Ist ja eigentlich nicht wirklich überraschend: Wenn Männer in Machtpositionen ihnen unterstellte Mitarbeiterinnen sexuell belästigen oder nötigen, dann ist das nicht (oder zumindest nicht nur) um die Erwartung sexueller Gratifikation, sondern auch – oder vor allem – darum, dass sie mit diesem Verhalten ihre eigene Unsicherheit hinsichtlich ihrer Kompetenz (und damit ihrer selbstwahrgenommenen Maskulinität) kompensieren wollen. Das ist, wie gesagt, nicht besonders unerwartet. Aber dennoch wichtig zu verstehen, weil damit die generell vorgebrachte Entschuldigung, das Frauen solch ein Verhalten durch – missverständliche? – Signale bezüglich ihrer eigenen sexuellen Bereitschaft zumindest mit zu verantworten haben.
Dies ist (besser gesagt: scheint) die Kernaussage eines neuen Papers zu sein, das Leah Halper von der Ohio State University und Kimberly Rios von der Ohio University in der kommenden Ausgabe des Fachjournals Sex Roles veröffentlichen werden. Sie haben für diese Untersuchung 273 Männer in insgesamt drei verschiedenen Erhebungen aufgefordert, sich in die Rolle eines Chefs zu versetzen und dann durchzuspielen, ob sie von einer Frau, die sie um eine Beförderung oder sonstige Job-Vorteile ersucht, sexuelle Gegenleistungen erwarten würden. Begleitend hatten diese Probanden einen Test absolvieren müssen, in denen ihr Selbstvertrauen, ihre Neigung zum Narzissmus, ebenso wie ihr Fähigkeit, mit Kritik umzugehen, ausgeforscht wurden.
Und dabei sei herausgekommen, dass Unsicherheit ein guter Indikator für die Neigung zur sexuellen “Übergriffigkeit” bei Männern ist (bei Frauen sei dieser Zusammenhang nicht zu erkennen). Mehr als die Ankündgung dieses Artikels habe ich bisher zwar (noch) nicht, und ich bin mir sicher, dass die Resultate im Paper nicht ganz so plakativ sein werden wie in der Pressemitteilung, aber ein Nachdenken ist die Information auch so schon wert. Und sobald ich den Originalartikel habe (ist beim Verlag angefordert), werde ich noch ein paar Details und Daten nachreichen. Aber wir können ja auch so schon mal ein bisschen darüber diskutieren, nicht wahr?
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