Um es in den höchsteigenen Worten des US-Präsidenten zu sagen: “Ich bin heute hier, um folgendes Ziel zu setzen: Wir werden mehr als drei Prozent unseres Bruttosozialprodukts für Forschung und Entwicklung ausgeben. Wir werden das Niveau, das wir im Wettlauf zum Mond geschafft haben, nicht nur erreichen, sondern übertreffen – durch Maßnahmen, die in Grundlagenforschung und angewandte Forschung investieren, die neue Anreize für private Innovation schaffen, Durchbrüche in Energie und Medizin fördern, und die das Bildungsniveau in Mathematik und Wissenschaften steigern.”
Ich nehme an, dass jede(r), der/die diese Zeilen liest, sie erst mal für einen Aprilscherz hält, wo doch gerade erst bekannt wurde, dass Donald Trump vor allem bei Forschung und Bildung sparen will und selbst das Budget der amerikanischen Nationalen Gesundheitsinstitute im kommenden Jahr um 20 Prozent kürzen und im noch laufenden (also eigentlich schon längst genehmigten) Haushalt 2017 bereits 1,2 Milliarden Dollar streichen wird. Doch es ist tatsächlich ein O-Ton eines US-Präsidenten: Barack Obama, kaum drei Monate im Amt, hatte dieses Ziel im Jahr 2009 gesetzt, in seiner ersten Rede vor der Nationalen Akademie der Wissenschaften.
Heute ist der 1. April, traditionell ein Tag, an dem ich mir (wie viele andere Menschen auch) gerne mal den Spaß mache, meine Mitmenschen mit erfundenen Geschichten “in den April zu schicken” (2016, 2015, 2014, 2013, 2012). Und musste dabei auch nie ein schlechtes Gewissen haben, Fake News zu verbreiten: Wie man an den Kommentaren sehen kann, kamen mir meine Leserinnen und Leser meist ziemlich schnell auf die Schliche.
Irgendwie macht mir das aber zurzeit einfach keinen Spaß mehr: Wenn eine Schlagzeile wie die über diesem Beitrag als Aprilscherz gelten muss, während es, aller Plausibilität zum Trotz, ganz reale News sind, dass die US-Regierung Milliarden von Dollar ausgeben will, um eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen, die aber streckenweise in der Mitte des Rio Grande verlaufen müsste; dass die erste Pressekonferenz im Weißen Haus nur dem Zeck diente, die Presse für die Verbreitung einer unwiderlegbaren Wahrheit abzukanzeln; überhaupt: dass Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, was eigentlich nicht mehr als einen kleinen, versteckten Gag in einer futuristischen Filmkomödie wert gewesen wäre – wo ist da noch Platz für harmlose Aprilscherze? Davon abgesehen davon finde ich sie, angesichts der zu einem globalen und sehr realen Problem gewordenen Fake News, eben nicht mehr “harmlos”. Eigentlich waren sie mal dazu gedacht, unser gesundes Misstrauen gegen das zu schärfen, was uns als Nachrichten serviert wird – doch nun fürchte ich, dass sie eher dazu beitragen, die absolut nicht humorig gemeinten, sondern die Realität verzerrenden und zur gezielten Manipulation eingesetzten (mit gelegentlich tragischem Erfolg, siehe oben) Meldungen im Stil von Breitbart und Infowars, meinetwegen auch von RT Deutsch zu normalisieren.
Vermutlich sehe ich das zu ernst, und ich will auch niemandem den Spaß an Aprilscherzen verderben – aber bis ich selbst wieder Spaß daran habe, wird es sicher noch eine lange Zeit dauern…
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