7. Bestellte und abgesprochene Texte sind auch bei Nicht-Veröffentlichung zu vergüten, und zwar in Form eines (reduzierten) Ausfallhonorars. Dies gilt nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte.
8. Honorare für freie Journalisten müssen zeitnah nach Veröffentlichung von Artikeln ausgezahlt werden. Soweit ich es aus meiner Erfahrung beurteilen kann, sind mehrmonatige Verzögerungen der Regelfall.
9. Bei Aufträgen an freie Journalisten, die mehrtägige Recherchen und Auslagen (zum Beispiel Reisekosten) erforderlich machen, wird ein Teil des Honorars als Kostenvorschuss mit der Auftragserteilung fällig und umgehend erstattet. Aus dieses Problem kenne ich aus direkter Beobachtung (als Korrespondent hatte sich sehr häufig mit freien Mitarbeitern zu tun): Man geht mit Hunderten von Euro oder Dollar in Vorleistung und wartet dann monatelang darauf, das Geld, zusammen mit dem Honorar erstattet zu bekommen. Wie in Punkt 4. bereits erläutert, wirkt sich die Begrenzung der verfügbaren Mittel zumeist nachteilig auf die Qualität der journalistischen Leistung aus. Freie Journalisten bekommen Spesen nur in den seltensten Fällen erstattet; die Verlockung, die Story dann mit minimalem Rechercheaufwand zu produzieren, wird dadurch unangemessen gesteigert.
10. All dies bedarf keiner gesetzlichen Regelung, sondern der Einsicht, dass Journalismus mehr ist als nur die Aneinanderreihung alphanumerischer Zeichen, die dann den Platz zwischen mehr oder weniger lukrativen Anzeigen füllen sollen.
So, wie Zeitungen heute gemacht werden, sind sie eine gedruckte Form der Pferde-Lasagne, denn in beiden ist nicht mehr das drin, was auf der Verpackung versprochen wurde. Und dem Verbraucher oder Leser wird in beiden Fällen die Schuld zugeschoben, dass man ihm ungenießbare Wechselbälger unterjubeln muss; die versprochene Qualität könne man bei den gegebenen Preisen halt nicht produzieren. Davon abgesehen, dass die Leser bisher schon enorm viele Preis- und Abo-Erhöhungen hingenommen haben, ohne dass dies automatisch mit einer Qualitätssteigerung einher ging: Warum jemand denken kann, die zunehmende Ungenießbarkeit des Produkts sei ein tragbares Geschäftsmodell für die Zukunft, erschließt sich mir auch bei längerem und scharfem Nachdenken nicht. Vielleicht sollte man es doch mal wieder mit mehr Qualität versuchen – beim Journalismus und bei der Lasagne. Und wer weiß, vielleicht hat man die Konsumenten ja doch unterschätzt …
* Das heißt nicht, dass ich Verlage und/oder Verleger nicht mag. Im Gegenteil. Aber die Interessen der Verlage und die Interessen der Journalisten sind traditionell sehr oft antagonistisch; eben so wie die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in weiten Teilen antagonistisch sind, selbst wenn es ein paar wesentliche Übereinstimmungen gibt.
** Ich weiß zwar, dass dies eine interpretative Paraphrasierung ist, aber es ist mir bisher nicht gelungen, einen anders gelagerten Sinn in folgendem Zitat aus Anatols Posting zu entdecken: “Und ich muss zugeben, ich kann nachvollziehen, warum ihr das Geldverdienen reizvoll findet. Trotzdem schreibe ich meistens umsonst, einfach, weil ich schreiben will — und damit bin ich einer von Millionen, die umsonst komponieren, malen, dichten, filmen, und die ihr Geld auf ganz althergebrachte Art und Weise verdienen: Indem sie dafür arbeiten.” (Hervorhebung von mir) Diese Aussage ergibt nur unter der Prämisse “Schreiben ≠ Arbeiten” einen Sinn.
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