Jungen im Bildungssystem garantiert werden wollte und der vor allem im Hinblick auf den Schul- und Hochschulsport noch heute strittig ist. Denn Sport ist eine der wenigen Domänen, wo eine Geschlechterdifferenzierung noch grundsätzlich akzeptiert ist. Aber der Artikel IX treibt hier seltsame Blüten, die nichts mehr mit den Geist und nur wenig mit dem Papier des Gesetzes gemein haben. Denn um ihre staatlichen Fördermittel nicht zu verlieren, müssen Hochschulen (um die geht es hier) nachweisen, dass sie den Frauensport adäquat zum ännersport und vor allem auch adäquat zum Frauenanteil unter der Studentenschaft fördern. Und daran hapert’s oft.

Mag sein, dass männliche Studenten offenbar eine ausgeprägtere Neigung zum Sport haben (für viele Profisportler ist die Uni-Mannschaft der Einstig in die Karriere gewesen; manche Athleten erhalten ihre Stipendien nur deshalb, weil sie fürs Football- oder Basketballteam wichtig sind) und die Partizipation von Studentinnen am Leistungssport weitaus geringer ist – aber Tatsache ist, dass noch jede US-Hochschule, ob sie nun eine staatlichen Provinzuni ist oder eines der Ivy-League-Institute (und ja, die “Efeu-Liga” ist ein sportlicher Terminus, de rgleichbedeutend mit “Edeluni” wurde), besonders auf ihre männlichen Varsity-Teams (Varsity ist eine Verballhonung von “University”) stolz ist.

Und um ihre Frauenquote zu erhöhen, greifen diese Unis dann auf Tricks zurück, die den Gedanken der Chancengleichheit ignorieren oder schlimmstn Falls sogar pervertieren – da werden Studentinnen zu Tennismannschaften rekrutiert, die nie einen Schläger in der Hand gehalten haben, Läuferinnen werden sowohl im Querfeldein- als auch im Hallen- und dann noch im regulären Leichathletikteam gezählt; eine Läuferin ist als drei “Sportlertinnen”. Aber es geht noch weiter: Männliche Trainingspartner, zum Beispiel beim Fechten, dürften für die Zwecke des Title IX als Frauen gezählt werden (!), und wenn sonst nichts mehr hilft, dann werden halt die Männerteams gestrichen – aber selbstverständlich nur in den “Minderheitensportarten”, damit an den prestigeträchtigen Foootball- und Basketballteams nicht gespart werden muss.

Wobei mich – auch nach zwei Jahrzehnten im Land – doch immer wieder überrascht, dass ein erfolgreiches Hochschulteam für viele Unis im Land wichtiger scheint als akademische Leistungen …

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Kommentare (3)

  1. #1 Redfox
    27. April 2011

    Das erinnert mich grob an diesen Fall:

    Terror law used to stop thousands ‘just to balance racial statistics’

    Thousands of people are being stopped and searched by the police under their counter-­terrorism powers – simply to ­provide a racial balance in official statistics, the government’s official anti-terror law watchdog has revealed.

  2. #2 BreitSide
    27. April 2011

    xxx

  3. #3 Alexander
    29. April 2011

    Ist das richtig zusammengefasst: Es gibt Fördermittel für Sport an Hochschulen. Diese sind an die Bedingung geknüpft, dass genauso viel Mädchen wie Jungen am Sport teilnehmen (bzw, etwas andere aber ähnliche Kriterien). Weil aber diese Quote nicht erfüllt wird, wird getrickst um trotzdem an Fördermittel zu kommen?
    Das ist doch ganz normal und passiert immer, wenn es um Subventionen und staatliche, gut gemeinte Lenkungsversuche geht.