In der Wissenschaft ist die Antwort auf die Titel-Frage ja ziemlich einfach: Nein. Ignoranz ist dort kein nachhaltiges Modell; neue Erkenntnisse ersetzen das bisher “Gewusste”, ob es diesem – und seinen Wissensträgerinnen und -trägern – nun passt oder nicht. Dauert manchmal ein bisschen, ist am Ende aber unvermeidlich.
Der Haken ist nur: Das “richtige Leben”, also das Leben außerhalb der akademischen Welt, folgt meist anderen Regeln des Wissens – ob uns das passt oder nicht. Die aus genetischer Sicht unhaltbare Idee, dass sich Menschen in Rassen sortieren lassen, ist beispielsweise in der US-Gesellschaft so tief verankert, dass sie aus dem Alltagsleben nicht mehr zu entfernen ist. Selbst an einer dem Wissen sicher aufgeschlossenen Universität wie dem Massachusetts Institute of Technology, wo ich arbeite, wird der Begriff “Race”, also Rasse – sicher wider besseres biologisches Wissen – ganz alltäglich verwendet.
Und wenn Donald Trump den Wählern (sind ja eh’ hauptsächlich ältere, weiße Männer, also pfeif’ ich jetzt mal auf die gender-inklusive Schreibweise) eine Rückkehr zu jener Zeit verspricht, in denen Amerika seiner Ansicht nach großartiger war als jetzt, dann verspricht er ihnen doch nur eine Zeit, in der nichts ihr Selbstbewusstsein eindämmen kann – schon gar nicht beispielsweise das so unbequeme Wissen über die eigenen historischen Fehler, die Mängel des amerikanischen Wirtschaftssystems (mit seiner extremen Ungleichheit) oder darüber, dass die beinahe als heilige Schrift verehrte US-Verfassung eben doch nicht mehr in allen Belangen zeitgemäß ist. Kurz: Er verspricht ihnen eine Gesellschaft, in der sie ignorant sein dürfen und trotzdem im Recht sind. Und wie einfach das geht, führt er ihnen ja in jeder seiner “Reden” (die Anführungszeichen sind hier unerlässlich) anschaulich vor.
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