Mit der Ankündigung, sein Elektroautokonzern Tesla werde am 30. April “eine ganz neue Produktlinie – kein Auto” vorstellen, hat Elon Musk nicht nur jede Menge Wirbel verursacht, sondern sogar mit ein paar wenigen Worten den Börsenwert seiner Firma um fast eine Milliarde Dollar nach oben katapultiert. Kein Wunder also, dass alle wissen wollen – und zwar jetzt! – worum es sich handelt. Da die Interessen des Multiunternehmers breit gefächert sind, von der Raumfahrt bis hin zu ultraschnellen Hochgeschwindigkeitsbahnen, ist so ziemlich jede Spekulation erlaubt – zum Beispiel, dass es sich um eine Batterie für den – im wörtlichen Sinn – Hausgebrauch handeln könnte. Immerhin hatte er so etwas ja schon tatsächlich angekündigt. Was natürlich keinen Sinn ergibt: Erstens ist der Markt für solch eine Haushaltsbatterie eher bescheiden, und zweitens wäre es ja keine geheimnisvolle Ankündigung, wenn es schon längst angekündigt wurde. Die US-Börsenaufsicht SEC fände solche Tricks gewiss nicht komisch

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERADoch Geheimnisse sind im Web 2.0 sowieso kaum noch zu hüten, und wenn, dann höchstens für ein paar Stunden – und so ist nun auch in einem (leider hinter einer Firewall versteckten, aber dennoch nicht als vertraulich markierten) MIT-Forum durchgesickert, um was es sich dabei handeln wird: Gemeinsam mit einer internen Arbeitsgruppe, die sich hinter dem komplizierten Namen Advanced Piezoelectric Rectifying Inductor Layers For Impact-Resilient Surface Traction verbirgt, hat Tesla hier ein neuartiges, luftloses Reifensystem (siehe Abb.) entwickelt, das zugleich eine Stromquelle für die Elektroautos sein kann. Der Trick ist, dass in die “Speichen” piezoelektrische Elemente eingebaut sind, die jedes für sich zwar nur eine vergleichsweise kleine Spannung von in der Größenordnung von etwa 0,1 Volt liefern können, aber dank einer am MIT entwickelten Regeltechnik sowie eines piezoelektrischen Transformationssystems lässt sich doch eine ausreichend große Stromausbeute aus dem Fahrbetrieb zurückgewinnen – bis zu einem Drittel des Langstreckenverbrauchs, wie Experten schätzen.

Wie attraktiv das sein kann, wird natürlich vom Preis abhängen – und der wird wohl erst mal noch geheim bleiben. Aber solche luftlosen Reifen wären ja allein schon deswegen attraktiv, weil man dann nie mehr einen Platten bekommen kann und somit das Reserverad nebst Werkzeug und Wagenheber einsparen kann; denkbar ist eine Art Tauschsystem (vergleichbar dem Batterietauschsystem, das Musk selbst, ebenso wie sein Kollege Shai Agassi planen), in dem alte Reifen zur Runderneuerung zurückgenommen werden, was die Kosten zusätzlich in Grenzen halten könnte. Und da die Stromausbeute dieser piezoelektrischen Reifen umso höher wird, je mehr Stöße sie abpolstern müssen, könnte sich Amerikas marode Straßeninfrastruktur mit ihren Schlaglöchern und Bodenwelle sogar mal als nützlich entpuppen.

Abb.: Wikipedia (gemeinfrei)

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Kommentare (5)

  1. #1 rolak
    1. April 2015

    Bei dem Bildchen kam unweigerlich die Erinnerung an eine Sensationsmeldung des elektor von vor langen Jahren (doch auch im Frühjahr) hoch, über die revolutionäre neue FestplattenTechnik: RadialAufzeichnung 😉

  2. #2 haarigertroll
    2. April 2015
  3. #3 haarigertroll
    2. April 2015

    P.S. Das A.P.R.I.L.F.I.R.S.T – Akronym find ich toll 😉

  4. #4 Joseph Kuhn
    2. April 2015

    @ haarigertroll: Interessant ist an dem Akronym auch, wie man mit dem Zaunpfahl winken kann, ohne dass es auf den ersten Blick auffällt. Erinnert an Tarnstrategien durch Mimikry, hier Verstecken des Signals hinter technischem Nonsens.

  5. #5 BreitSide
    17. Juli 2015

    @HaarigerTroll: Es gibt/gab(wird geben?) was ganz ähnliches: Stoß- (genauer Schwingungs-)dämpfer mit Linearmotor, der die zu dämpfenden Schwingungen in Strom umwandelt.

    Insofern war ich tatsächlich auf das Rad reingefallen als logische Weiterentwicklung…;-( :-)))