Im Prinzip ist die Geschichte ja – aus mehreren Blickwinkeln – ein alter Hut; nicht nur, weil sie bereits am vergangenen Freitag in der New York Times erschienen war: Darüber, dass Hybrid- und/oder Elektroautos auch dazu dienen können, als Stromspeicher für eine bessere Auslastung/Versorgung des Elektrizitätsnetzes zu sorgen, hatte ich hier vor mehr als fünf Jahren zum ersten Mal geschrieben. Und schon damals war die Idee des auch diesmal von der New York Times zitierten Professors Willet Kempton schon ein Jahrzehnt alt. Aber so lange sie noch nicht auf breiter Basis umgesetzt wurde, ist die Idee immer noch “neu”, und da ich doch immer häufiger Elektroautos (namentlich einen Chevy Volt und einen Tesla 300) in meiner Nachbarschaft sehe, könnte ich mir vorstellen, dass da am Ende doch mal was draus wird …

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Kommentare (2)

  1. #1 Physiker
    30. April 2013

    Ich erinnere mich an einen Vortrag, in dem behauptet wurde, dass die Speicherkapazität um Grössenordnungen nicht ausreichen würde um Netzschwankungen von einer 100% erneuerbaren Energieversorgung auszugleichen. Selbst wenn alle PKWs in Deutschland durch Elektrofahrzeuge ersetzt würden die 100% der Zeit am Netz hängen, könnte dies lediglich 10% der Strom-Schwankungen durch Sonne und Wind auffangen. Dabei ist schon jede einzelne dieser beiden Annahmen absolut utopisch. Bei der Kaufentscheidung Auto vs. öffentliche Verkehrsmittel ist ja gerade einer der entscheidenden Gründe (pro Auto) die spontane Verfügbarkeit – und wenn man diese nicht komplett einschränken will, dann kann man sinnvollerweise nur noch ca. 10% der Akku-Kapazität zur Netzstabilisierung zur Verfügung stellen. Berücksichtigt man weiter, dass es noch konkurrierende (und auch aus ökologischer Sicht z.T. sehr viel sinnvollere) Konzepte zum Elektroauto gibt, und es damit in der Zukunft wohl einen Mix aus Autogas, Erdgas, Hybrid, Biokraftstoffe, reinem Elektroantrieb (evtl. Brennstoffzellen) etc. gibt, so ergibt sich ein realistisches Potential, demzufolge Elektrofahrzeuge höchstens 1/100, wahrscheinlicher nur 1/1000 der Netzfluktuationen auffangen könnten. Damit sei, laut zitiertem Dozent, diese Möglichkeit vom Potential her absolut vernachlässigbar.

    Meiner Meinung nach, sollte man aber auch kleine Potentiale ausschöpfen, denn viele kleine Beiträge können sich auch wieder zu etwas grösserem Aufsummieren.

  2. #2 Horst
    3. Mai 2013

    @Physiker: Es kommt bei diesen Berechnungen auch ganz stark darauf an, welchen Zeitraum man betrachtet. Will man nur die Mittagsspitze glattziehen? Will man den nachmittäglichen, überschüssigen Solarstrom in der Nacht verbraten? Oder will man die winterliche Erzeugungslücke und das winterliche Verbrauchshoch durch im Sommer eingefangene Sommerstrahlen kompensieren?

    Für jedes Zeitfenster gibt es gut und weniger gut geeignete Speichertechnologien. Batterien halten Energie ziemlich verlustfrei, sind dafür aber in ihren Zyklen doch sehr begrenzt (1000 mal ganz voll und wieder ganz leer, sagt man). Darum würde ich die eher bei langfristiger Speicherung sehen und nicht, um jede kleine Welle im Netz glatt zu ziehen. Schwungräder haben relativ große Verluste (irgendwo bei 5% je Stunde), können dafür beliebig dynamisch belastet werden und haben keine Zyklen-Begrenzung. Sehr elegant, aber mit bescheidenem Wirkungsgrad, ist die elektrolyse von Wasser und die Einspeisung des Wasserstoffs in das Erdgasnetz.

    Bei den PKW-Batterien kommt meiner Meinung nach im wesentlichen das Problem der Psyche zum tragen. Es geht immerhin um das heiligste im deutschen Haushalt. Wo kämen wir hin, wenn da irgend ein Energieversorger per Fernbedienung mir nachts heimlich die Freiheit aus der Batterie saugt, spontan nach Griechenland zu fahren? Wenn das nicht ganz massiv finanziell vergütet wird, wird das kaum Anklang finden. Selbst Leute, die nie in ihrem Leben weiter als 50km am Tag fahren, bekommt man ja schon nicht motiviert, sich eine Elektroauto zu kaufen. Weil man könnte ja doch irgendwann mal spontan nach Griechenland wollen – UND DANN?
    Letztendlich wird man um stationäre Speicher, seien sie nun lokal im Keller oder zentral irgendwo in der Mittel- oder Hochspannung angesiedelt, nicht herumkommen. Ganz egal, ob die Kapazität der Autos reicht, oder nicht – wenn sie nicht zur Verfügung steht, hilft einem das alles nix.