“Du stehst nicht eher vom Tisch auf, bis du deinen Teller leer gegessen hast!” Ich nehme an, dass ich nicht das einzige Kind meiner Generation – und vieler, die vorauskamen und noch mehr, die nachfolgten – war, das mit diesem Zwang tagein, tagaus leben musste. Als ich Vater wurde, hatte ich mir geschworen, diesen Satz selbst nie zu benutzen – und angesichts der Tatsache, dass Übergewicht das Gesundheitsproblem für Kinder und Jugendliche in den USA ist (die First Lady Michelle Obama hat sich den Kampf dagegen als erstes Ziel gesteckt), wäre mir jede andere Einstellung dazu als unvernünftig erschienen. Dazu stehe ich auch weiterhin.

Aber als ich dieses Bild (bitte klicken)* in der aktuellen Ausgabe von National Geographic sah, verschlug’s mir doch erst mal die Sprache: Es zeigt, für den Fotografen zusammengestellt, die Menge an Lebensmitteln, die eine durchschnittliche vierköpfige Familie in den USA jährlich wegwirft – 21 Prozent ihrer gesamten Lebensmitteleinkäufe, das sind runde 520 Kilogramm, die entweder als Essensreste “entsorgt” werden oder schon vor der Verarbeitung verdorben sind. Laut NatGeo addiert sich der Wert dieser verlorenen Lebensmittel jährlich auf 115 Milliarden Dollar; für die Produktion dieser Lebensmittel gingen mehr als ein Viertel des US-Wasserverbrauchs und 300 Millionen Barrel Öl drauf. Das ist umso erschreckender, als – wie ein früherer Beitrag in dieser Ernährungsserie von National Geographic auf das Problem hinwies – fast 50 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner (viele davon Kinder) als “food insecure” gelten, wie man im Neusprech unserer Tage für “hungernd” sagt…

* Ich hätte die URL dieses Bildes natürlich mit nahezu gleichem HTML-Aufwand hier so einbinden können, dass statt des Links das Bild angezeigt wird, aber das erschien mir nach jüngsten Erfahrungen nicht ratsam.

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Kommentare (9)

  1. #1 Philipp
    18. Oktober 2014

    Werden überproportional viele Lebensmittel weggeworfen, deren Produktion wasserintensiv ist (sonst könnten 21% der Lebensmitteleinkäufe schlecht mehr als ein Viertel des Wasserverbrauchs ausmachen), oder ist das etwas ungeschickt formuliert?

  2. #2 rolak
    19. Oktober 2014

    21%

    Das dürfte ein schnöder Tippfehler sein, Philipp. Als Indizien hätte ich im Angebot einerseits die -äh- relative Nähe der Tsten ‘2’ und ‘3’, andrerseits die 31% im Original, darüber hinaus auch noch versteckt in einer animierten Graphik und somit einem copy/paste nicht zugänglich.

  3. #3 rolak
    19. Oktober 2014

    🙂 Na wenigstens war der Tippfehler nicht in ‘Tippfehler’.

  4. #4 Karl Mistelberger
    19. Oktober 2014

    > Ich hätte die URL dieses Bildes natürlich mit nahezu gleichem HTML-Aufwand hier so einbinden können, dass statt des Links das Bild angezeigt wird, aber das erschien mir nach jüngsten Erfahrungen nicht ratsam.

    Sind Sie Kamikaze?

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    Da braucht es keinen Bezug auf andere Erfahrungen.

  5. #5 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2014/10/18/suchtsymptome-am-caturday/
    19. Oktober 2014

    Ich würde zuerst den Hund (links im Bild) wegschmeißen.

  6. #6 Jürgen Schönstein
    19. Oktober 2014

    @Philipp #1, @rolak #2
    Nein, zumindest meinerseits war es kein Tippfehler – im Heft werden tatsächlich 21 Prozent und ein Wert von 115 Milliarden Dollar angegeben (in der verlinkten Online-Version sind diese Zahlen deutlich höher). Wo die Diskrepanz herkommt, kann ich allerdings auf die Schnelle erst mal nicht rausfinden. Dass die weggeworfenen Lebensmittel einen überproportionalen Wasseranteil verschlungen haben sollen, kann natürlich dann auch falsch sein – aber es war mir zumindest nicht unplausibel erschienen, da die verderblicheren Narungsmittel (Milch, Obst, Fleisch, beispielsweise) auch einen wesentlich höheren Wasserbedarf in der Erzeugung haben könnten. Aber selbst wenn ALLES nur Näherungswerte sind, nähern sie sich doch einer erschreckenden Dimension an.

  7. #7 Omnivor
    20. Oktober 2014

    Bei meinen Großeltern (d.h. vor WW2) hätten einfach 1-2 fette, lebende Schweine mit der Familie auf Bild gekommen. Die haben nämlich die Abfälle gefressen.
    Und deren Füße/Schnauzen/Lungen wurden nicht nach China oder Rußland verkauft, sondern kamen in Gerichte wie Stippgrütze (aka Knipp)

  8. #8 Omnivor
    20. Oktober 2014

    hätten ==> wären

  9. […] die erschreckende Verschwendung von Lebensmitteln geht es im US-Magazin National Geographic ja immer wieder mal. Das Problem an sich ist ja nicht neu, und in Frankreich führte es sogar zu einer gesetzlichen […]