In der Tat gab es in der amerikanischen Geschichte schon insgesamt 157 Fälle dieser elektoralen Fahnenflucht; ein Texaner hat sogar schon angekündigt, nicht für Trump zu stimmen. Doch es gab in der US-Geschichte bisher keinen einzigen Fall, in dem durch so genannte “faithless electors” (treulose Elektoren) einem vermeintlich siegreichen Kandidaten der Einzug ins Weiße Haus verwehrt wurde.

Aber ich will ehrlich sein: Das ist ein reines Gedankenspiel, pures Wunschdenken. In der Realität wäre ein solches Szenario – selbst wenn es Trumps heimlicher Wunschtraum wäre – geradezu absurd: Erstens wäre es ja nicht damit getan, dass diese Elektoren gegen Trump stimmen – sie müssten auch für Hillary Clinton stimmen, dqmit sie zumindest in diesem Gremium eine Mehrheit hätte. Und das allein ist schon, angesichts der tiefen Kluft zwischen Republikanern und Demokraten, nicht realistisch. Und der Wahlvorgang ist sowieso etwas komplizierter als ein simples Treffen der Elektoren in ihren jeweiligen Landeshauptstädten, nach dem sie ihre Abstimmungsergebnisse zur Auszählung nach Washington schicken: Dort muss der Kongress das Ergebnis absegnen; wenn auch nur jeweils ein Mitglied des Senats und ein Mitglied des Abgeordnetenhauses Zweifel an der Ordentlichkeit der Abstimmung anmeldet, dann landet die Sache zur endgültigen Entscheidung im Abgeordnetenhaus – aber mit dem Haken, dass jeder Bundesstaat dort nur mit einer Stimme abstimmen darf, unabhängig von der Größe ihrer jeweiligen Delegation: Die Stimme der Republikanerin Cynthia Lummis, einzige Vertreterin des Staates Wyoming im US-Abgeordnetenhaus, wöge genau so viel wie die Stimmen aller 53 Abgeordneten des Staates Kalifornien (und Frau Lummis hat schon erklärt, dass sie sich auf eine Trump-Präsidentschaft freut).

Also selbst wenn eine Handvoll dieser Wahlmänner und -Frauen nicht für Trump stimmen sollte – Präsident würde er am Ende doch.

flattr this!

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Kommentare (16)

  1. #1 Keno
    14. Dezember 2016

    Schade. Ich hatte schon mit einer solchen Lösung geliebäugelt. Man greift ja nach jedem Strohhalm…

  2. #2 Alisier
    14. Dezember 2016

    Schön war die Idee von Saturday Night Live, Walter White als neuen Chef der Drogenbehörde vorzustellen, unter dem Motto “Make America cook again!”.
    Schade nur, dass jede Satire angesichts des wirklichen, real existierenden Trump blass bleiben muss.

  3. #3 Cornelius Courts
    14. Dezember 2016

    @Jürgen: “die Böcke (und Geißen”

    ich bin inzwischen längst im Modus “Galgenhumor”. Das Trumpkabinett erinnert mich ganz erheblich hieran:
    https://www.studentnewsdaily.com/wp-content/uploads/2015/05/clowns.png
    und ich bin fast schon traurig, daß B. Carson, der bekanntlich die BBT und die ET für “hoaxes of the devil” hält, jetzt doch nicht Bildungsminister werden wird.
    Hoffentlich bekommt doch noch Frau Palin einen Job bei ihm, als Außenministerin fänd ich sie prima :’D

  4. #4 Dwon
    14. Dezember 2016

    Ich glaube eher findet der Brexit nicht statt, bevor Trump nicht Präsident wird.

  5. #5 RPGNo1
    14. Dezember 2016

    @CC
    Sarah Palin wurde 2008 doch von Larry Hustler in einem Pornofilm auf die Schippe genommen. Vielleicht sollte Larry Hustler, der sich schon oft genug mit US-Prominenten angelegt hat, einen ähnlichen Film mit einem Trump Lookalike drehen.
    Filmtip: Larry Flynt – Die nackte Wahrheit (https://de.wikipedia.org/wiki/Larry_Flynt_%E2%80%93_Die_nackte_Wahrheit)

  6. #6 RPGNo1
    14. Dezember 2016

    Argh, Korrektur. Es heißt natürlich Larry Flint und nicht Larry Hustler.

