Komische Klimaforscher: Da sagen sie einerseits voraus, dass der beobachtete und prognistizierte Klimawandel unter anderem zu schwereren Stürmen führen wird – und wenn dann ein schwerer Sturm verwüstend durchs Land zieht, wie beispielsweise Hurrikan Irene, dann tun sie das als ein Wetterereignis ab, für das man nicht den Klimawandel verantwortlich machen kann. Also was nun?

Das Problem ist (um es zum wiederholten Mal zu erklären), dass Wetter und Klima nicht einfach nur zwei Seiten einer Medaille sind – Wetter verhält sich zum Klima eher wie die Ameise zum Ameisenhaufen. Klimaforscher wissen zwar, wo der bildliche Ameisenhaufen steht und wie er sich entwickelt, aber über den Aufenhalt individueller Ameisen können sie nichts sagen. Aber wäre es nicht erstens für die Menschheit hilfreicher, und zweitens auch für die Glaubwürdigkeit der Klimaforscher besser, wenn sie deutlichere Antworten darauf geben könnten, welche Rolle der Klimawandel bei einzelnen (katastrophalen) Wetterereignisse gespielt hat? Diese Frage wird in der aktuellen Ausgabe von Nature gleich an zwei Stellen diskutiert (hier und hier), und sie ist nicht nur eine theoretische: Klimaforscher wie Peter Stott vom britischen Wetter- und Klimaforschungszentrum Met Office Hadley Centre setzen große Hoffnungen darauf, dass es mit verbesserten Modellen und dank besserer Rechnerleistungen tatsächlich möglich sein wird, den Anteil des Klimawandels an Wetterereignissen zu bestimmen (Stott bereitet dazu gerade ein entsprechendes Weißbuch vor, das er im Oktober auf der nächsten Konferenz des World Climate Research Program in Denver, Colorado, präsentieren will).

Und es wird immer nur ein Anteil sein, denn natürlich gibt es auch langfristige Schwankungen (zum Beispiel El Niño), die das Wetter beeinflussen. Gerade das macht die Sache ja so kompliziert. Aber wenn sich ermitteln ließe, in welchem Ausmaß der Klimawandel sich in das Wettergeschehen einmischt, dann ließe sich auch abschätzen, welche Vorsichts- und Vorsorgemaßnahmen langfristig notwendig oder zumindest ratsam und vertretbar sind – und welche Probleme sich, dank der natürlichen Schwankungen, von alleine erledigen werden.

Ansatzweise ist das übrigens schon ausprobiert worden: In einem Nature-Paper über Anthropogenic greenhouse gas contribution to flood risk in England and Wales in autumn 2000 konnte der Züricher Klimaforscher Pardeep Pall in Tausenden von Einzelsimulationen auf der Basis der 2000-Wetterdaten feststellen, dass in zwei Dritteln der Testfälle der Klimawandel mit weitem Abstand der größte Einflussfaktor war. Andererseits habe, so berichtet Nature, eine ähnliche Simulation der russischen Hitzewelle im vergangenen Sommer ergeben, dass sie das Resultat natürlicher Klimaschwankungen war.

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Kommentare (17)

