Heute feiern die USA ihren Thanksgiving-Tag (der allerdings immer mehr unter Beschuss kommt, weil er letztlich nur den Beginn eines absolut undankbaren Genozids würdigt), und an diesem Tag werden traditionell Truthähne als Festagsbraten verspeist. Dies hat mit dem Thema dieses Beitrags allerdings nur insofern zu tun, als es vermutlich vor allem an den ziemlich unterentwickelten Flugkünsten von Meleagris gallopavo liegt, dass sie eine populäre Hauptspeise wurden. Was mich auf das Thema “sich entwickelnde Flugfertigkeit” bringt – und ganz speziell auf ein Modellflugzeug, das statt mit Propellern oder Strahltriebwerken zu fliegen, seinen Vorschub aus dem Ionenwind erhält*, der sich zwischen Elektrodendrähten entwickelt:

Wer mehr darüber lesen will und kein nature-Abo hat, um das Paper über die “Solid-state propulsion” zu sehen (habe ich leider auch nicht mehr), kann ja zumindest diese Pressemitteilung des Massachusetts Institute of Technology, wo das Projekt entwickelt wurde, als Ausgangsbasis nehmen: MIT engineers fly first-ever plane with no moving parts.*

* Und ja, das MIT ist zwar mein Stall, und ich bin generell ein Fan von technologischen Fortschritten, die durch Science-Fiction inspiriert wurden (muss meine Schreiber-Natur sein) – aber erstens war schon Lilienthals Gleitflieger ganz ohne “bewegliche Teile” (wenn man den Piloten nicht mitrechnet – der war natürlich beweglich) ausgekommen, und jedes Papierflugzeug, das wir schon im Kindergartenalter zu falten lernen, tut genau das Gleiche. Somit mach die Überschrift der Pressemitteilung eine Bauchlandung… Und zweitens ist auf dem Video jedenfalls ganz generell nur schwer der Unterschied zwischen einem Gleiter und dem Ionenwind-Antrieb zu erkennen. Aber wenn die Forscher errechnet haben, dass der Antrieb tatsächlich ausreichend wäre, um das Flugzeug in der Luft zu halten (von der notwendigen Beschleunigung zum Start reden wir jetzt mal nicht), dann finde ich das schon respektabel. Guten Flug!

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Kommentare (14)

  1. #1 rolak
    23. November 2018

    Otto & flying papers

    Das ist ein ähnliches Problemchen wie mit ‘Theorie’ (NaWi/Umgangssprache) – im Volksmund zählt alles Technische (also zB Stanley Beamish nicht) als Flugzeug, was fliegt und Flügel hat. Luftfahrtoffiziell und rechtlich stehen ‘aeroplane’ bzw ‘Flugzeug’ allerdings für schwerer-als-Luft Starrflügler-Luftfahrzeuge mit eigenem Antrieb.

    Bauchlandung.

    ..wäre imho eher das sinnfreie Einführen der Bezeichnungen +20000V am Draht und -20000V an den Winzflügelchen, ist doch ausschließlich die Potentialdifferenz und ihre Richtung relevant und sicherlich nichts außerhalb des AkkuKastens auf halbem Potential (im Gegensatz zu symmetrischen Gleichspannungsversorgungen; im MIT-Artikel ist auch nur von 40kV die Rede).
    Und der Kommentator redet (3:3) zwar vorsichtig, aber umfassend von ‘probably the first solid-state flight of an heavier-than-air vehicle‘ (Hervorhebungen von mir). Das ist selbstverständlich Banane.

  2. #2 tomtoo
    23. November 2018

    @rolak
    Die Teile gibts auch auf den Overunity und Antigrav. “Forschern“ Seiten.
    https://jnaudin.free.fr/lifters/story.htm

    Was ich mich frage, darf ich die Ionentriebwerk nennen? Und wie nenne ich dann ein Ionentriebwerk das auch im Vacuum funzt?

  3. #3 Alderamin
    23. November 2018

    @rolak

    Und der Kommentator redet (3:3) zwar vorsichtig, aber umfassend von ‘probably the first solid-state flight of an heavier-than-air vehicle‘ (Hervorhebungen von mir). Das ist selbstverständlich Banane.

    Selbst wenn man Ballons und Spielzeug ausklammert und einen aktiven Antrieb verlangt: Mir fiel spontan sowas ein. Na gut, bewegliche Ruder wird das Teil schon gehabt haben, und ich denke, auch ein Ionenflieger wird langfristig nicht ohne welche auskommen.

    @tomtoo

    Was ich mich frage, darf ich die Ionentriebwerk nennen? Und wie nenne ich dann ein Ionentriebwerk das auch im Vacuum funzt?

    Dies ist ein luftatmendes Ionentriebwerk. Für’s Vakuum gibt’s, soweit ich weiß, keinen extra Namen, könnte man dann halt “Vakuum-Ionentriebwerk” oder “stützmassenbetriebenes Ionentriebwerk” nennen, wenn man es umschreiben will.

    Kann mir kaum vorstellen, dass so ein Antrieb jemals ein großes Flugzeug antreibt (außer vielleicht einen Gleiter für die Stratosphäre, wo’s windstill ist), aber in einem anderen Artikel stand, dass man vielleicht die Außenhülle eines Jets aufladen könnte und den Luftstrom laminarer machen, was den Luftwiderstand und Treibstoffverbrauch mindern würde. Egal, Grundlagenforschung ist immer gut.

