Update: Facebook hat ScienceBlogs.de (und meine persönliche Seite) für ein paar Stunden gesperrt!

Im Gegensatz zur Ankündigung, dass es mit ScienceBlogs.de nicht mehr weitergehen wird, die ich in meiner Rolle als Redakteur der Plattform geschrieben habe, poste ich diese Tirade ganz privat-persönlich: Offenbar gibt es ein sehr perverses Denken in den Bots, die bei Facebook für die Einhaltung der “Community Standards” sorgen. Innerhalb weniger Tage wurden nun gleich zwei Beiträge, die hier im Blog erschienen sind und eigentlich auch auf der Facebook-Seite der Scienceblogs erscheinen sollte, wegen sexueller Anzüglichkeiten oder so ähnlich (dies war sinngemäß der Inhalt des “Verweises”, den mir die FB-Bots geschickt haben) blockiert, und bei weiteren Verstößen eine Sperrung unserer Seite angedroht. Enspruch hat bisher nichts geholfen.

Ehe ich hier nun die inkriminierten Beiträge verlinke, will ich erst einmal zugeben, dass es in einem wissenschaftsbezogenen Blog immer wieder mal Themen geben kann, die sich mit menschlicher Sexualität – entweder rein biologisch, oder aber auch als Verhaltensmuster – befassen. Doch die waren nicht das, woran sich die Facebook-Bots gerieben haben: Beanstandet und blockiert wurden Bettinas Meertext-Beitrag über streng riechende Grauwale (“Das Rätsel der stinkenden Grauwale” und Thilos Mathlog-Posting über “Allerlei Verschlüsseltes“.

Und in beiden Fällen weiß ich wirklich nicht, wie ich mir unter Tränen das Lachen verbeißen soll: Selbst wenn ich versuche, so schmutzig wie möglich zu denken (und in meinen sechseinhalb Lebensjahrzehnten, davon die Hälfte als Journalist, habe ich darin sicher eine Praxis erworben), finde ich in keinem der Beiträge auch nur im Entferntesten etwas sexuelles, und schon gar nichts sexuell Anzügliches. Doch es ist praktisch unmöglich, dies den Facebook-Zensoren zu erklären: erster Widerspruch kann nur per Klick geleistet werden, ohne weitere Möglichkeit einer sachlichen Begründung; wer denkt, das müsse sowieso ein Missverständnis sein und dieser einfache Widerspruch muusse dies selbst dem flüchtigsten Leser klarmachen, der/die irrt: Als Antwort auf meinen Einspruch zur Grauwal-Zensur erhielt ich erst einmal die Antwort, dass man geprüft habe und an der Entscheidung festhalte. Für die nächste Instanz kann dann zwar eine ausführlichere Rechtfertigung gegeben werden, aber ob diese jemals gelesen wird, ist ungewiss (es gibt von Facebook-Seite keine Zusage, dass man diesen zweiten Einspruch überhaput zur Kenntnis nehmen werde).

Dass ich mich darüber nicht weiter aufregen will, liegt allein daran, dass unsere Blogs – dank ihrer gezielteren Publikumsansprache – sowieso eine höhere Reichweite erzielen als die Facebook-Klicks. Und dass in wenigen Wochen sowieso keine neuen Beiträge mehr erscheinen werden – leider. Aber es bestätigt meine Bedenken gegen Plattformen wie Facebook und anderen sozialen Medien. Ich bin ja dafür, dass es solche Community-Standards gibt – aber wenn ich mir anschaue, wlcher Dreck bei diesen Seiten durchgeht, und dann sehe, wie hier gegen völlig harmlose Beiträge “durchgegriffen” wird, dann denke ich mir wieder, dass es Zeit wird, sich aus diesen Plattformen zu verabschieden. Es ist vermutlich nicht viel schlimmer als sich das Rauchen abzugewöhnen (und das hab’ ich vor Jahrzehnten schon geschafft)…

flattr this!

Kommentare (14)

  1. #1 fauv
    1. November 2022

    Wenn erst eine KI die Zensur übernimmt, dann muss man die Worte genau wählen.
    “stinkende Grauwahle” , in einer Feierstunde darf man so eine Formulierung nicht verwenden, Wahrheit hin, Wahrheit her.

