Zumindest zwei Mediengeschichten, die sich ähneln. Ich stelle sie einfach mal ganz kurz nebeneinander – ohne Wertung.
Story Eins: Der amerikanische “rising star” des Journalismus, Jonah Lehrer, Starautor des Magazins New Yorker, musste am Montag überraschend seinen Hut nehmen – ihm wurde nachgewiesen, dass er für sein neuestes Buch Imagine Zitate von Bob Dylan teilweise frei erfunden, andere zuminfest abgeschrieben und aus dem Zusammenhang verwendet hatte. Den Hintergrund dazu beschreibt die New York Times hier.
Story Zwei: Heribert Prantl, Starautor der Süddeutschen Zeitung, beschreibt in einem Seite-3- Porträt über den Verfassungsgerichtspräsidenten Andreas Voßkuhle Küchenszenen, die er nicht selbst erlebt hat. Auch das sorgt für Wirbel.
Sind beide Storys vergleichbar? War die “freimüssige” Entlassung Lehrers zu hart? Oder sollten wir Deutschen uns daran ein Beispiel nehmen? Letzteres ist eine ehrliche Frage, denn ich weiß aus langjähriger Erfahrung, dass fast nichts i Journalismus mehr bearbeitet wird als Zitate. Zwischen frei erfundenen Zitaten (manche, das muss ich hinzu fügen, im Einverständnis mit den Interviewten dann in die Gesprächabschrift eingefügt) und solchen, die beispielsweise von Pressesprechern stammen, oder die aus schriftlichen Presseerklärungen übernommen und dann (auch hier wieder mal ungerfagt, mal mit Einverständnis) als wörtliche Zitate den “Interviewten” zugeschrieben werden, bis hin zu aus fremden/ungenannten Quellen abgeschriebenen “Zitaten” habe ich alles schon erlebt – ich behaupte sogar, dass es bei uns die Regel ist, das Gesagte nicht wörtlich wiederzugeben, sondern eine korrigierte (machmal wird nicht nur die Syntax und Grammatik zurechtgebogen, sondern auch gleich der ganze Inhalt) Fassung desselben zu drucken. Was ist für den Leser wohl besser?
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