  1. #1 Mithrandir
    9. September 2011

    Ich denke, dass die Diskussion um den Klimawandel langsam ähnliche Ausmaße annimmt wie die um die Atomkraft.
    Sachlich ist da selten noch was zu machen, weil zu viele Emotionen mitspielen. Und genau wie bei der kernkraft ist es eine so komplexe Materie, dass man sich schon tief einarbeiten muss, um alle aspekte zu berücksichtigen.
    Dummerweise trägt auch das Internet dazu bei, dass viele Leute denken, sie seien schon experten, weil sie auf unzählige Infos im Internet zurückgreifen können. Aber genau diese quellen sind dann oft wieder von der emotionalen Diskussion beeinflusst, womit sich die Katze wieder in den Schwanz beißt.
    Es ist verdammt schwer zwischen Klima und Wetter zu ttrennen. Mir geht es genau so.
    Nun aber natürlich auch noch meine Meinung zu dem Thema:
    Grundsätzlich bin ich für einen ressourceschonenden Umgang mit der Natur und versuche auch Energie zu sparen und unnötige Emissionen zu vermeiden.
    Allerdings glaube ich nicht daran, dass wir es auch nur annähernd schaffen werden die zu erwartende Erwärmung zu vermeiden, geschweige denn umzukehren.
    Die Anzahl der Menschen, die durch Energieverbrauch zur Klimaerwärmung beitragen wächst erst mal, weil die aufstrebenden Nationen natürlich einen Lebensstandard anstreben, wie wir ihn haben.
    CO2 neutrale Energie ist erst einmal teuer und das können sich gerade diese Völker nicht leisten.
    Selbst bei uns wird das nur bis zu einem gewissen Punkt gehen. Zumal ich glaube, dass die meisten Menschen hier zwar mittlerweile rüner denken, aber letztendlich nur so weit es sie nicht einschränkt. Und das wird nicht reichen.
    Wenn man bedenkt wie sorglos viele Menschen noch unnütze Energieverschwender kaufen (elektrische Pfeffermühlen, blinkende Schuhe, elektrische Dosenöffner), von den SUVs ganz zu schweigen.
    Ich glaube wir sollten uns auf ein wärmeres Klima einstellen und uns entsprechend vorberiten, statt ständig zu versuchen das Ruder herumzureißen. Ich glaube dass wir dazu nicht die Kraft und den wirklichen willen haben.

  2. #2 Fritz F
    9. September 2011

    Find ich alles klasse sollten wir unbedingt machen, nur der blöde Meeresspiegel weiss immer noch nicht das er steigt.

    Ist schon doof der Meeresspiegel, da haben wir ihm so schön vorgerechnet das er steigt und was macht dieser Dumpfbacken?

    Er fällt und das auch noch weltweit, aber die Klimaforscher haben noch Hoffnung, das Wasser soll sich nur vorübergehend in Australien versteckt haben, kommt bestimmt bald wieder und solange denken wir klima- und kostenneutral darüber nach was wir mit unseren Halligen machen.

    Bin dann mal arbeiten, rufen sie mich ruhig wenn der Meeresspiegel endlich kapiert hat das er steigen muss.

    P.S. Der Deutsche Wald ist 1990 ausgestorben, hat mir die Wissenschaft in den 80er erklärt und wenn jemand das Ozonloch findet, geben sie es bitte beim Fundbüro ab irgendeiner wird es doch bestimmt vermissen.

  3. #3 Stefan
    9. September 2011

    Der Meeresspiegel ist im vergangene Jahr gefallen, weil aufgrund von La Niña die Niederschläge über Land zugenommen haben. Bis all das Wasser abgeronnen ist und wieder in den Ozeanen landet, wird noch etwas Zeit vergehen. Dann wird der Meeresspiegel schon wieder steigen.

    https://www.skepticalscience.com/Extreme-Flooding-In-2010-2011-Lowers-Global-Sea-Level.html

  4. #4 Andreas P.
    9. September 2011

    @Fritz
    na da werden sich die kleinen pazifischen Inseln, die gerade am absaufen sind, aber freuen, dass sie sich das blos einbilden.
    Gar nicht zu reden von den Australiern mit ihrem eingebildetem Hautkrebs-Problem ..

    Warst du damals mal im Wald, in den 80ern, ja? Ich glaube eher nicht …

  5. #5 Jürgen Schönstein
    9. September 2011

    @Alle
    Fritz F ist nur die Sockenpuppe eines gesperrten Spammer-Trolls, der/die das Recht auf Mitsprache hier längst und mutwilig verwirkt hat; weitere Äußerungen von dieser “Quelle” werden künftig hier gelöscht.

    Und was den “sinkenden” Meeresspiegel angeht: Nur weil die Schwankungen des globalen Durchschnittswertes in den vergangenen Monaten stärker ausgefallen sind – was, wie oben schon erklärt, wetterbeding ist – heißt das doch nicht, dass der seit Jahrzehnten anhaltende Trend zum Anstieg sich nun umgekehrt hat.

  6. #6 Dr. Webbaer
    10. September 2011

    Die Anteilstheorie, also dass ex post der Anteil eines Faktors an einem Ereignis festgestellt, errechnet wird, ist bezogen auf hoch komplexe Systeme natürlich so eine Sache…

    Die Statistik, um nichts anderes geht es hier oder sollte es zumindest gehen, ist natürlich hilfreich, aber erlaubt eben nicht diese festen Anteilsberechnungen.

