In der Tat gab es in der amerikanischen Geschichte schon insgesamt 157 Fälle dieser elektoralen Fahnenflucht; ein Texaner hat sogar schon angekündigt, nicht für Trump zu stimmen. Doch es gab in der US-Geschichte bisher keinen einzigen Fall, in dem durch so genannte “faithless electors” (treulose Elektoren) einem vermeintlich siegreichen Kandidaten der Einzug ins Weiße Haus verwehrt wurde.
Aber ich will ehrlich sein: Das ist ein reines Gedankenspiel, pures Wunschdenken. In der Realität wäre ein solches Szenario – selbst wenn es Trumps heimlicher Wunschtraum wäre – geradezu absurd: Erstens wäre es ja nicht damit getan, dass diese Elektoren gegen Trump stimmen – sie müssten auch für Hillary Clinton stimmen, dqmit sie zumindest in diesem Gremium eine Mehrheit hätte. Und das allein ist schon, angesichts der tiefen Kluft zwischen Republikanern und Demokraten, nicht realistisch. Und der Wahlvorgang ist sowieso etwas komplizierter als ein simples Treffen der Elektoren in ihren jeweiligen Landeshauptstädten, nach dem sie ihre Abstimmungsergebnisse zur Auszählung nach Washington schicken: Dort muss der Kongress das Ergebnis absegnen; wenn auch nur jeweils ein Mitglied des Senats und ein Mitglied des Abgeordnetenhauses Zweifel an der Ordentlichkeit der Abstimmung anmeldet, dann landet die Sache zur endgültigen Entscheidung im Abgeordnetenhaus – aber mit dem Haken, dass jeder Bundesstaat dort nur mit einer Stimme abstimmen darf, unabhängig von der Größe ihrer jeweiligen Delegation: Die Stimme der Republikanerin Cynthia Lummis, einzige Vertreterin des Staates Wyoming im US-Abgeordnetenhaus, wöge genau so viel wie die Stimmen aller 53 Abgeordneten des Staates Kalifornien (und Frau Lummis hat schon erklärt, dass sie sich auf eine Trump-Präsidentschaft freut).
Also selbst wenn eine Handvoll dieser Wahlmänner und -Frauen nicht für Trump stimmen sollte – Präsident würde er am Ende doch.
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