Das hatte der amerikanische Kapitalist Nick Hanauer (er hat ein Vermögen mit selbstgegründeten Unternehmen ebenso wie mit Beteiligungen, zum Beispiel an Amazon, gemacht) schon öfter erklärt, und ich habe hier unter den Stichworten Kapitalismus und Evolution auch schon darüber geschrieben. Seine Thesen, die im sich Prinzip darum drehen, dass nicht die Unternehmer, sondern die Masse der Verbraucher diejenigen sind, die Arbeitsplätze schaffen, hatte er auch in einem TED-Vortrag präsentiert. Doch dieser Vortrag wurde nie auf der TED-Website gezeigt – weil das Thema (Hanauer ist explizit für eine Steuererhöhung für Großverdiener) zu “heiß” sei, wurde gemunkelt. Nein, nur deswegen, weil der Vortrag nicht mitreißend genug gewesen sei, verteidigt der TED-Gründer Chris Anderson in einem öffentlichen Statement diese Entscheidung – und revidiert sie dann auch gleich: Der Vortrag ist also nun zu sehen. Nun mag jeder selbst entscheiden, ob er zu lahm war oder nicht:

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Kommentare (6)

  1. #1 rolak
    20. Mai 2012

    Schonmal danke für den Hinweis – clips müssen bis zu Hause warten, das WLAN in meinem Hotel ist dafür zu schwachbrüstig (verschachtelter Altbau, da wäre der eine oder andere repeater angemessen) und selbst für die Pausen beim WSC halte ich Videogucken für unangemessen, insbesondere wegen der Lautstärke. Die Ohrstöpselchen vom mp3-Player, der die in seiner Position als Bestandteil der Autoanlage gar nicht mehr braucht, habe ich leider in K vergessen…

  2. #2 Dr. Webbaer
    20. Mai 2012

    Der Produzent (vs. Kapitalist) stellt ein Produkt bereit, das am Markt Akzeptanz findet, was ihm dann die Mitarbeiter bezahlenswert erscheinen lässt, dem (freiwillig annehmenden und zahlenden) Kunden nützt und letztlich auch den Staat per Steuereinnahme genießen lässt, was wiederum der Allgemeinheit nützt.

    Eine grobe Skizze natürlich nur, auch ein wenig klischeehaft, schlecht vorgetragen, aber letztlich (wenn man die Sache i.p. Komplexität noch ein wenig ausbauen würde) richtig.

    Dr. W hätte nicht schlechter vortragen können.

    Ansonsten: Es kommen im “Kapitalismus” (vs. in der Marktwirtschaft) auch Leute nach oben, die sprachlich nicht so fit sind, das ist ja auch das Schöne, niemand muss am Markt als Politiker auftreten, es geht auch einfach nur so, mit Glück beim Geschäftsmodell oder gar durch nackten Fleiß, wenn das Produkt auch nur ein wenig taugt.

    MFG
    Dr. Webbaer (der die Veröffentlichung begrüsst, auch wenn sie nicht “TED-Standard” zu haben scheint, man braucht gerade solche Leute)

  3. #3 Spoing
    20. Mai 2012

    Die Betrachtung, die Nachfrage würde Jobs schaffen ist alleine betrachtet auch komplett Falsch.
    Sicher muss eine Nachfrage vorhanden sein. Aber es ist genau so wichtig, dass die Realisierung des Produktes im kostentechnischen Rahmen bleibt.
    Ein Wiwi schafft zum Beispiel Arbeit für 3 Ingenieure indem er herausfindet, dass die Leute Autos wollen. Die 3 Ingenieure schaffen Platz für 30 “Fließbandarbeiter”
    Alle zusammen schaffen nun wieder Nachfrage nach Produkten und bieten einem Wiwi einen Job.
    Wenn man jetzt die “Reichen” raus nimmt bricht das ganze System genau so zusammen als wenn man die “armen” raus nimmt.
    In diesem Kreislauf kommt es auf die Balance an. Denn wenn der Anreiz weg fällt sich durch extra Mühe zu einen der “4 oberen” zählen zu können weg fällt haben wir irgendwann 34 Arbeitslose. Wenn die Differenz hingegen zu groß wird, wird der Konsum unnötig gebremst und es wird unnötiges Potential verschwendet (Arbeitsfähige Arbeitslose).

  4. #4 Bartleby
    20. Mai 2012

    Ein solches Statement als “zu heiß” nur wegen Druck aus dem Internet aus dem Giftschrank zu holen, sagt mehr über die TED-Organisatoren als das Thema. Ähnliche Forderungen sind seit letztem Jahr bereits in der ganzen Welt bekannt geworden. Unter anderem in den USA hat Warren Buffet höhere Steuern für Reiche verlangt und in Deutschland gab es eine ähnliche Initiative.

    Dass in den USA der Gesetzentwurf diesen April im Senat am Widerstand der Republikaner gescheitert ist, wurde in den deutschen Medien totgeschwiegen. Aber wir leben ja glücklicherweise im 21. Jahrhundert und können das anderswo nachlesen.

    Und auch Frau Merkel weigert sich wie bekannt standhaft, auch nur einen Euro von Besserverdienenden anzunehmen.

    Manchmal muss man sich fragen, ob Republikaner und Frau Merkel nicht die wahren Linken sind. Sie steuern direkt auf die radikale Veränderung unserer Gesellschaften zu, anstatt sich damit aufzuhalten die Probleme zu lindern.

  5. #5 Dr. Webbaer
    20. Mai 2012

    Die Betrachtung, die Nachfrage würde Jobs schaffen ist alleine betrachtet auch komplett Falsch.

    Jenau!, wegen solcher kleineren Mängel und wegen des allgemein desolaten Auftritts ist das gute Stück vermutlich im Giftschrank geblieben. Weil der gute Mann aber populäre linke Meinung vertritt, wird das jetzt im Nachhinein ein wenig skandalisiert.

  6. #6 Jabroni
    23. Mai 2012

    Es geht nicht darum, wer verzichtbar ist und wessen Abwesenheit Arbeitsplätze wegfallen (also ob Wiwi, Ing. etc.). Es geht darum, dass ein Unternehmer niemals das Ziel hat, Arbeitsplätze zu schaffen.
    Kein vernünftiger Unternehmer stellt Mitarbeiter ein, nur weil er das Geld dafür hat. Auch nicht, wenn er zu viel Geld hat. Er stellt Mitarbeiter ein, wenn er sie benötigt, maximal so viele, wie er benötigt. Das ist seine Pflicht.
    Einem Unternehmer mehr Geld zu geben führt nicht dazu, dass er mehr MA einstellt. Nur wenn man mehr Bedarf schafft, also die Notwendigkeit schafft, mehr MA einzustellen, wird dies auch getan. Die Notwendigkeit entsteht durch Konsum.

    Afaik hat Chris Anderson gesagt, dass er den Vortrag deshalb nicht veröffentlicht, weil er in der selben Woche bereits einen kontroversen Vortrag veröffentlichte und er während dem Wahlkampf den Bogen nicht überspannen will.
    Die Ansicht ist dort alles andere als beliebt. Niedrige Besteuerung der Reichen gilt als Wachstumsmotor. Das glauben dort sogar viele Arme.