Peer-Review, also die Begutachtung wissenschaftlicher Arbeiten durch Fachkolleginnen und -Kollegen ist der “Goldstandard” der wissenschaftlichen Publikation (und Publikation wiederum ist das Wesen der Wissenschaft). Doch nicht jede Rezension oder Begutachtung kommt beim Begutachteten gleich gut an; um Druck auf die Gutachter zu vermeiden, bleiben sie in aller Regel anonym. Aber das macht sie nicht weniger menschlich. Und das bedeutet, dass sie selbst beim besten Willen nicht immer unvoreingenommen sein können – wenn das Paper beispielsweise vom verehrten Doktorvater stammt, wird das Urteil sicher anders ausfallen als wenn unter den AutorInnen Namen auftauchen, die einem schon immer ein rotes Tuch waren. Aus diesem Grund hat der nature-Verlag nun beschlossen, ein doppelt verblindetes Review-System zu testen: Die GutachterInnen für Nature Geoscience und Nature Climate Change werden in Zukunft nicht nur selbst anonym bleiben, sondern auch anonymisierte Arbeiten zum Lesen erhalten.
Ein Hauptmotiv sei es, wie das verlinkte Editorial in Nature Geoscience erklärt, damit der Voreingenommenheit gegen Wissenschaftlerinnen zu begegnen: Frauen werden in der Wissenschaft auch heute noch generell strenger begutachtet als gleich qualifizierte Männer. en Versuch ist es sicherlich wert. Und auch bei nature ist man sich bewusst, dass Fachleute auch bei namenlosen Arbeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit raten können, von welcher Institution das Paper eingereicht wurde – aber das heißt eben noch lange nicht, dass sie dabei auch die Namen der federführenden AutorInnen erraten können. Bei einer Umfrage unter den nature-Leserinnen und -Lesern zeigten sich nur 16 Prozent (beiderlei Geschlechter gleichermaßen hier vertreten) skeptisch – den Versuch ist es also definitiv mal wert.
Kommentare (9)