  7. #7 Alderamin
    14. Dezember 2016

    Könnten die Republikaner nicht einfach Trump Präsident werden lassen und bei der nächsten hinreichend umstrittenen präsidialen Entscheidung (und das könnte schon der Verdacht der Vorteilsnahme für seinen Konzern sein) ein Amtsenthebungsverfahren starten? Dann blieben sie doch an der Macht und könnten einen anderen Kandidaten zum Präsidenten machen (würde dann wohl Pence werden, nehme ich an). Gegner unter den Republikanern hat er doch genug.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt…

  8. #8 Jürgen Schönstein
    14. Dezember 2016

    @Alderamin
    Amtsenthebungsverfahren für US-Präsidenten sind erstens aufwändig und langwierig, zweitens selten und drittens bisher nie erfolgreich gewesen. Doch es gibt einen noch viel besseren Grund, warum ich dies nicht als eine Lösung ansehen möchte: Pence ist ein noch viel schlimmerer Finger als Trump. Was letzterer sicher auch weiß. In diesem Sketch von Saturday Night Live sagt Trump, gespielt von Alec Baldwin, zu seinem Vizepräsidenten “Ich liebe Dich, Mike – Du bist der Grund, warum es niemals ein Amtsenthebungsverfahren gegen mich geben wird” (ab ca. 4:20):
    https://www.youtube.com/watch?v=JUWSLlz0Fdo
    Und auch hierin ist, wie bei so vielem in der gegenwärtigen Situation, die Satire nur ein Echo der realen (realsatirischen?) Zustände…

  9. #9 tomtoo
    14. Dezember 2016

    Galgenhumor ist gut !
    Ich dachte ja eigentlich Tillerson geht ins Innenministerium. Aber gut Aussenministerium und EXXON passt ja auch irgentwie. Und so ein Militär im Innenministerium der kennt sich ja mit der Farbe grün auch gut aus. Also alles halb so wild ! 😉

  10. #10 znep82
    14. Dezember 2016

    @RPGNo1
    Da ist dir die Branche voraus. Ich verlinke das jetzt mal nicht(wg. Jugendschutz und so) aber unter dem Namen The Donald XXX sollte ‘ne Suchmaschine deines Vetrauens was ausgeben. 🙂

    Zum Thema, das Trump nicht President werden möchte, empfehle ich die aktuelle South Park Staffel, die nimmt das auch noch mal auf.

  11. #11 RPGNo1
    15. Dezember 2016

    @znep82
    Dass die US-amerikanische Pornobranche fix zu aktuellen politischen Themen reagiert, ist nichts Neues. 🙂
    Larry Flint wäre halt DAS i-Tüpfelchen, da er ein aktiven Unterstützer der Demokraten ist und sich schon oft mit konservativen republikanischen US-Polikern in seinen Magazinen und Bilder angelegt hat und auch darauf folgende Prozesse nicht gescheut hat.

  12. #12 Ishmael
    15. Dezember 2016

    10 Politik und Medien verlieren immer mehr das Vertrauen der Wähler
    20 Rechtskonservative Parteien werden daraufhin stärker
    30 Politik und Medien beschimpfen daraufhin die Wähler
    40 goto 10

  13. #13 znep82
    15. Dezember 2016

    @ RPGNo1
    Der erste Treffer den ich gefunden habe war von Hustler, also geh ich mal davon aus, das Larry auf irgendeine Art und Weise seine Finger mit im Spiel hat.

  14. #14 anderer Michael
    15. Dezember 2016

    Ist zwar auf spanisch,aber man kann es schon verstehen

    Titel :Actrices Porno que apoyan a Donald Trump

    Link https://www.taringa.net/posts/noticias/19590046/Actrices-Porno-que-apoyan-a-Donald-Trump-Apto-y-educativo.html

  15. #15 RPGNo1
    15. Dezember 2016

    @znep82
    Dann werde ich mal in Ruhe eine Recherche diesbezüglich machen.
    *grins*

  16. […] Jürgen hat sich bei Geograffitico nochmal zum Thema Trump geäußert. Unter anderem geht es dabei um die Frage, wie und ob die Wahlleute Trump nicht wählen können – was schon mangels eine für diese Leute fehlenden Alternative unwahrscheinlich erscheint. Wir werden wohl mit dem Mann erstmal leben müssen. […]