Im aktuellen SPIEGEL findet sich eine Meldung über staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen mindestens 7 Direktoren von Max-Planck-Instituten (davon 3 aus Jena) wegen Mißbrauchs von Titeln.
Die beschuldigten Professoren besitzen einen Ph.D., wurden aber in offiziellen Dokumenten ihrer Institute als Prof.Dr. genannt, zum Teil wohl ohne eigenes Zutun.
Man sollte meinen, daß die SPIEGEL-Meldung an Absurdität nicht zu toppen ist. Dies ist aber ein Irrtum, wie das folgende Beispiel zeigt.
In Holland erwirbt man mit der Promotion den Titel eines dr. (kleingeschrieben). Ein deutscher Mathematiker, der in Holland promoviert hatte und vor einigen Jahren nach Deutschland zurückkehrte, wollte sich hier aus naheliegenden Gründen als Prof.Dr. bezeichnen dürfen. (Wenn man Prof.dr. liest, glaubt natürlich jeder an einen Tippfehler. Gerade bei offiziellen Schreiben erweckt dies den Eindruck schlampigen Korrekturlesens.) Die zuständige Behörde hatte aber kein Verständnis für sein Anliegen und verbot ihm die Großschreibung seines Titels.
Das Gesetz über die Führung akademischer Grade, um das es hier geht, stammt übrigens im Wesentlichen aus dem Jahr 1939 und entstand damals mit dem erklärten Ziel, ausländische gegenüber deutschen Doktorgraden abzuwerten.
Als Student kannte ich einen Bosnier, der Drazen hieß und seinen Vornamen gelegentlich mit Dr. abkürzte. Dagegen hat nie jemand etwas gehabt. Vielleicht sollte man seine Kinder Dragomir oder Droste nennen.
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