Doch es gibt – Szenario B – noch mehr Gründe, warum ich erst mal wenig Aktivität von einem Präsidenten Donald Trump erwarten würde. Der hätte nämlich erst mal das Problem, ein Kabinett zu bilden – wofür man ja wie auch immer qualifizierte Leute braucht. Die haben sich schon nicht gerade ans Podium des Parteitages gedrängt, obwohl sie dort zu nicht mehr als ein paar gefälligen Worten und ein paar Minuten Freundschaftsdienst hätten einbringen müssen. Doch selbst wenn sich kompetente Leute finden würden, säßen sie sicher auf einem Schleudersitz: Kaum anzunehmen, dass Trump es ertragen könnte, wenn ein anderer Name heller leuchtet, über eine andere Person besser berichtet wird als über ihn.
Doch nicht nur, dass Trump sich schon schwer tun dürfte, ein einigermaßen kompetentes Kabinett aufzustellen: Diese Berufungen müssen vom Senat bestätigt werden. Und egal ob nun die Demokraten oder die Republikaner dort in der Mehrheit sein werden, auf freundliches Gefälligkeitsnicken braucht Trump im Senat nicht zu hoffen. Von den Demokraten eh nicht, aber auch bei den Republikanern erfreut er sich dort größter Unbeliebtheit. Und der (bisherige) republikanische Mehrheitsführer Mitch McConnell hat schon durchblicken lassen, dass er bei der Auswahl von Trumps Kabinett mit seiner Meinung nicht zurückhalten werde. Wie gerne sich Trump von so jemandem wie McConnell bevormunden lassen wird, kann man sich leicht ausmalen – andererseits scheint er noch nicht mal zu ahnen, wie groß die Macht des Senats (und vergleichsweise klein die Macht des Präsidenten) tatsächlich ist; generell scheint Trump eher unbeleckt zu sein, was solche Dinge wie verfassungsmäßige Rechte und Pflichten eines Präsidenten angeht.
Wie auch immer dieses Szenario B ablaufen wird: in jedem Fall hätte es zur Folge, dass es lange dauern kann, bis ein Kabinett gebildet wird – und vermutlich noch länger, bis sich die Ministerinnen und Minister in ihre Ämter eingearbeitet haben. Ein paar werden sowieso früher oder später wieder rausfliegen – der Satz “you’re fired” ist ja gewissermaßen Trumps Markenzeichen (auch wenn der ernsthaft von ihm unternommene Versuch, ihn als solches schützen zu lassen, gescheitert ist). Und in jedem Fall könnte das dazu führen, dass erst mal die Funktionäre in den Ministerien das Heft in der Hand behalten und in ihre Arbeit in gewohnter Weise fortführen werden.
Doch es gibt noch ein drittes, nur scheinbar absurd klingendes Szenario: Dass Trump gar keine Lust hat, das Amt überhaupt erst anzunehmen. Denn mehr als gewinnen will er, wie weiter oben schon festgestellt, sowieso nicht. Auch hier wäre das Immobiliengeschäft, in dem er sich ja so wohl fühlt, ein interessanter Indikator: Ziel des Bauträgers ist es ja, sich so schnell wie möglich aus dem Geschäft wieder zurückziehen zu können – am liebsten sind ihm Projekte, die bei der Vollendung bereits weiterverkauft sind. Und tatsächlich hat Trump den Gedanken, er könne die Wahl vielleicht gar nicht erst annehmen, keineswegs so eindeutig zurückgewiesen, wie man es von jeder Person erwarten müsste, die sich um diese mächtige Amt bewirbt. Und selbst seine Vertrauten sind sich da nicht hunderprozentig sicher: Roger Stone, Trumps politischer Berater, konnte sich nur dazu durchringen, der New York Times im bereits verlinkten Artikel zu erklären, er sei sich “ziemlich sicher”, dass Trump “sicherlich das Amt antreten” werde… Was dann passieren würde, wissen noch nicht mal die Experten – aber es wäre dann jedenfalls nicht mehr Trumps Spiel.
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