Ich finde das Thema zu wichtig, um es in alten Kommentarsträngen zu verbergen: Wer nun immer noch glaubt, dass der so genannte Gender Pay Gap eigentlich nicht wirklich mit dem Geschlecht selbst, sondern eher mit – zufällig (?) mit dem Geschlecht parallel laufenden – Job-Präferenzen zu tun habe, sollte sich folgende Nachricht mal durch den Kopf gehen lassen: Die Chefredakteurin der New York Times, Jill Abramson, wurde offenbar gefeuert, weil sie darauf bestand, genau so viel bezahlt zu bekommen wie ihr Vorgänger Bill Keller: NYT firing Jill Abramson raises the question (again) about Equal pay.
Und wer nun denkt, warum regt sich der Schönstein eigentlich darüber so auf, als Mann sollte er doch froh sein, wenn er mehr verdienen könnte als eine Frau, dem gebe ich Folgendes zu bedenken: Als ich durch sehr unerfreuliche Umstände plötzlich aus meiner Rolle als Hauptverdiener gekegelt wurde, und meine Familie zumindest für ein gutes Jahr primär vom Einkommen meiner Frau abhängig wurde, spielte die Einkommensfairness für Frauen auch plötzlich eine unerwartete Rolle in meinem Leben. Mit anderen Worten: Auch Männer werden zu Opfern, wenn Frauen schlechter bezahlt werden. Und da diese Situation, in der die Frau die Aufgabe der Hauptverdienerin übernimmt, in unserem gegenwärtigen Gesellschaftsmodell eher damit korrespondiert, dass der Mann aus dieser Rolle ausfällt (was ein guter Indikator für eine Notlage sein kann), sollten auch all die “Der-Markt-wird’s-schon-richten”-Schwafler mal darüber nachdenken, wie eine solche Notlage – in der ja die Ausgaben nicht mal eben schnell dem Einkommen angepasst werden – die freien Verhandlungspositionen der Arbeitsuchenden beeinflusst. Ich habe oft genug in meinem Leben nach Jobs suchen müssen um zu wissen, dass die Gehaltsfrage generell sehr einfach gehandhabt wird: Entweder man akzeptiert, was geboten wird, oder man ist aus dem Rennen.
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