Er war nicht der erste Mensch im All, nicht mal der erste Amerikaner. Aber John Glenn verkörpert Amerikas Weltraumprogramm wie kein anderer: Er war der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff umrundete (am 20. Februar 1962, und er wurde dafür gefeiert wie ein Held. Seine Popularität münzte er später in eine lange politische Karriere um; ein Vierteljahrhundert vertrat er als demokratischer Senator seinen Heimatstaat Ohio in Washington. Im gleichen Jahr, als er sich aus der aktiven Politik verabschiedete, wurde Glenn auch der bislang älteste Mensch im All: 1998 flog der damals 77-Jährige als Besatzungsmitglied der Discovery in der Space-Shuttle-Mission 95 mit. Am kommenden Samstag, also dem Wochenende vor dem 50. Jahrestag seines Mercury-Fluges, wird er sich auf Cape Canaveral mit seinem alten Kameraden Scott Carpenter treffen; die beiden sind die einzigen Überlebenden der usprünglichen Crew von sieben Astronauten des Mercury-Programms. Die New York Times hat den nunmehr 90-jährigen Weltraumveteranen aus diesem Anlass interviewt:


Bei allem Respekt vor den Astronauten jener Tage (den Helden meiner Kindheit) sollte man aber nicht unerwähnt lassen, dass Glenn 1962, nur wenige Wochen nach seiner Erdumrundung, vor einem Kongressausschuss ausdrücklich dagegen plädierte, Frauen in das Raumfahrtprogramm aufzunehmen: “Meine Mutter hätte nach Washington kommen und den Eignungstest bestehen können, aber sie könnte trotzdem nicht für die Redskins (das Football-Team der US-Haupstadt) spielen”. Frauen werde er allerdings “mit offenen Armen” im Raumfahrtprogramm begrüßen, wenn sie besser für den Raumflug geeignet seien als Männer. Mit dieser Einstellung lag er vermutlich sogar am fortschrittlichen Ende des Nasa-Spektrums: Wernher von Braun hatte am 19. November 1962, bei einem Vortrag am Mississippi State College, die Frage nach Plänen, Frauen in das Raumfahrtprogramm aufzunehmen, mit dem auch nach damaligen Maßstäben extrem chauvinistischen Spruch geantwortet: “Die männlichen Astronauten sind total dafür. Wir werden 50 Kilogramm Nutzlast für Freizeit-Ausstattung bereithalten.” Glenn jedenfalls besann sich später eines Besseren: In den späten 70-er Jahren setzte er sich für die Förderung der Nasa-Astronautin Judith Resnik ein, die wie er aus Ohio stammte. Sie wurde die zweite Amerikanerin (nach der promovierten Astrophysikerin Sally Ride) im All; sie starb, zusammen mit den übrigen sechs Challenger-Besatzungsmitgliedern, beim Start ihrer zweiten Weltraummission am 28. Januar 1986.

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Kommentare (5)

  1. #1 Dr. Webbaer
    14. Februar 2012

    Aldrin, Rep, zum 80sten, Glenn, Dem, zum 90sten…

  2. #2 michael
    14. Februar 2012

    WB Kämpfer gegen die linken Gutmenschen zum 100….

  3. #3 Jürgen Schönstein
    14. Februar 2012

    @WB
    Womit doch nur bewiesen ist, dass sich jeder auf seine Weise blamiert, oder eben auch nicht. Auch Buzz Aldrin war einer meiner Helden, und zum Narren hat er sich (uanbhaengig von seiner politischen Ueberzeugung, die mir egal ist) ganz von alleine gemacht. Sie wissen ja sehr gut, wie das geht…

  4. #4 Dr. Webbaer
    14. Februar 2012

    Dr. W mag Glenn und Aldrin, und Tanzwettbewerbe – ein 80jähriger wirkt hier trotz offensichtlich gegebener Fitness nicht so günstig wie unsereins im Vorstufenalter – sind nicht das Maß aller Dinge.

    MFG
    Dr. Webbaer (der Ihnen für Ihre fast immer interessanten Beiträge gerne dankt)

  5. #5 JPeelen
    14. Februar 2012

    Man sollte es ruhig erwähnen: der erste Amerikaner auf einem Raumflug war Alan Shepard.
    Ihm folgte Virgil Grissom. Beide machte auf der schwächeren Redstone Rakete einen sogenannten ballistischen Flug von 16 Minuten Dauer. “Ballistisch” heißt schlicht wie ein Steinwurf oder ein steil in die Luft geschossener Ball.
    Die Atlas Raketen, die Glenn und später seine drei Kollegen Carpenter, Schirra und Cooper in die Erdumlaufbahn tragen konnten, waren noch sehr unzuverlässig und der Start selbst für Maßstäbe von Testpiloten extrem risikoreich.