  4. #4 pederm
    23. November 2018

    Da muß ich doch mal mäkeln: Was wäre denn ein dankbarer Genozid, Herr Schönstein?

  5. #5 Jürgen Schönstein
    23. November 2018

    @pederm
    Ich erklär’s gerne: Das “undankbar” gehört als Adjektiv nicht zum “Genozid”, sondern zur Haltung der Siedler. Jeder Genozid ist ein Verbrechen an der Menschheit und Menschlichkeit – aber genau jene Menschen umzubringen, die einen selbst vor einem qualvollen Hungertod bewahrt haben (und die Erinnerung an diese Rettung dann auch noch Jahrhunderte später als einen der höchsten Festtage des Landes feiern), das ist auf zynische Weise grotesk.

  6. #6 rolak
    23. November 2018

    mäkeln

    ..ist eine leichte Übung, pederm, insbesondere wenn es wie Deines völlig grundlos daher kommt: Wer hat denn bitte behauptet, es gäbe einen dankbaren Genozid?
    Auch ohne Gegenpol kann eine Klassifzierung sinnvoll sein, so wie in dieser Obergruppe durchaus ein rachegetriebener Genozid vorstellbar ist, der sich sehr wohl vom undankbaren unterscheiden läßt..

  7. #7 rolak
    23. November 2018

    [Mist, Synchronschwimmen… und außerdem kaufe ich ein ‘i’]

    Overunity

    Klar, tomtoo, da habe ich sie auch doppelt oldschool kennengelernt: erstens zur Schulzeit noch und zweitens aus der Bibliothek, fast 20 Jahre vor www/Mosaic. Lifter gebaut und mit einem gepimpten Zeilentrafo an nem 2N3055-Zerhacker betrieben, schwebte auch super — bis ihm in dieser SchulKäseglocke (‘kein Schall im Vakuum’) das Hilfsmedium Luft blubbernd entzogen wurde. q.e.d.
    Worauf ein Renitenter mit dem üblichen ‘jaaaa, ihr habt ja auch eine viel zu kleine Spannung’ daherkam und wir den Zeilentrafo bis hinter die Gewissensgrenze neuwickelten. Und dann intensivst die GlasGlocke putzen mußten, um den Abbrand vom durchgeknallten Trafo zu entfernen…

    bewegliche Ruder

    iirc bezieht sich das ‘solid state’ nur auf den Antrieb als solchen, Alderamin. D.h. selbst wenn das Teil in ner Gondel hängt wie der Propeller beim Schottel-Ruder, wäre es insgesamt immer noch ‘Festkörper’. Sein schöner Gleiter wurde ja auch nicht dadurch ‘beweglich’, daß Otto vorne zappelte.
    Mir ist so, als wären irgendwann bei einem anderen Versuchsteil zumindest in/auf/an die Flügel solche Luftschubser wie aus Jürgens Artikel eingebaut gewesen, vortriebssteigernd bzw wirbelschleppenreduzierend, finde ich aber grad nicht…

  8. #8 Laie
    23. November 2018

    Wenn das Flugzeug hoch genug fliegt, dann könnte man damit auch das Ozonloch wieder mit Ozon auffüllen! 🙂

    Wer weiss, wenn man einen Truthahn stark genug auflädt, ob er dann nicht auch abhebt?

  9. #9 pederm
    23. November 2018

    @Jürgen Schönstein
    Danke, so rum wird ein Schuh draus.
    @rolak
    Mein Mäkeln kommt sehr wohl begründet daher. Üblicherweise beziehen sich nämlich ein Adjektiv auf das folgende Substantiv und nicht auf etwas in dem fraglichen Satz gar nicht enthaltenes. Nebenbei: Schönstein kann solche Mißverständnisse sehr gut selber klären und braucht keinen Hilfskläffer.

  10. #10 pederm
    23. November 2018

    kaufe einen Singular: bezieht

  11. #11 rolak
    23. November 2018

    auf etwas in dem fraglichen Satz gar nicht enthaltenes

    Schon mal mit verstehendem Lesen versucht, pederm? Oder bezieht sich das von Dir Geschriebene trotz Adressierung gar nicht auf meine Entgegnung?

  12. #12 pederm
    23. November 2018

    @rolak
    Können wir´s also einfach sein lassen?Ich denke zwischen Schönstein und mir ist´s geklärt. Da brauch ich eigentlich keine Sidekick-Pöbeleien.

  13. #13 tomtoo
    25. November 2018

    @Laie
    Der ist fies. Aber ich bin überzeugt mir 40kV und ausreichend Ampere, bekommste auch einen Truthahn zum Fliegen. Wenn auch nur kurz….. ; )

  14. #14 Laie
    25. November 2018

    @tomtoo
    Nicht nur das, bei genügend Ampere ist er auch sofort durch und kann direkt zur Truthahnszeit Weihnachten verspeist werden! 🙂

    Im Ernst: Ich fürchte, man wird keine nennenswerte Kräfte entwickeln können, um ein Passagierflugzeug mit über Elektrostatik erzeugte Ionen zu betreiben. Aber, das überlasse ich besser jenen, die das erforschen und sich damit besser auskennen.