    Und darum haben wir hier eben doch keine Statistik, sondern stochastische Modelle, die nicht nur vorhersagen, sondern auch gleich noch “Anteile” (wie immer das auch genau gemeint ist) an Gründen für das Eintreten bestimmter Ereignisse vorhersagen.

    Niemandem sei bspw. geraten zu glauben in der Wirtschaft (ein mit dem terrestrischen Klima vergleichbar komplexes System) Prognoseprodukte dieser Art entwickeln und an den Mann bringen zu können. – Im “Klima” geht das aus verschiedenen Gründen, und zwar zum einen weil die Prognostik generationsübergreifend funktioniert, was die Sache zwangloser für alle Prognoseträger macht) und zum anderen weil die Sache postreligiös die Menschen (und Bären) anspricht und auch erreicht.

  7. #7 Randifan
    10. September 2011

    Nach dem verhältnismäßig kühlen Sommer, waren die Klimawissenschaftler sehr zurückhaltenden mit ihren Prognosen. Auf Grundlage von irgendwelchen Simulationen sollen Unsummen in zweifelhafte Projekte gesteckt werden, dessen Nutzen zweifelhaft sind. Im Zweifelsfall wird die Öffentlichkeit mit Weltuntergangsszenarien konfrontiert.

  8. #8 BreitSide
    10. September 2011

    Ach, “verhältnismäßig kühl” war der Sommer? Zu welchem Verhältnis denn? Auch er hatte sich eingereiht in die langjährige Folge der zu warmen Jahre, seit der Mensch den Treibhauseffekt so kräftig verstärkt hat.

    So unterscheidet sich halt die Wahrheit von unserem Empfinden.

  9. #9 Randifan
    11. September 2011

    @BreitSide
    Wenn die Leser ständig mit irgendwelchen Zahlen konfrontiert werden, die kein Laie versteht und diese mit Weltuntergangsszenarien kombiniert werden, dann ist es kein Wunder, wenn viele solche Prognosen nicht ernst nehmen.

    Wäre dieser Sommer besonders heiß, heiß es gleich, der Klimawandel sei schuld.

  10. #10 jitpleecheep
    11. September 2011

    @Randifan:
    Ob Randi so glücklich wäre, wenn er wüsste dass du sein Fan bist…?

    Im Zweifelsfall wird die Öffentlichkeit mit Weltuntergangsszenarien konfrontiert.

    m(

    Aua, das tut weh…
    Weisst du eigtl, was “the Onion” ist…?

  11. #11 Randifan
    11. September 2011

    @jitpleecheep
    Die Onion News ist eine Satire Site, aber viele Beiträge wirken zu realistisch, um als Satire zu gelten. Die Art und Weise, wie Kinder mit religiösen und ökologischen Weltuntergangsszenarien aufbereitet werden, wird erstaunlich realistisch dargestellt.
    Vor allen die ganze irrationale Diskussion wird treffenden präsentiert.

    Da wirkt die Satire auf Kampagnen gegen alternative Energiequellen wie eine echte Satire.

    Über die Gerichtsentscheidung in England, die besagt, Al Gore Film, eine unbequeme Wahrheit dürfe im Unterricht nicht unkommentiert gezeigt werden, weil es eine Reihe von Fehlern enthält, wurde auf Scienceblog noch nie besprochen.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Dimmock_v_Secretary_of_State_for_Education_and_Skills

  12. #12 Jürgen Schönstein
    11. September 2011

    @Randifan
    Und was steht in diesem Wikipedia-Eintrag, auf den Du verlinkst? “The court ruled that the film was substantially founded upon scientific research and fact and could continue to be shown …”

  13. #13 Randifan
    11. September 2011

    @Jürgen Schönstein
    Aber die besonders peinlich Fehler hätten thematisiert werden müssen. sie sind Teil eines typischen Weltuntergangsszenarios. Aber der Scienceblogs nahm sich dieses Themas leider nicht an.

  14. #14 Jürgen Schönstein
    12. September 2011

    @randifan

    Aber die besonders peinlich Fehler hätten thematisiert werden müssen. sie sind Teil eines typischen Weltuntergangsszenarios.

