Doch wie gesagt: Sexismus und sexuelle Belästigung oder gar sexuelle Missbrauch sind nicht synonym. Und in manchen Fällen haben sie sogar sehr wenig mit einander zu tun. Vergewaltigung, sexueller Missbrauch und sexuelle Misshandlung sind sehr oft eher durch die Aggression und Wut der TäterInnen definiert (auch wenn in den einschlägigen Studien – die Welt ist voller Sexismus – wie dieser hier eigentlich nur männliches Verhalten untersucht wird); welche Lust wurde wohl in Abu Ghraib befriedigt, welche “Begierden” befriedigt Vergewaltigung als Methode der Kriegsführung?
Aber auch hier muss ich erst mal die Torpfosten wieder dahin rücken, wo sie anfänglich standen: Es geht ja in der aktuellen Diskussion nicht um Vergewaltigung, und nicht jede sexistisch inspirierte Belästigung ist eine Vorstufe zu sexueller Gewalt, auch wenn die Genzen leider fließend sind. Worum es geht ist das konkrete Verhalten der Politiker (und, hier sind sie ganz “Volksvertreter”, vieler anderer Männer), durch das sich Frauen “angemacht” fühlten – wobei “angemacht” hier stellvertretend für als “abgewertet”, “belästigt”, “bedrängt” etc. steht. Dass dieses unsensible Verhalten potenziell von beiden Geschlechtern praktiziert werden kann, ist zwar im Prinzip richtig, aber im konkreten Fall waren es halt mal Männer …
Damit es klar ist: Ich wäre genauso empört, wenn Frauen dieses Verhalten an den Tag legten, und es spielt auch keine Rolle, ob Frauen oder Männer dabei die Opfer sind (wie gesagt, jede Kombination ist denkbar). Aber dem der Vorschlag, dass die Betroffenen so lange die Klappe halten müssen, bis auch ein paar prominente grabschende oder “baggernde” (sagt man das heute noch? Bin ein wenig aus der Übung…) Frauen geoutet werden können, wäre wohl absurd …
Kommentare (113)