Der Platz in der Businessklasse des (damals noch neuen) Airbus A-380 beispielsweise, den die Lufthansa im März 2007 zum so genannten Proving Flight von Frankfurt nach New York und zurück geflogen hatte, war selbst beim besten Willen nicht zu bezahlen: Es gab keine Tickets, nur Einladungen. Und zwar ausschließlich solche, die nicht übertragbar waren.
Und wenn ein internationaler Medienkonzern einen Pressetrupp organisiert, dem er seine neue Tiefdruckanlage in Spanien vorführen will – ist es dann nicht nur billig (aus der Sicht der Zeitungen/Zeitschriften/Newsletter, jedenfalls), dass er auch die Kosten dafür übernimmt? So lange dabei alle Medien und ihre Vertreter gleich behandelt werden, wäre dieses Argument durchaus vertretbar. Ich erinnere mich beispielsweise daran, von einem Elektronikkonzern im Tross von Kolleginnen und Kollegen per packevollem Charterflug von Hamburg nach Den Haag gekarrt zu werden, weil sie in ihren dortigen Forschungslabors der internationalen Presse eine neue Bildplattentechnik vorstellten.
Es gibt sogar gute Gründe, warum die Presse- und Meinungsvielfalt davon profitieren könnte, wenn die Teilnahme an wichtigen Ereignissen nicht nur den Medien freisteht, die dank großer Umsätze selbst hohe Reisekosten wegstecken können (FOCUS beispielsweise war in der Zeit, bevor es dem Blatt schlecht ging, ziemlich stolz darauf, seine Redakteursreisekosten stets selbst zu übernehmen), während umsatzmäßig kleine, aber wichtige Stimmen aus Kostengründen leider draußen bleiben müssen: So lange für alle interessierten Journalistinnen und Journalisten die gleichen Teilnahmebedingungen gelten, so lange nicht nur nach Gefälligkeit ausgesucht wird, sondern alle relevanten Medien eine Chance haben mitzukommen, steht es um die generelle Unabhängigkeit der Presse sogar besser.
Um es ganz simpel auszudrücken: Wenn die Story eine Reise wert ist und kein “quid pro quo” im Spiel ist, dann macht es – zumindest aus der Sicht des Schreibenden – keinen Unterschied, wer die Kosten übernimmt: So lange nichts in der Tasche des Journalisten oder der Journalistin hängen bleibt, ist’s erst mal keine Bestechung. Und wenn’s eigentlich keine Story wert wäre, aber die Reise so schön ist und man nur deswegen die Geschichte überhaupt vorgeschlagen hatte, dann wird es nicht dadurch edler, wenn der eigene Verlag statt einer interessierten Gastgeberfirma die Kosten übernimmt. Dieses “quid pro quo” – weil die Kosten enstanden sind, muss auch eine Geschichte draus werden – ist also auch selbst dann noch sehr bedenklich, wenn alles korrekt beim Arbeitgeber abgrechnet wurde. (An diesem Punkt werden dann die amerikanischen Kolleginnen und Kollegen schon etwas kleinlauter.)
Aber leider gibt es zu viele Kolleginnen und Kollegen, die sich an solche “kleinen Aufmerksamkeiten” gewöhnt haben: Presserabatt beim Autokauf? Aber gerne! “Testgeräte” der neuesten Elektronik? Sicher doch. Und auch ansonsten sind die Angebote doch immer so freundlich: “Sagen Sie uns, wenn wir Ihnen helfen können”, oder “Da können wir bestimmt was für Sie machen!” klingt doch erst mal ganz harmlos. Wenn die so nett ihre Hilfe anbieten, kann man das doch nicht abschlagen, oder? Doch, man kann. Aber es wäre – und das soll mein Schlussgedanke hier sein – viel besser, wenn man es gar nicht abschlagen müsste, weil es nicht angeboten wird. Ich verrate hier mal ein Geheimnis, das eigentlich gar keines sein sollte: Auch gute Journalisten sind immer zu haben – ihr Preis sind gute Informationen.
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