Es fällt mir immer schwerer, eine Zeitung anzuschauen, ohne ob der Schlagzeilen in einer Art wütende Lethargie zu verfallen (das ist ein Grund, warum ich in den vergangenen Monaten so selten den Schwung und die Lust fand, mich zum Bloggen aufzuraffen). Doch endlich habe ich in der Washington Post einen Artikel gefunden, der mich – bis jetzt, jedenfalls – vom aktuellen Politik-Ärger ablenkt: Es gibt Tunnel auf dem Mond. Oder zumindest gibt es plausible Argumente dafür, das solche Tunnel existieren: A newly discovered moon tunnel could be the perfect place for a colony, scientists say.

Tunnel auf dem Mond? Wie geht das? Bagger braucht’s dafür keine, sondern nur ganz natürliche vulkanische Vorgänge – die wir auf der Erde auch kennen. Zum Beispiel die tunnelförmigen Röhren, die auf Hawaii oder auch Island, Teneriffa oder auch in anderen aktiven Vulkangegenden vorkommen. Die Ursache – schnell fließende, sehr dünnflüssige Lava – gab und gibt es auch auf anderen Himmelskörpern. Und der Verdacht, dass es speziell auch auf dem Mond solche Röhren gibt, besteht schon lange – sie würden beispielsweise die Existenz so mancher Rillen erklären (die durch den Einsturz dieser Tunnel entstanden sein könnten). Das Problem ist, dass selbst die beste Mondbeobachtungssonde zu hoch kreist, um wirklich in die als Eingänge vermuteten Einsturzlöcher schauen zu können. Aber nun ist ein wissenschaftlicher Nachweis gelungen, dass solche Tunnel, die viele Kilometer lang sein können, eine sehr plausible Erklärung für diese Beobachtungen sind: New data potentially confirms presence of intact lava tubes on the Moon.

Und weil diese Tunnel viele Kilometer lang sind, wären sie – so spekuliert die Washington Post – auch als ideale Stützpunkte für erste Mondbasen geeignet. Aber das erinnert mich wieder daran, dass der amtierende Bewohner des Weißen Hauses als eine seiner ersten Amtshandlungen (Golf zählt ja bekanntlich nicht dazu, und ansonsten hat er nicht viel auf die Reihe gekriegt – und nichts davon im Interesse der Menschheit…) das Nasa-Budget zusammengstrichen hat. Und dann ist die enstpannte Laune schon wieder vorbei…

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Kommentare (8)

  1. #1 MX
    23. Oktober 2017

    Da der Mond nach manchen Theorien aus Käse besteht, daher die gelbe Farbe, könnten die “Tunnel” natürlich auch darauf hindeuten, dass es sich um Emmentaler handelt. Wie die Löcher in den Emmentaler kommen, war auch lange ungeklärt 😉

  2. #2 Robert
    23. Oktober 2017

    Endlich mal ein praktischer Vorschlag. Die größte Gefahr im Weltraum ist ja die Strahlung. Da die Mondoberfläche keinen Strahlenschutz bietet, wegen der fehlenden Atmosphäre, sind Höhlen(Tunnel) ideal.
    Da hätte doch Donald T. ein Ziel, mit dem er Amerika wieder ins positive Lampenlicht rücken könnte.

  3. #3 Alderamin
    23. Oktober 2017

    @Jürgen

    Aber das erinnert mich wieder daran, dass der amtierende Bewohner des Weißen Hauses als eine seiner ersten Amtshandlungen […] das Nasa-Budget zusammengstrichen hat. Und dann ist die enstpannte Laune schon wieder vorbei…

    Hat darüber nicht der Senat das letzte Wort? Demgemäß sind die meisten Kürzungen zurückgenommen worden. Das Exploration Budget (für bemannte Projekte zu Mond und Mars) ist sogar aufgestockt worden. Neulich las ich auch irgendwo das Gerücht, dass man wieder über bemannte Landungen auf dem Mond nachdenke.

    Einziges Problem der US-Regierung: Die Planungsziele ändern sich viel schneller, als sie umgesetzt werden könnten (die vergangenen 10 Jahre: Mondlandung, Marslandung, Asteroiden-Begegnung, Asteroiden-Einfang, Raumstation im Mondorbit, evtl. mit Landung). Die NASA hat mit dem Deep Space Gateway schon längst im Stillen mit Russland, der ESA, der JAXA und Industriefirmen ein Ziel abgesprochen, das ziemlich flexibel in Bezug auf zukünftige Regierungsziele im “Deep Space” ist. Von dort aus kann sogar jede Nation selbst entscheiden, wo sie hin will – auf den Mond, zum Mars oder doch lieber nur im mondnahen Orbit bleiben.

  4. #4 Jürgen Schönstein
    23. Oktober 2017

    @Alderamin
    Das ändert aber nichts daran, dass ich mich an die Absicht erinnere, und dann ist der alltägliche Ärger wieder präsent (ich bezog mich damit auf meinen zweiten Eingangssatz, von wegen “Ablenkung vom politischen Alltag” und so…)

  5. #5 Alderamin
    23. Oktober 2017

    @Jürgen

    Grund zum Ärgern gibt es fürwahr genug…

    https://twitter.com/LKrauss1/status/922301800568549376

  6. #6 Die Rinde von Tsao Te-Tung
    Sirianischer Sektor
    24. Oktober 2017

    “Aber das erinnert mich wieder daran, dass der amtierende Bewohner des Weißen Hauses als eine seiner ersten Amtshandlungen (Golf zählt ja bekanntlich nicht dazu, und ansonsten hat er nicht viel auf die Reihe gekriegt – und nichts davon im Interesse der Menschheit…) das Nasa-Budget zusammengstrichen hat. Und dann ist die enstpannte Laune schon wieder vorbei…”

    Stattdessen kann man das als Ansporn für den Rest der Welt sehen, sein Raumfahrtbudget zu erhöhen.

  7. #7 Reinhard Aschenbrenner
    24. Oktober 2017

    Kommt drauf an: Das meiste, was Trump getan hat, war schlecht, aber seine Nahostpolitik ist wesentlich konsequenter als die seines Vorgängers, ebenso der Unescoaustritt (Obama hat nur die Zahlungen einstellen lassen).

  8. #8 Jürgen Schönstein
    24. Oktober 2017

    Welche Nahostpolitik? Die hier?