Das Shanghai-Ranking, ein Forschungsranking in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie, Informatik und Ökonomie ist Anfang November herausgekommen. In der Mathematik führt Princeton vor Berkeley und Harvard.
Das Gesamt-Ranking (für alle 5 Fächer) sieht so aus:
Die Methodik des Rankings wird hier erklärt: zu 10% zählt die Anzahl der von Absolventen (seit 1951) erhaltenen Fields-Medaillen, zu 15% die Anzahl der von Mitarbeitern (seit 1961) erhaltenen Fields-Medaillen, zu 25% die Anzahl der viel-zitierten Forscher, zu 25% die Anzahl der beim ISI verzeichneten Arbeiten und zu 25% der prozentuale Anteil, wieviele dieser Arbeiten in den Top20%-Zeitschriften veröffentlicht wurden.
Über Sinn und Unsinn solcher Rankings läßt sich natürlich vieles sagen. Etienne Ghys hat sich auf “Images des Mathematiques” mit dem Thema auseinandergesetzt, seinen Artikel “Shanghai, Perpignan et les mathematiques” findet man hier.
Für die Nicht-Frankophonen übersetze ich mal die ersten Absätze des Artikels:
Viele Mathematiker haben dieses Ranking kritisiert. Zuerst: seine “Methodik” war schon in der Vergangenheit befremdlich und ist es noch mehr für dieses neue Mathematik-Ranking. Alle Mathematiker stimmen überein, daß die gewählten Indikatoren nicht sinnvoll sind. Die Fields-Medaillen sind nicht zahlreich genug als daß ihre Anzahl eine wahre Bedeutung für die Qualität der Forschung einer Universität haben könnte. Die Verwendung der ISI-Datenbank, um die mathematischen Zitierungen zu zählen, macht keinen Sinn, wenn man über ein so nützliches Tool wie die Mathematical Reviews verfügt.
Die Wissenschaftler wissen auch, daß es absolut nichts bedeutet, die Universitäten der Welt von der besten bis zur schlechtesten zu “klassifizieren”. Das wird noch karikaturesker, wenn man zwei Mathematik-Fachbereiche mit sehr unterschiedlichen Personalbeständen vergleicht. In Frankreich haben manche Institute mehr als 150 Mitarbeiter und andere weniger als 20. Was ist der Sinn eines Vergleichs außer zu sagen, der eine ist größer als der andere? Das ist ein wenig so, als wenn man die Bahnhöfe der SNCF nach der Anzahl der täglich ausfahrenden Schnellzüge und der Oberfläche der Bahnhofshallen klassifizieren wollte. Der Gare de Lyon in Paris würde wahrscheinlich als Sieger hervorgehen (?) aber damit würde man den Bahnhof Perpignan verpassen, obwohl dieser von Dali zum Centre Cosmique du Monde erklärt wurde!
Und trotzdem publizieren die Medien genußvoll Statistiken, die “objektiv” erscheinen.
Im Rest des Beitrags geht es dann noch um spezielle Argumente, warum konkret für die französischen Mathe-Fachbereiche das Ranking wenig Sinn macht.
Der Beitrag war eine Replik auf einen entsprechenden Artikel in ‘Le Monde’, in dessen Einleitung es hieß:
Das Urteil ist gefallen. Das Shanghai-Ranking der 500 forschungs-stärksten Universitäten für 2009 wurde gerade veröffentlicht.
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