All the way with Gauß-Bonnet!
Für jede dieser Sphären (es handelt sich um verschiedene Asteroiden)
ist die ‘Gesamtkrümmung’ gleich 4π.
Der Satz von Gauß-Bonnet sagt:
Dabei ist M eine Fläche (ohne Rand), K die Krümmung, auf der linken Seite steht also das Integral der Krümmung (sozusagen die Summe über alle Krümmungen in den einzelnen Punkten)
und χ(M) ist die Euler-Charakteristik 2-2g (TvF 6), auf der rechten Seite steht also 4π für die Sphäre, 0 für den Torus, -4π für die Brezel, allgemein 2π(2-2g) für die Fläche mit g Henkeln.
Wenn man die Fläche biegt und verformt, ändert sich die Euler-Charakteristik nicht, während sich die Krümmung natürlich ändert. (Die Euler-Charakteristik ist eine topologische Invariante, während die Krümmung von der Geometrie abhängt.)
Das Theorem sagt dann, etwas überraschend, daß das Integral der Krümmung (die “Gesamtkrümmung”, sozusagen die ‘Summe’ der Krümmungen in allen Punkten) dieselbe bleiben wird, egal wie man die Fläche verbiegt.
Zum Beispiel wenn man eine “ausgebeulte” Sphäre hat, dann ist die “Gesamtkrümmung” 4π (die Euler-Characteristik der Sphäre ist ja 2), egal wie groß oder tief die Ausbeulung ist.
Der (schwierigere) geometrische Teil des Satzes geht auf Gauß zurück: Gauß hatte bewiesen, daß für Dreiecke (deren Kanten Geodäten sind) das Integral der Krümmung gerade α+β+γ-π ist. (α,β,γ sind die Innenwinkel, gemessen in Radiant.)
Bonnet leitete daraus dann 1848 die allgemeine topologische Formel für Flächen her, wie sie oben steht. Für die Sphäre hatte ich das mal in TvF 4 vorgerechnet, der allgemeine Beweis geht fast genau so:
Die Fläche sei in (geodätische) Dreiecke D1,D2,D3,… zerlegt, &alpha1,&beta1,&gamma1 seien die Innenwinkel von D1, &alpha2,&beta2,&gamma2 die Innenwinkel von D2, usw.
Nach Gauß weiß man, daß das Integral von K über ein Dreieck jeweils die Innenwinkelsumme minus &Pi, ist.
Dann ergibt sich das Integral von K über die Fläche als Summe der Integrale von K über die einzelnen Dreiecke D1,D2,D3,… und diese ist nach Gauß’ Formel für Dreiecke
=α1+β1+γ1-Π+α2+β2+γ2-Π+α3+β3+γ3-Π+…
=Summe aller Innenwinkel – Anzahl der Dreiecke x Π
=Summe aller Innenwinkel – FΠ
An jeder Ecke addieren sich die Innenwinkel zu einem vollen Winkel, also zu 2π. Damit erhalten wir
Summe aller Innenwinkel – FΠ=E2Π-FΠ.
Andererseits gehört jede Kante zu 2 Dreiecken und jedes Dreieck hat 3 Kanten, woraus 3F=2K folgt. Damit erhalten wir 2E-2K+2F=2E-3F+2F=2E-F, also 2Pi;χ(M)=E2Π-FΠ, womit das Gauß-Bonnet-Theorem bewiesen ist.
Nächste Woche noch zu ‘Anwendungen’ des Gauß-Bonnet-Theorems im Zusammenhang mit Geometrisierung von Flächen.
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