Um eventuelle Proteste gleich vorweg zu nehmen: Der Michael-Crichton-Wissenschaftsthriller wird in dem Artikel So You’re Extinct? Scientists Have Gleam in Eye zwar erwähnt (was bei dem Thema “Wiederbelebung ausgestorbener Arten” einfach unvermeidlich schiene), aber es geht ausdrücklich um die sehr viel konkretere Frage, wie man ausgestorbene Arten – beispielsweise die Wandertaube oder den südlichen Magenbrüterfrosch – aus erhaltenen Gewebeproben durch Klonen wieder zu neuem Leben erwecken koennte. Dass es technisch nur eine Frage der Zeit und der Qualität von erhaltener DNA ist, bis Wollhaarmammuts oder tasmanische Beutelwoelfe wieder herumlaufen könnten, macht die Sache nicht einfacher, sondern eher kompliziert. Der Grund, warum ich diesen Artikel als Lesetipp verlinke, ist schlicht das Problem, das Ross MacPhee vom American Museum of Natural History aufwirft, und das wirklich ernsthaft diskutiert werden sollte: “As usual, our technological capacity outstrips what it all means” – mit anderen Worten, unsere technischen Fähigkeiten sind oft größer als unsere Fähigkeit, Zusammenhänge zu überschauen. Damit, eine ausgestorbene Art aus der DNA-Konserve wieder zu erschaffen, ist es halt nicht getan; bei Arten, die ganz eindeutig durch menschliches Handeln ausgerottet wurden (der Magenbrüterfrosch ware ein Beispiel, die Wandertaube ein anderes, die Dronte oder auch der Beutelwolf noch andere), mag das sogar als eine moralische Verantwortung empfunden werden. Aber was nützt es, eine Art wieder einzuführen, wenn deren Lebensraum längst zerstört ist und sie daher zu einer Existenz als Kuriosum im Zoo (hier kommt wieder die Jurassic-Park-Analogie ins Spiel) verdammt wäre? Was ist mit Arten, die eventuell einer natürlichen Selektion durch Klimawandel (das Mammut wäre hier eventuell ein Beispiel) erlegen sind – wollen wir den Evolutionsprozess korrigieren? Das wäre zwar alles “cool” und faszinierend – aber ist alles, was machbar ist, auch sinnvoll?

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Kommentare (6)

  1. #1 dilopho
    19. März 2013

    Ich schreib hier mal als Paläontologie-Interessierter bzw. künftiger Student.
    Mir, und wahrscheinlich vielen Gleichgesinnten, würde wohl ein Lebenstraum in Erfüllung gehen einem lebendigen Urzeitwesen zu begegnen (zugegeben, Beutelwolf und Co. sind auch erst “kürzlich” ausgestorben, aber es geht in die gleiche Richtung). Deshalb ist der Reiz wohl auch groß, solche Technologien zu nutzen. Aber du hast es schon erwähnt, was bringt uns das? Je älter die “Wiedergeburt” ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es dazu verdammt sein wird sein zweites Leben in irgendeinem Zoo zu verbringen. Vermutlich gäbe es auch ein paar, die die Tiere am liebsten auswildern würden. Was mit dem dortigen Ökosystem passiert, wenn man beispielsweise eine Population Mammuts einfach so in die Tundra setzt, kann man sich ja leicht ausmalen. Ich sags wirklich ungern, aber lassen wir ausgestorbene Tiere ausgestorben bleiben und erfreuen uns lieber an der heutigen Natur.
    Nichtdestotrotz wird es wohl trotzdem ein paar wenige geben, die dem Reiz letztendlich nicht widerstehen können…

  2. #2 para
    19. März 2013

    Selbst wenn das cloning gelänge und man sogar ein Lebensraum hinbekäme, bliebe noch das Problem der Inzuchtdepression, welches im NY-Artikel gar nicht angesprochen wird, dabei ist dies eines der größten Probleme im Artenschutz.

  3. #3 Marcus
    21. März 2013

    Es wäre wohl kein so großes Problem, auch vom Amerikanischem Condor waren gerade zwei dutzend Tiere übrig als man ein Schutzprogramm einführte.

    Auch die Erklärungen das einzelne Tierarten auf Treibhölzern auf isolierte Inseln gelangten gibt einen Hinweis, dass auch sehr kleinen Populationen wieder groß werden können.

  4. #4 para
    21. März 2013

    Können sie- nur bei solch Kolonialisierungsgeschichten muss man bedenken das jene Tiere einen neuen Lebensraum, also fern von (“gewohnter”) Konkurrenz, Prädator und Krankheiten besiedeln.

  5. #5 Marcus
    21. März 2013

    Sicher mir ging es nur darum zu zeigen, dass Incest kein Unüberwindbares Problem darstellt. Das es ein Problem ist stimmt natürlich.

  6. […] nicht oben rechts auf dieser Seite zu sehen wäre) macht mit dem Thema auf, das auch hier schon mal als Lesetipp zur Sprache kam: Reviving Extinct Species – das wieder erstehen lassen ausgestorbener Arten. […]