Wir schreiben das Jahr 1978. Es ist Juli. Der Krieg der Sterne ist noch auf einigen Leinwänden der Republik zu sehen, und ein junger Obergefreiter zählt im Countdown die verbleibenden Tage seines Wehrdienstes, in der freudigen Erwartung, sein Studium der Wirtschaftsgeographie beginnen und dabei mehr über so spannende Konzepte wie die Thünenschen Ringe zu erfahren. Gleichzeitig, in einem ganz anderen Teil des Planeten, in einem verträumten Ort namens Princeton hat ein junger, frustrierter Assistenzprofessor eine Idee, die wortwörtlich weit über das in Regionen konzipierte Thünensche Modell hinaus geht: Ist interstellarer Handel aus ökonomischer Sicht möglich, und welche Konsequenzen hätte dabei die aus der Relativitätstheorie abzuleitende Zeitdilatation auf interstellare Preis- und Zinsrelationen?

This article extends interplanetary trade theory to an interstellar setting. It is chiefly concerned with the following question: how should interest charges on goods in transit be computed when the goods travel at close to the speed of light? This is a problem because the time taken in transit will appear less to an observer traveling with the goods than to a stationary observer. A solution is derived from economic theory, and two useless but true theorems are proved.
Dieser Artikel erweitert die interplanetare Handelstheorie auf ein interstellares Umfeld. Er befasst sich vorrangig mit der folgenden Frage: Wie sollen Zinskosten auf Güter im Transit berechnet werden, wenn die Güter sich nahe der Lichtgeschwindigkeit bewegen? Dies ist ein Problem, da die Zeit, die für den Transport anfällt, für einen Beobachter, der mit den Gütern reist, kürzer ist als für einen stationären Beobachter. Eine Lösung wird aus der ökonomischen Theorie entwickelt, und zwei nutzlose, aber wahre Theoreme werden bewiesen.


Bis hierher war ich beim Schreiben schon gekommen, als ich merkte, dass Paul Krugmans humorvoll geschriebenes, aber dennoch ernsthaft argumentierendesPaper The Theory of Interstellar Trade, auf das ich bei der Suche nach originellen Publikationen als Anschauungsmaterial für meine Studenten gestoßen war, bereits vor drei Jahren in einem Beitrag von Ali Arbia (zoon politikon) erwähnt wurde. Und da man ja nicht über das gleiche Paper zwei Mal schreiben muss – schon gar nicht, wenn es mehr als 30 Jahre alt ist – beschränke ich mich hier nun auf den Hinweis, dass das Paper, das Krugman nach eigenen Angaben lediglich zum Frustabbau geschrieben hatte, inzwischen tatsächlich in einer “harten” Publikation veröffentlicht wurde: Es erschien vor fast genau einem Jahr in der Fachzeitschrift Economic Inquiry. Als pdf findet man den Artikel hier.

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Kommentare (2)

  1. #1 Schmidts Katze
    21. September 2011

    Schwarz auf blauem Grund!

    Züchtest du neuerdings Grauen Star?

  2. #2 Jürgen Schönstein
    21. September 2011

    Klar doch, denn ich hab’ gerade einen Brillenkonzern gekauft 🙂 Scherz beiseite: Es sollte Weiß auf blauem Grund sein, ich hatte nur die Textfarbe unzureichend codiert. Ist aber jetzt behoben.