Falls hier nun CEOs mitlesen und protestierend auf ihren Terminkalender deuten, in dem noch um neun Uhr abends eine Telefonkonferenz mit Los Angeles (oder was auch immer) eingetragen ist: Ich bestreite nicht, dass die Zeitpunkte im Tagesgeschäft je nach Branche und Position anders verteilt sein können – aber die Zeitspannen, an denen man(n) produktiv ist, dehnen sich damit nicht in gleichem Maß aus. Es gibt immer viel Leerlauf. Und der könnte, bei flexiblerer Gestaltung, auch flexibler genutzt werden. Letztlich ist die längere Arbeitszeit sogar unproduktiver: Weil Arbeit auf mehr Zeit verteilt wird, und Leistung die Arbeit pro Zeiteinheit ist, bedeutet dies eigentlich sogar eine geringere Leistung, die mit solchen überproportionalen Gehältern entlohnt wird.
Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Das ist ein gewolltes, ein bewusst so etabliertes System. Nicht zuletzt – und ab hier ist es zugegebener Maßen reine Spekulation – um Frauen aus dem Club der “Leistungsträger” auszuschließen. Denn ob es nun biologisch bedingt ist (was ich bezweifle) oder eben doch eher eine rein soziale Konvention: Die Sorge um Familienangehörige, seien es Kinder oder Pflegebedürftige, ist eine Verantwortung, die immer noch vorwiegend den Frauen zugeschoben wird. Und sie ist in aller Regel unvereinbar mit den langen – zu langen! – Arbeitszeiten, die als die Messlatte für die Befähigung zum Erfolg verwendet werden. Und zwar unabhängig davon, ob sie nun wirklich mit Leistung gefüllt oder nur als Symbole zur Schau gestellt werden.
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