Letzter Montag im Maerz, 31.3. Eigentlich sollte auf der Pressekonferenz (des deutschen Wissenschaftsministeriums) ja nur der neue Erziehungsbeauftragte Bernhard Büb vorgestellt werden. Aber der ging dann gleich in die Vollen. Ich will hier nur einen Punkt herausgreifen, der sicher noch fuer Diskussionen sorgen wird. Wenn es nach ihm geht, sollen in Zukunft auch an Universitäten und Forschungseinrichtungen Drogentests zur verbindlichen Regel werden. Auf der Pressekonferenz verweist er auf positive Erfahrungen im Schulwesen.
Da muss man wohl schon dankbar sein, wenn Alkohol und Kaffee (zunächst ?) erlaubt bleiben… (Mir persoenlich waeren Alkoholkontrollen ja gleichgueltig. Solange nicht auf Koffein getestet wird…)
Büb: ‘Disziplin kommt heute in der Wissenschaft zu kurz, wir haben sie in den letzten 40 Jahren geradezu gefürchtet. […] Man soll Strafen nicht scheuen. Sie müssen nur vier Bedingungen erfüllen: Sie müssen vorher bekannt sein, sie müssen verhältnismässig sein, sie müssen schnell erfolgen, und wenn sie abgedient sind, muss die Sache vergessen sein. […] Disziplin heisst: Ich ordne mich unter, weil ich einen bestimmten Zweck erreichen will.’
Meiner Meinung nach ist die Frage ja eher, ob Doping in Geisteswissenschaften wie der Mathematik überhaupt Sinn machen würde.
Im vergangenen Jahr gab es am 19.4.2007 einen aufsehenerregenden Doping-Fall im Schach. Man sollte erwähnen, daß die gesperrte Spielerin (3. der österreichischen Meisterschaft von 2005 und seitdem im Nationalmannschaftskader) eine Elo-Zahl von 1690 hatte, womit man in Deutschland allenfalls Bezirksliga spielen würde. Dies zeigt wohl, daß in Denksportarten Länder mit Doping-Hintergrund nicht automatisch erfolgreicher sind. (Nachtrag: die gesperrte Spielerin ist in Berufung gegangen, zum Ausgang der Berufung habe ich nichts gefunden. Einzelheiten kann man auch hier nachlesen.)
Auch in der Mathematik haben unter Drogen halluzinierte Erkenntnisse selten Bestand gehabt. Ein spektakuläres Beispiel dafür war, auf den Tag genau vor 10 Jahren, der angekündigte Beweis der Riemann-Vermutung. Zitat:
‘There are fantastic developments to Alain Connes’s lecture at IAS last Wednesday. […] Well, a young physicist at the lecture saw in a flash that one could set the whole thing in a combinatorial setting using supersymmetric fermionic-bosonic systems (the physics corresponds to a near absolute zero ensemble of a mixture of anyons and morons with opposite spins) and, using the C-based meta-language MISPAR, after six days of uninterrupted work, computed the logdet of the resolvent Laplacian, removed the infinities using renormalization, and, lo and behold, he got the required positivity of Weil’s explicit formula!’
Bekanntlich erwies sich der Beweis, den der junge Physiker laut Zitat ‘in einem Blitz’ gesehen hatte, als Mumpitz.
(Ob auch Seminarankündigungen wie diese oder auch diese von bekifften Studenten verfasst wurden, entzieht sich meiner Kenntnis…)
Die Ankündigung hat auf einigen Blogs zu lebhaften Reaktionen geführt. Der bekannte Publizist Sven Tuerpe erklärte, er werde eher einen Fahrradhelm aufsetzen als sich Drogentests zu unterziehen. Man darf gespannt sein, wie die Diskussion weitergeht.
Quelle: www.spiegel.de
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