Macht es Sinn, gesammelte Blogartikel in Buchform zu veröffentlichen?
Terence Tao kündigt an, daß im AMS-Verlag ein Buch mit ausgewählten Artikeln (und Zusammenfassungen der in den Kommentaren geführten Diskussionen) seines Blogs What’s New erscheinen wird.
Eine Rohfassung des Buches (374 Seiten, 1.5 MB) kann man hier herunterladen.
Das Buch selbst (Titel: “What’s new – 2007; Open questions, expository articles, and lecture series from a mathematical blog”) ist sicher nur für aktive Wissenschaftler oder Studenten interessant, da es sich bei “What’s new” um einen ausschließlichen Fachblog handelt.
(“What’s new” gilt als der zur Zeit meistgelesene und -kommentierte mathematische Fachblog.)
Von allgemeinem Interesse ist aber vielleicht die Frage, ob es möglich und sinnvoll ist, Blogbeiträge zu einem Buch zu verarbeiten.
Zwei offensichtliche Probleme, die sich stellen, sind:
– in ein Buch kann man keine Verlinkungen übernehmen
– Blogs leben oft vom Einsatz multimedialer Komponenten wie Bilder und Videos, die sich in ein Buch nur schwer einbinden lassen.
Im Fall von Tao’s Buch stellt sich das zweite Probleme weniger, weil auch sein Blog weitgehend auf Multimedia verzichtet.
Ernsthafter ist das erste Problem. Ein wichtiger Vorteil von Blogartikeln ist ja gerade, daß man Randaspekte (z.B. Begriffe, die die meisten Leser kennen und die für den Artikel keine zentrale Bedeutung haben, die man der Vollständigkeit halber aber eigentlich erklären müßte) einfach durch Verlinkung auf einen Wikipedia-Artikel oder eine andere Quelle abhaken kann.
Die naheliegende Lösung wäre wohl, Links durch klassische Quellenverweise zu ersetzen. Das Problem ist natürlich, daß ein Leser nur bei Themen, die ihn wirklich SEHR interessieren, diese Quellen dann auch nachschlagen wird. (Gut, ich weiß natürlich auch nicht, wie oft Links in Artikeln tatsächlich angeklickt werden. Gibt es darüber eigentlich schon Studien?) Tao löst das Problem auf die offensichtliche Weise, indem er in den meisten Fällen die Texte einfach ohne Verlinkung übernimmt (jedenfalls soweit es bei den Links um die Erklärung von Begriffen und nicht um die Referenz für Originalarbeiten ging).
Zur technischen Realisierung schreibt Tao (in einem früheren Kommentar auf seinem Blog):
I am mostly relying on plain old search-and-replace, which takes care of a lot of the conversion, but of course many finer details (particularly in converting links to references) have to be taken care of by hand (and I want to go through the material carefully in any case).
Zum eigentlichen Inhalt des Buches zitiere ich aus dem Vorwort:
The articles here are rather diverse in subject matter, to put it mildly. […] The first category concerns various open problems […] some are of course more difficult than others (see the article on Navier-Stokes regularity) […] The second category are the expository articles, which vary from discussions of various well-known results (e.g. the Nullstellensatz or Einstein’s equations E=mc2) to more philosophical explorations […] Finally I am including writeups of three lecture series […] on randomness,[…] on compressed sensing, […] and on additive combinatorics.
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