Um es gleich vorweg zu nehmen: Biotechnologie und Gentechnik werden, wie der Artikel The Next Green Revolution in der aktuellen Ausgabe von National Geographic erklärt, eine wichtige Rolle bei der Lösung des Problems spielen, wie man sieben Milliarden Menschen auf einem Planeten ernähren soll, dessen regional prekäre Nahrungsgrundlage in weiten Teilen durch den Klimawandel noch verschlimmert wird. Und wer nun denkt, dass ich das für schlecht oder unerfreulich hielte, der hat nicht verstanden, worum es mir hier geht. Der National-Geographic-Artikel ist meiner Ansicht nach sehr differenziert, weil er zwar die Chancen moderner Pflanzenbiologie, speziell für die gestressten Agrikulturen Asiens und Afrikas beschreibt, aber auch sehr deutlich macht, wo die Probleme liegen. Und die liegen nicht darin, ob übergewichtige Industrienationen nun GMO im Essen haben sollten oder nicht, sondern darin, ob sich die typischer Weise kleinbäuerlichen Agrikulturen in den Weltregionen, die wir mit einer gewissen Überheblichkeit als die “Dritte” bezeichnen (obwohl dort die Mehrheit der Menschheit lebt), diese Errungenschaften der Biotech-Industrie werden leisten können – oder ob es auch dort zu einer Ausweitung der industriellen Monokultur kommt, für die ein Großteil der GMO entwickelt wird.

Und das ist nicht nur ein soziales Problem, weil dies die bestehenden Wirtschafts- und Bewirtschaftungsmethoden umwälzen würde, weg von den Bauern-Familien, hin zu Agro-Großbetrieben. Sondern auch ein biologisches: Monokulturen – das biologische Gegenstück zur Ford-Model-T-Fließbandproduktion – sind zwar sehr effizient zu bewirtschaften, sind aber dafür auch sehr anfällig für Krankheiten und Fraßschädlinge. Und wenn so ein Schädling oder Virus dann, was beinahe unausweichlich ist, einen Weg findet, das Abwehrsystem – egal, wie es zustande kam – zu unterlaufen, dann wären die Folgen verheerend.

Das Problem ist also nicht, ob “klassische” Kreuzungen oder genetische Ingenieurskunst die Sortenauswahl verändert, sondern welche Vorstellung von Landwirtschaft dabei als Leitbild verwendet wird.

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Kommentare (1)

  1. #1 Adent
    22. September 2014

    Sehr schöner Artikel, und erstaunlicherweise verzichtet er auf das übliche vorauseilende Verdammen der Grünen Gentechnik. Sowas würde ich mir öfter wünschen.
    Im Kommentarteil schlagen dann aber die üblichen sehr schlecht informierten Gentechnikgegner auf und bezichtigen National Geographic von Monsanto bezahlt worden zu sein. Sowas ist dann wieder zum kotzen.
    Ich denke ähnlich wie beim Klimawandel ist es erforderlich nicht auf eine Technik zu setzen sondern jeweils vor Ort (also z.B. in Afrika) die jeweils am besten passende zu verwenden, sei es nun Gentechnik oder optimierte Landwirtschaft oder eine Kombination von beidem. Wichtig ist (meiner Meinung), dass die Lösungsansätze zur Region passen und man nicht versucht alles mit einer mehr oder weniger gut passenden Methode zu lösen.