Killerspiel zur deutschen Einheit.
“Regeln für den Menschenpark”,
so heißt bekanntlich eines der Hauptwerke des Philosophen Peter Sloterdijk, seit 2001 Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.
In dem Buch (eigentlich eine Rede, die später als Buch veröffentlicht wurde) geht es letztlich um eine “positive Eugenik” im Sinne von Francis Galton (der übrigens, man kann es gar nicht oft genug betonen, entgegen der landläufigen Meinung kein Mathematiker war).
Sloterdijk beschäftigt sich aber nicht nur mit Eugenik, eines seiner Hauptthemen ist die Brutalisierung der Medien (“Sendboten der Gewalt”). Sprachlich sehr beeindruckend, Zitat:
Mit den ersten Treffern kommen Menschen in die Zone eines neuartigen Rausches, sie springen auf und werden von revolutionären Hochgefühlen geschüttelt. Ja, man kann sagen, Ich-Orgasmen rufen das Subjekt hervor. Das Treffen setzt einen euphorischen ichbildenden Sadismus ins Werk, der wahrscheinlich den roten Faden der psychoevolutionären Prozesse überhaupt darstellt; einen Sadismus, der das Ich aufgehen läßt in dem Maß, wie es sich in der artilleristischen Macht erfährt, ein Objekt untergehen zu lassen. Hier zuerst bricht der Mensch durch in die technisch-magische Zone; ihrer Natur nach konnte diese zunächst keine andere als eine vernichtungsmagische sein: Die Verwandlungsund Herstellungsmagien werden dem Pfad folgen, den die Verneinungs-Magien mit Wurf und Schuß telekausal ausgetreten haben. Denen, die Mühe haben, sich diese Zusammenhänge bildlich vorzustellen, kann unter Hinweis auf ein aktuelles Phänomen in der Subkultur des Sports geholfen werden. Man frage sich nur, in welchem Kontext wir zu Zeugen der heftigsten Lustäußerungen werden, die von menschlichen Wesen zu vernehmen sind. Die Gipfelpantomimen unserer Pornoköniginnen sind flache Komödien im Vergleich mit den Torschützenorgasmen, die im Zentrum aller Berichterstattungen über große Fußballturniere stehen. Es genügt, die Gesten der Helden auf dem Rasen nach erfolgreichen Torschüssen ernsthaft anzuschauen, um zu begreifen, daß hier Wildformen ekstatischer Genugtuungen durchbrechen, für die es im gesamten Spektrum zivilisatorischer Gesten kaum ein Äquivalent gibt.
Es handelt sich, wollte man nur richtig zusehen, oft um Ausbrüche von einer geradezu sakralen Obszönität, und dies nicht nur bei südländischen Männern, die nach geglücktem Schuß auf dem Rasen zusammenbrechen, sich bekreuzigen und wimmern, um mit verdrehten Augen irgendeiner höheren Gewalt für die artilleristischen Gnaden zu danken. Das sind die Samstagsgebete der modernen Menschheit, die mitgeheult werden von Millionen von Zuschauern vor den Bildschirmen und in den Stadien; es sind Spontangebete der aufbewahrten Frühgeschichte, neben denen die monotheistischen Sonntagsrituale gekünstelt wirken.
Warum ich das hier erwähne? Nun, gerade wieder einmal schickt sich die von Sloterdijk geleitete “Hochschule für Gestaltung” an, in alle Medien zu kommen, nämlich indem sie ein an der Hochschule entwickeltes Ballerspiel zum Tag der Deutschen Einheit bewirbt.
Das Spiel ist erst ab dem 3.10. erhältlich, es gibt aber auf YouTube schon einen Trailer:
Eine Sekunde später:
Sprachlich nicht ganz auf Sloterdijk’schem Niveau, aber doch recht treffend ist einer der Kommentare auf YouTube:
Tjo ich fürchte auch das ist eines dieser Spiele die in den Medien große Wellen schlagen aber vom gameplay her nicht viel zu bieten haben. Es läuft doch grade zu drauf hinaus das die Flüchtlingsseite fast immer verkackt, schließlich solls ja realistisch sein weils zur Bildung beitragen soll. Ist doch echt witzlos man rennt über einen Minenstreifen wärend man mit MGs beschossen wird und dann ist da noch der meterhohe Stacheldrahtzaun, da spielt doch jeder lieber den Grenzer.
Kommentare (19)