  2. #2 Spritkopf
    1. November 2022

    in einer Feierstunde darf man so eine Formulierung nicht verwenden, Wahrheit hin, Wahrheit her.

    Äh, was?

  3. #3 Adent
    2. November 2022

    @fauv
    Na dann ist es ja gut, dass Jürgen dass nicht getan hat, er schrieb nämlich Grauwale korrekt. Bei Grauwahlen sehe ich eher was politisch anstößiges aber nichts sexuelles.
    Und sie waren mal Lehrer, nicht zu fassen…

  4. #4 fauv
    2. November 2022

    Adent, Spritkopf
    Die Form ist oft wichtiger als der Inhalt. Bei der Emser Depesche war es die Form, die zum Krieg geführt hat.
    Normgerechtes Schreiben, habt ihr noch nicht bemerkt, dass ich Trendsetter bin.
    Lustige Anmerkung: Spritkopf verharrt noch im Zweifel, aber Adent kann es nicht fassen. Jetzt kannst du es.
    Und last but noch least, man kann auch in höflicher Form auf einen Fehler hinweisen. Glaubt mir, wenn man 42 Jahre lang Fehler gesehen hat, das färbt ab. Dann merkt man , dass normgerechtes Schreiben nicht so wichtig ist.

  5. #5 Spritkopf
    2. November 2022

    Blubberblafaselsülz…

  6. #6 fauv
    2. November 2022

    Spritkopf
    mit diesem intelligent burst lassen sich die scienceblogs nicht retten.

  7. #7 Aginor
    2. November 2022

    Ich sag mal nur: Darmentleerung auf Facebook, Twitter und Konsorten.

    Gruß
    Aginor

  8. #8 Spritkopf
    2. November 2022

    @Robert

    Warum antworten Sie mit nichtssagenden Phrasen, anstatt klipp und klar zu benennen, warum die “stinkenden Grauwale” nicht angemessen sein sollen und vor allem in Bezug auf welche Feierstunde?

  9. #9 fauv
    nach dem Video über die content manager
    2. November 2022

    Spritkopf
    Bei meinen Beiträgen verwende ich Reifikation:
    https://www.bing.com/search?q=Reifikation&form=STWESB&refig=90c9909b78264c869bba4f6e58e78ff6&mkt=de-de&ocid=msedgntp

    Einfach formuliert, das Geschriebene ist nicht wörtlich zu nehmen sondern gefühlsmäßig bildhaft zu deuten.
    Wenn Sie mit Blubberblafaselsülz…antworten, dann machen Sie das gleiche.
    Je nach Stimmung kann man das lustig sehen oder auch beleidigend.
    Jetzt zur Sache. Bei dem Wortspiel mit den Wahlen und den Walen hat ein automatischer Filter zugeschlagen, denn eine Wahl die stinkt, das geht nicht. Wenn der Wal stinkt das geht schon, aber ist stilmäßig anstößig, darum mein Vergleich mit der Feierstunde. (Es gibt sie nicht die Feierstunde, das war nur bildhaft) dafür dass das Wort stinkend schon ausreicht um vom Filter gesperrt zu werden.
    Zufrieden ?

  10. #10 Spritkopf
    2. November 2022

    Also wie immer. Sie haben nichts Substanzielles beizutragen, sondern schwätzen um des Schwätzens willen.

  11. #11 fauv
    2. November 2022

    Spritkopf
    Soziale Netzwerke sind nicht notwendig. Ich benütze z.B. keine ,nachdem ich bei linkedin einmal die Rechte und Pflichten studiert habe.
    Etwas nicht verwenden ist nicht substantiell, da haben Sie Recht.

  12. […] beiden vorangegangenen Beiträge zu diesem Thema schienen, zumindest bei einigen Leserinnen und Lesern, den Eindruck erweckt zu […]

  13. #13 fauv
    2. November 2022

    spritkopf,
    das ungelöste Problem ist, dass eine genaue Problembeschreibung fehlt.
    Herr Schönstein beschwert sich über Facebook, du beschwerst dich über mich.
    Wäre es nicht klüger mal positiv zu sagen was du erwartest .

  14. #14 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/
    2. November 2022

    Vielleicht werden die Artikel ja automatisch ins Englische übersetzt und dort auf Konformität geprüft, und vielleicht entsteht dabei ein zweideutiger Begriff?