Um es gleich vorweg zu nehmen: Biotechnologie und Gentechnik werden, wie der Artikel The Next Green Revolution in der aktuellen Ausgabe von National Geographic erklärt, eine wichtige Rolle bei der Lösung des Problems spielen, wie man sieben Milliarden Menschen auf einem Planeten ernähren soll, dessen regional prekäre Nahrungsgrundlage in weiten Teilen durch den Klimawandel noch verschlimmert wird. Und wer nun denkt, dass ich das für schlecht oder unerfreulich hielte, der hat nicht verstanden, worum es mir hier geht. Der National-Geographic-Artikel ist meiner Ansicht nach sehr differenziert, weil er zwar die Chancen moderner Pflanzenbiologie, speziell für die gestressten Agrikulturen Asiens und Afrikas beschreibt, aber auch sehr deutlich macht, wo die Probleme liegen. Und die liegen nicht darin, ob übergewichtige Industrienationen nun GMO im Essen haben sollten oder nicht, sondern darin, ob sich die typischer Weise kleinbäuerlichen Agrikulturen in den Weltregionen, die wir mit einer gewissen Überheblichkeit als die “Dritte” bezeichnen (obwohl dort die Mehrheit der Menschheit lebt), diese Errungenschaften der Biotech-Industrie werden leisten können – oder ob es auch dort zu einer Ausweitung der industriellen Monokultur kommt, für die ein Großteil der GMO entwickelt wird.
Und das ist nicht nur ein soziales Problem, weil dies die bestehenden Wirtschafts- und Bewirtschaftungsmethoden umwälzen würde, weg von den Bauern-Familien, hin zu Agro-Großbetrieben. Sondern auch ein biologisches: Monokulturen – das biologische Gegenstück zur Ford-Model-T-Fließbandproduktion – sind zwar sehr effizient zu bewirtschaften, sind aber dafür auch sehr anfällig für Krankheiten und Fraßschädlinge. Und wenn so ein Schädling oder Virus dann, was beinahe unausweichlich ist, einen Weg findet, das Abwehrsystem – egal, wie es zustande kam – zu unterlaufen, dann wären die Folgen verheerend.
Das Problem ist also nicht, ob “klassische” Kreuzungen oder genetische Ingenieurskunst die Sortenauswahl verändert, sondern welche Vorstellung von Landwirtschaft dabei als Leitbild verwendet wird.
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