Es ist eine Sache, Schüler für ein Studium wissenschaftlich-technischer Fächer (die in den USA als STEM – Science, Technology, Engineering, Math – bezeichnet werden) zu begeistern. Es ist eine ganz andere Sache, diese dann als Studenten bei der Stange zu halten. Und genau daran scheint’s in den USA (genauer gesagt: an den amerikanischen Colleges) zu fehlen: All die Schüler, die noch mit Begeisterung ihre Mittel- und Oberstufenexperimente und -Projekte in Erinnerung haben, werden hier mit so viel Theorie konfrontiert, dass ihnen allein schon dadurch die Lust vergeht. Hinzu kommt, dass die Prüfungsvoraussetzungen in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern (wo es absolut nichts nützt, wie eloquent die Antwort formuliert wurde, so lange sie falsch ist) härter sind – was die Sozial- und Geisteswissenschaften, relativ betrachtet, deutlich attraktiver macht: Zwischen 40 und 60 Prozent der Studentinnen und Studenten, die ein STEM-Studium beginnen, springen ab. Diese Zahl, ebenso wie die nachstehende Grafik, die den sinkenden Anteil der populärsten STEM-Fächer (Ingenieurswesen, Biologie und Computerwissenschaften) über die Jahrzehnte hinweg zeigt, stammen aus diesem Artikel in den New York Times, den ich hiermit zur Lektüre empfehle:
Why Science Majors Change Their Minds (It’s Just So Darn Hard)

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Kommentare (7)

  1. #1 BreitSide
    5. November 2011

    Traurig, aber wahr.

    Dabei hat jeder, der (und erst recht jede, die) das aufnimmt, eine wahrhaft goldene Zukunft vor sich.

    Aber in Indien oder China gibt es so viele neue Ings, da muss uns nicht bange werden…

  2. #2 yellowstone
    6. November 2011

    Die Anzahl der Absolventen würden mich dazu noch interessieren. Ich bin selber Elektrotechnikingenieur, würde aber jetzt nicht von einer “goldenen Zukunft” reden. (postapokalyptische szenarien ausgeschlossen 😉 )

  3. #3 rolak
    6. November 2011

    Das mag ja alles seine Richtigkeit haben, doch aus der Grafik ist ein globales Sinken nun wirklich nicht ablesbar: Eng-10%, Bio+25%, IT*6 {±sthg, grobe Grafik} – imho eher ansteigend.

    Die Formulierung

    wo es absolut nichts nützt, wie eloquent die Antwort formuliert wurde, so lange sie falsch ist

    ist allerdings wirklich schön und merkenswert 😉

  4. #4 Jakob
    6. November 2011

    Ich studiere Elektrotechnik im dritten Semester und unser Kurs hat sich von Anfangs ca. 65 Leute auf 26 reduziert. Die meisten kommen mit dem großen Mathematik Teil nicht klar.

    Uns wird gesagt, das wenn wir es schaffen stehen uns alle Türen offen, ich bin mal gespannt wie das nach dem Studium aussieht.

  5. #5 Sven Türpe
    6. November 2011

    Uns wird gesagt, das wenn wir es schaffen stehen uns alle Türen offen, ich bin mal gespannt wie das nach dem Studium aussieht.

    Nach dem Studium wird es auf Soft Skills, wirtschaftlichen Sachverstand und Männlichkeit ankommen. Keine Sorge, das kannst Du alles auf Arbeit lernen und die BWLer und Juristen haben darin keinen systematischen Vorsprung. Wichtig ist nur, dass Du nicht in die Nerdfalle tappst: die Entwicklung und Pflege solcher Fähigkeiten zu vernachlässigen und von einer Welt zu träumen, in der Du ohne sie Erfolg haben kannst. Eine solche Welt gibt es nicht. Und nein, Anzüge und Krawtten entstellen Dich nicht, diesbezügliche Neurosen hingegen schon.

    HTH, viel Erfolg!

  6. #6 Apfel
    6. November 2011

    Ich bin auch E-Technik-Studentin und ich denke es kommt darauf an, was du nach dem Studium erwartest. Bei mir im Studiengang sind einige Kommilitonen so indoktriniert mit der ganzen Ingenieursmangel-Geschichte (verständlich, wir bekommen das auch von allen Seiten noch mal reingedrückt), dass sie sich und ihren “Marktwert” m.M.n. maßlos überschätzen und erwarten, überall vom Fleck weg mit Kusshänden und dicken Einstiegsgehältern angestellt zu werden (ehrlich!).
    Da ist die Enttäuschung bei vielen leider vorprogrammiert, wenn sie denn merken, dass Bewerbungen auch mal abgelehnt werden, man nicht auf Anhieb die passende Stelle findet und dass 50k eben doch illusorisch sind. Dennoch schätze ich unsere Berufsaussichten verhältnismäßig gut ein, wenn man vernünftige Maßstäbe voraussetzt.

  7. #7 BigBen
    7. November 2011

    Aber was würde es nützen, wenn man die Prüfungsvoraussetzungen in den STEM.-Fächern vereinfachen würde? Es sollte nicht (nur) die absolute Anzahl der Absolventen bewertet werden, sondern auch ihr Wissen und ihre Kompetenz!