    So, steht das da, in dem von Dir verlinkten Wikipedia-Artikel? Ich lese, als Fortsetzung des von mir angeführten Zitats: “… but it had a degree of political bias such that teachers would be required to explain the context via guidance notes issued to schools along with the film. The court also identified nine of what the plaintiff called ‘errors’ in the film which were departures from the scientific mainstream, and ruled that the guidance notes must address these items specifically.” (Da Du ja offenbar sooo umfassend am englischen Tagesgeschehen teilnimmst, dass Du diese Angelegenheit als ein zentrales Versäumnis der Scienceblogs.de (!) betrachtest, erspare ich Dir und mir die Übersetzung.) Nee, da steht nur, dass die Sache politisch umstritten ist und dass es einige wissenschaftliche Aspekte gibt, die (noch) nicht von der Mehrheit der Forscher geteilt werden – und dass daher im Unterricht auf diese Seite eingegangen werden muss. Na und? Genau das wäre doch sowieso in jedem sinnvollen Unterricht der Fall – das Urteil stellt nur fest, was sowieso jedem schon klar war. Von “peinlichen Fehlern” ist nirgendwo die Rede. Lass also diese Verfälschungsversuche, wenn Du eine Diskussion hier suchst.

    Und noch etwas, was Du offenbar nicht bemerkt hast: ScienceBlogs sind, wie der Name schon sagt, Blogs. Wir sind kein Nachrichtensender oder sonst irgend ein Medium mit Berichtspflicht und umfassendem Informationsanspruch. Wenn Du der Meinung bist, dass etwas angesprochen werden sollte, dann kannst Du das, wie ja auch geschehen, in einem Kommentar ungehindert tun. Lass also bitte diese Andeutung, dass hier Informationen unterdrückt werden.

  15. #15 Mobman
    15. September 2011

    Scheinbar haben sich einige Trolle noch nie mit dem Thema Klimawandel intensiver auseinandergesetzt. Es bedeutet das die Schwankungen größer sind, die extreme zunehmen werden bzw. längst zugenommen haben. Bei uns war der Sommer vielleicht unglaublich regnerisch und kühl, vergleicht man aber die gesamte Welt, war auch dieses Jahr wieder das wärmste aller Zeiten. Wie schon gesagt, Wetter und Klima dürfen nicht miteinander verwechselt werden.
    Tja und ob wir Menschen das Problem in den Griff kriegen werden? Ich weiss es ehrlich gesagt nicht und das macht mir große Angst. Jeder sollte seinen Beitrag dazu leisten, sodass wir vorbildlich in eine neue und bessere Zeit steuern.
    Achja und lasst uns bitte versuchen OHNE Emotionen dieses Thema zu diskutieren. 🙂

  16. #16 Randifan
    15. September 2011

    Zu behaupten, in 100 Jahre werde Deutschland wegen des Klimawandels zur Wüste, hilft niemanden. Das ist ein wirklich gewagte These.
    https://www.scienceblogs.de/geograffitico/2010/10/durre-aussichten-fur-mitteleuropa.php

  17. #17 frisöse
    16. September 2011

    @Mobman

    “Tja und ob wir Menschen das Problem in den Griff kriegen werden? Ich weiss es ehrlich gesagt nicht und das macht mir große Angst. ”

    Funktioniert ja wie immer prächtig die – Wenn ihr (nicht)…, dann… – Masche, oder
    frei nach dem Professor aus Potsdam: Wenn die Menschheit so weitermacht,
    explodiert die Erde. Na ja, der eine oder andere wird sich dann zumindest mit
    zahlreichen Jungfrauen im Paradies trösten können.

    Anderes Thema gleiche Masche:
    “Angst war zwar schon immer ein schlechter Ratgeber, aber mit Angst ist auch schon immer Politik gemacht worden. Wer skrupellos genug ist, die Ängste seiner Mitmenschen auszunutzen, und es außerdem auch noch schafft, die Massenmedien auf seine Seite zu bekommen, der kann gerade in Situationen, in denen den Menschen die Angst in die Glieder fährt, seine Sonderinteressen auf Kosten der Allgemeinheit durchsetzen.”
    https://www.faz.net/artikel/C30638/standpunkt-eu-superstaatsgruendung-aus-angst-vor-crash-30686321.html