Erst mal eine Entschuldigung: Es ist mal wieder eine jener Wochen im Semester, in denen eine Klasse nach der anderen mehrseitige Hausarbeiten wie Literaturrecherchen, Laborreports etc. einreichen musss und ich als Kommunikationslehrer (der sich dabei in mitunter sehr spezielle Themenstellungen überhaupt erst einlesen muss) kaum zum Luftholen, geschweige denn zum Bloggen komme. Aber weil dabei immer wieder auch das Thema Wissenschafts- bzw. Forschungsethik zur Sprache kommt, hat mich dieser “Tafelanschrieb”* in der Lobby des Stata Center am MIT (hier sind unter anderem die Computer- und Robotikexperten untergebracht) stark beschäftigt:
* Einige der Wände im Stata Center sind mit Schiefertafeln ausgestattet – sie können für Mitteilungen aller Art verwendet werden.
Auf Anhieb würde ich dies nicht als ein ethisches Problem erkennen – eher ein humanitäres: dem Tier das Sterben leichter machen (Kissen und Wasser), oder sein Leiden verkürzen (Axt). Für beides gäbe es gute Argumente, und ich gebe zu, dass ich in dieser hypothetischen Situation nicht wüsste, was richtiger ist. Doch was mich nachhaltiger beschäftigt, ist nicht die Frage, sondern die Antwort:
“Du hast einen Lastwagen. Fahr weiter.” Im ersten Moment klingt das ja nach einer sehr praktischen Lösung – ungeschehen machen kann man sowieso nichts, also warum sich groß Gedanken machen, wenn es doch ganz einfach ist, sich aus der Affäre zu stehlen. Doch dieser Gedanke ist bei mir noch nicht mal zu Ende gedacht, da feuern andere Neuronen schon Protestsalven ab: Wenn die hier aufs Leben vorzubereitenden jungen Menschen tatsächlich zustimmen, dass sich vor Verantwortung drücken die bessere Alternative dazu sei, wenigstens versuchsweise einen verantworteten Schaden zu mildern, dann senden wir hier die falschen Botschaften aus. Oder sehe ich das falsch?
Mich würde mal interessieren, wie meine ScienceBlogs/GeoGraffitico-LeserInnen das sehen …
Kommentare (53)