“Kalenderjournalismus” (also das Aufhängen von Geschichten an Jahrestagen) war ja in meinem Kreisen, als ich noch bei “seriösen” Medien gearbeitet habe, zwar eine gernee benutzte Injurie, um die Geschichte eines Kollegen (= Konkurrenten um redaktionellen Platz) abzuwerten. Aber was soll’s, mir gefällt’s: Am 24. Februar vor 100 Jahren hatten zwei Ingenieure die Idee, ein Planetarium mit einem zentralen Projektor zu entwickeln. Und zwar für’s Deutsche Museum in München, wie ich dieser Geschichte in der Dienstags-Ausgabe der New York Times entnehme. Offenbar hatte der Museumsgründer Oskar von Miller den Wunsch gehabt, eine rotierende Himmelssphäre bauen zu lassen – also eine große Metallkugel, in deren Hülle Löcher gebohrt werden sollten, die dann (dank des Tageslichts, das durch solche Löcher dringt) den Fixsternhimmel repräsentieren würden. (Eine solche Himmelssphäre, die Atwood Celestial Sphere, wurde zum Beispiel 1913 im Auftrag der Chicago Academy of Science

Der Haken war, dass dies eben nur die so genannten Fixsterne (die natürlich auch nicht wirklich fix, also absolut unbeweglich sind – aber ihre Bewegungen relativ zueinander sind so langsam, dass wohl so ein Hohlraum-Sternentheater zumindest für längere Zeit einiger Maßen akkurat geblieben wäre. Aber eben nur diese Fixsterne – Planeten, Mond uns SOnne lassen sich nicht mit solchen Tageslichtlöchern repräsentieren. Und da kam den Zeiss-Ingenieuren eben die Erleuchting, nicht den künstlichen (Blech-)Himmel rotieren zu lassen, sondern die Sterne mit einem speziellen Projektor auf die Innenseite einer schalenförmigen Kuppel zu projizieren. Bis zur Realisierung vergingen dann allerdings noch viele Jahre, da der Erste Weltkrieg die Pläne Millers durchkreuzte.

Planetarien sind eine großartige Sache: Vor allem in Städten (dort sind sie ja meistens zu finden), haben die Menschen kaum eine Chance, den “echten” Sternenhimmel zu sehen. Wer mehr zum Thema Lichtverschmutzung wissen will, sollte bei meinem Kollegen Christian Reinboth und seinem Blog Frischer Wind reinschauen. Und die Leistung dieser Projektoren ist erstaunlich: Ich erinnere mich, wie Neil deGrasse Tyson uns vor etwa 14 Jahren eine Führung durch das gerade wiedereröffnete New Yorker Hayden Planetarium gab und mit hörbaren Stolz (die Neugestaltung des Planetariums war sein Projekt) erklärte, dass der dort installierte Zeiss-Projektor so akkurat sei, das er Objekte abbilden könne, die nur mit dem Fernglas zu erkennen sind. Die Shows im Hayden-Planetarium jedenfalls sind immer einen Besuch wert!

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Kommentare (2)

  1. #1 Theres
    19. Februar 2014

    Planetarien sind vor allem wetterunabhängig!
    Die Shows werden immer besser, also, von der einfachen und korrekten Abbildung des Sternenhimmels sind die großen inzwischen abgekommen, 3D Shows müssen es sein. Die sind aber auch toll 🙂
    Jetzt lese ich mir mal die Geschichte der Planetarien durch …

  2. […] die ganze Kuppel zu drehen. Heute vor 100 Jahren fand – wie hier und in der Folge hier und hier beschrieben – bei der Firma Zeiss eine entscheidende Sitzung statt, bei der eine fixe Kuppel […]