Und nicht nur beim Abwasch nicht: Ich helfe ihr auch nicht beim Saubermachen, beim Aufräumen, beim Wäschewaschen, beim Kochen, beim Einkauf, habe auch nicht geholfen, als unser Sohn noch in den Windeln steckte und entsprechend versorgt werden musste. Warum? Weil meine (anteilige) Übernahme an all diesen Aufgaben, die ich ganz selbstverständlich mit erfülle, keine Hilfe für meine Frau ist. Das würde nämlich bedeuten, dass diese Tätigkeiten, die wir generell mit “Haushalt” umschreiben, eine Aufgabe der Frauen ist, bei der Männer vielleicht mal (und vielleicht sogar oft) “helfen” können.
Das sollte im 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts eigentlich schon selbstverständlich sein; meine Mutter hat mir das jedenfalls schon seit der Mitte des 20. Jahrhunderts so beigebracht. Und ja, der Hinweis auf die Mutterrolle ist hier absolut angebracht: In meiner Jugend war die Vorstellung noch “normal”, dass die Haushaltsführung die alleinige Verantwortung der Frau sei – mit Ausnahme, versteht sich, der Finanzen. Diese so genannte “Hausfrauenehe” war bis zum Inkrafttreten des Ersten Gesetzes zur Reform des Ehe- und Familienrechts am 1. Juli 1977 – da hatte ich schon mein Abitur in der Tasche und musste zum Wehrdienst einrücken! 1958 gesetzlich verankert und gab dem Ehemann beispielsweise das Recht, seiner Frau die Ausübung eines Berufes zu untersagen oder, wenn sie schon eine berufliche Tätigkeit angenommen hatte, diese ohne Zustimmung seiner Frau zu kündigen.
Dass ich diesen alten Hut noch einmal aufsetze, hat aber einen relativ aktuellen Anlass. Nicht nur, weil wir im Kolleginnen- und Kollegenkreis am Massachusetts Institute of Technology immer wieder noch mit genderstereotypischem Verhalten konfrontiert werden, das sich leider nicht nur auf berufliche Rollen beschränkt. Ausschlaggebender war, dass ich – mit Verspätung, wie ich zugeben muss – über diese belgische Studie zu den Gesundheitsrisiken für Putzpersonal, genauer gesagt: über deren Rezeption in den deutschen Medien gestolpert bin. Wie kann man von einer Studie, die die stark erhöhten berufsbedingten Risiken für Reinigungspersonal analysiert und dabei als Kernaussage fand dass
a) die Risiken für beide Geschlechter erheblich höher sind als für Personen, die “geistige” Arbeit verrichten, und
b) die Sterblichkeitsraten bei Männern etwas höher sind als bei Frauen (wofür die Studie allerdings eine ganze Reihe von plausiblen, wenn auch nicht im Rahmen dieser Untersuchung verifizierten, tätigkeitsspezifischen Erklärungen anbietet),
zu der Aussage kommen, dass Hausarbeit, namentlich Putzen, für Männer gefährlicher sei als für Frauen? Was irgendwie impliziert, dass Frauen biologisch besser für solche Arbeiten geeignet sind, mit anderen Worten: diese Hausarbeiten gewissermaßen zur natürlichen Pflicht von Frauen macht. Dass Männer – und Frauen, die dieses Rollenbild verinnerlicht haben – tatsächlich noch ein Problem mit Hausarbeit empfinden, belegt eine Allensbach-Umfrage im Jahr 2013, über die ich hier schon mal geschrieben habe.
Aber wie schon gesagt: Ich helfe meiner Frau nicht bei der Hausarbeit, sondern wir erledigen unsere Hausarbeit gemeinsam. Und unser 17-jähriger Sohn kümmert sich gerade (während ich diesen Beitrag schreibe) ums Wäschewaschen – nicht, weil wir seine Hilfe brauchen, sondern weil er weiß, dass dies ein Teil des Familienlebens ist.
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