Am Sonntag ist in NRW Landtagswahl.
Wir hatten schon mal darüber geschrieben, daß unser Mathematik-Gebäude mit seinen vieltausenden täglich passierenden Studenten natürlich der ideale Ort für zielgruppenorientierte Werbung ist (limyou to infinity warb die BCG, auch Vodafone hatte neulich mal Plakate speziell für Hochbegabte).
Offensichtlich an Studenten wendet sich auch die Wahlwerbung der ödp – ich muß aber zugeben, daß sich mir die Aussage nicht auf den ersten Blick erschloß:
“Bologna ist keine Soße” – was will uns die ödp damit sagen?
Google-Suche nach ‘Bologna keine Soße’ führt einen zum Tagesspiegel: Luxemburgs Wissenschaftsminister hatte vor einigen Wochen in einem Tagesspiegel-Interview postuliert, Bologna sei “keine Einheitssoße”. Unter anderem argumentierte er, der Bologna-Prozeß schreibe keine Überregulierung der Studien vor. (An der seien die Länder selbst schuld.) Ein sehr lesenswertes Interview, das aber natürlich mit der ödp nichts zu tun hat..
Werbeslogans sollen sich ja eigentlich selbst erklären, selbst wenn sie sich an Akademiker richten. Das ist hier sicher nicht der Fall – man muß erst die Webseite der ödp lesen, um zu verstehen, worum es geht:
Bologna hat somit in der deutschen Umsetzung die Bildung ungenießbar gemacht statt schmackhaft.
Das hätte man so auch auf die Plakate schreiben sollen.
Überhaupt sind (jedenfalls hier in Münster) Bildung und Wissen die häufigsten Plakat-Themen im Wahlkampf.Vor allem die FDP plakatiert flächendeckend Slogans wie “Wissen schafft Zukunft” und “Aufsteigerland NRW”, während sich die Grünen an die bereits Verbeamteten unter den Wissenschaftlern wenden (“Freuen Sie sich auf Ihre Beförderung”):
Witzig auch: während die FDP bei jeder Gelegenheit die akademischen Titel ihrer Kandidaten zur Schau stellt, verschweigt die CDU den akademischen Grad ihres Kandidaten (promovierter Germanist, Leiter einer katholischen Akademie) schamhaft und gibt ihn im Wahl-Flyer gar als “gelernten Bäcker” aus. (Formal korrekt, nur hat er in diesem Beruf seit 35 Jahren nicht mehr gearbeitet.)
Und sonst? Die Republikaner werben mit Bildern von verletzten (oder toten?) Soldaten, die ‘Die Linke’ will Hartz IV abwählen, und auf den Plakaten der Piraten-Partei wird man ermahnt, nichts zu glauben, was auf Plakaten steht.
Die meisten und buntesten Plakate (jedenfalls hier in Münster-Gievenbeck) hat eindeutig die FDP, die wenigsten und billigsten Plakate hat die SPD – die leistet sich nicht mal eigene Ständer, sondern hängt die Werbung ihrer Direktkandidatin einfach (ohne Parteilogo) zu den Plakaten anderer Parteien (oben über dem Grünen-Plakat):
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