Wer ist Bing Crosby? Personen meiner Generation hätten sich vermutlich glücklich geschätzt, diese Frage nicht beantworten zu können, da der amerikanische Sänger in den 60-er Jahren nahezu ubiquitär uned unvermeidlich war. Hier also ein kleines Video zur Auffrischung:
Aber was hat der nun mit Nazis zu tun? Nichts. Eigentlich hat auch das Tonband – jene Technologie, der Crosby seine Radipopularität verdankte und die eine der ersten Hightech-Produkte des Silicon Valley war, wo sie, dank ihrer Magnetspeicher-Kapazitäten, ein wesentliches Element im Aufschwung der damals noch embryonalen Computerindustrie wurde – nichts direkt mit den Nazis zu tun. Aber die BASF, die das Kunststoff-Tonband (erinnert sich noch jemand daran? Selbst MusiCasetten sind ja inzwischen eher Museumsstücke) bescherte, gehörte zur IG Farben, und damit in die direkte Einflusssphäre des Regimes; so gesehen ist es also nachvollziehbar, dass der New Yorker hier einen direkten Einfluss der Nationalsozialisten sieht: How Bing Crosby and the Nazis Helped to Create Silicon Valley. Und das ist ganz unironisch gemeint:
There is a direct link in the Silicon Valley understanding between Bing Crosby’s crooning and the rise of the hard drive, which was designed as an improvement over magnetic tape. Or, to put it into an equation: microphones + crooning + Nazis + radio + fifty thousand dollars = Silicon Valley.
Das Stück selbst ist ja ganz lesenswert (für mich, jedenfalls, da ich diesen Zusammenhang zwischen einer Radiopersönlichkeit, dem Aufstieg des Tonbands und dem Ursprung von Silicon Valley nicht kannte) – so lange es nicht entweder zur Gleichsetzung von Crosby und Nazis führt (das täte dem Schmalzsänger, soweit ich es sehen kann, durchaus unrecht). Oder, schlimmer noch, als eine “gute Seite” des Nazi-Regimes umgestylt wird, wie wir es beispielsweise von der Autobahn und Volkswagen kennen…
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