Ein bizarrer Titel – einer, den ich direkt von diesem Beitrag How Doctors Die des Webprojekts Zócalo Public Square übernommen habe (auf den Beitrag selbst war ich via Mark Hoofnagle und seinen denialism blog gestoßen). Ein lesens- und nachdenkenswerter Artikel, wie ich finde, denn er beschreibt, wie sich Ärzte verhalten, wenn sie selbst die Nachricht erhalten, unheilbar krank zu sein. Sicher, es ist ein rein anekdotischer Beitrag, dem es an methodisch gesicherten Fakten fehlt; aber die Idee, dass Ärzte oft einfach besser wissen, wie wenig Heilungschancen bestehen – und vor allem welche oftmals qualvollen Nebenwirkungen die scheinbar lebensrettenden Maßnahmen haben können – und sich daher gegen das, was medizinisch möglich ist und statt dessen für einen würdevollen Tod entscheiden, scheint mir plausibel. Und sie verrät, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig so umfassend wie nur möglich zu informieren, um dann nicht in einer extremen Stress-Situation sponatne Entscheidungen treffen zu müssen, die dem eigenen Interesse (oder dem einer nahestehenden Person) entgegengesetzt sind.
Die Frage nach dem würdevollen Sterben ist ja hier bei den ScienceBlogs schon diskutiert worden; spontan fallen mir dabei diese Beiträge ein: Zum einen Ulrich Bergers Beitrag über
Steve Jobs: Tod durch Alternativmedizin?, vor allem aber mein eigener Eintrag zum Thema Wissen und Wille bei tödlich Kranken.
Meine Position ist, wie ich zugeben muss, nicht neutral. Nicht mehr, jedenfalls, seit eine mir sehr, sehr nahe stehende Person nach einer Gehirnblutung zwar durch schnelle Operation gerettet werden konnte, aber dann als Folge der Operation und der Medikation eine Trachealkanüle erhielt, die nicht nur das Sprechen, Essen und Trinken unmöglich machte, sondern als Folge der künstlichen Ernährung einen so rapiden Verlust Körpersubstanz nach sich zog, dass diese Person zwei Jahre lang, eingesperrt in ihren Körper und in den Rollstuhl, vor sich hin vegetierte (und all dies, wie ich sicher bin, im vollen Bewusststein dieser Situation), ehe der Tod letztlich als Erlöser kam. Aber auch dieser Tod kam einsam, nach Ablauf der Besucherzeiten, spätabends in einem Krankenhaus. Wie viel besser wäre es gewesen, wenn wir alle die Finalität der Situation ge- und erkannt hätten, und weder Trachealkanüle noch Magensonde dauerhaft geduldet hätten? Der Patient hätte sprechen können, essen können, vermutlich auch seiner lebenslangen Leidenschaft des Wanderns noch eine Zeitlang (ein paar Wochen oder Monate vielleicht) nachkommen können, und wäre so viel würdevoller gestorben als jenes abgemagerte Gespenst, das vermutlich bis zur letzten Sekunde mit seinem Schicksal gehadert hat …
Wie gesagt, es ist nicht die Behandlung an sich, die dabei in Frage gestellt werden sollte – aber wenn sich Ärzte selbst fragen würden, wie sie für sich in so einem Moment entscheiden würden, und wenn die Angehörigen oder vor allem die PatientInnen selbst dieser Einschätzung vertrauen könnten, wäre sicher viel unnötiges Leid zu verhindern. Doch welcher Arzt, welche Ärztin hat schon den Mut und das Selbstbewusstsein, dies gegenüber Todkranken und deren Familien zu vertreten, die doch so große Hoffung auf Rettung in die Medizin setzen? Welcher Patient, welche Patientin, hat den Mut, lieber einen nahen und unausweichlichen Tod in Würde zu akzeptieren, als der aussichtslosen Hoffnung nachzugeben, dass es doch noch eine Rettung geben könnte?
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