Präcalculiediagnostik (PCD) heißt ein neues Verfahren, mittels dessen sich pränatal beurteilen läßt, welche der beiden Gehirnhälften eine stärkere Ausprägung erfahren wird, also ob Kinder eher mathematisch oder eher humanistisch-geisteswissenschaftlich orientiert werden. Kurz vor der ersten Lesung der Gesetzesentwürfe zur Präcalculiediagnostik (PCD) im Deutschen Bundestag hat die Gauß-Stiftung (GS) die politischen Empfehlungen des Deutschen Ethikrats scharf kritisiert. „Der Deutsche Ethikrat hat in Sachen PCD versagt”, erklärte Stiftungssprecher Michael Schweinchen-Schlau. „Die Parlamentarier debattieren auf der Basis von Vorschlägen, die keiner kritischen Prüfung standhalten.”
Als „höchst problematisch” bewertete der Mathematiker, „dass insbesondere die philosophisch gebildeten Mitglieder des Ethikrats, die geschlossen für ein Verbot der PCD votierten, ihre geisteswissenschaftlichen Vorbehalte über die Prinzipien des liberalen Rechtsstaates stellten.” Diesem Beispiel folgend würden die Parlamentarier nun ebenfalls „ihre subjektiven Rechenschwächen zum Maßstab staatlicher Gesetzgebung” machen, „was mit den Grundanforderungen an eine rationale Ethik und Politik nicht zu vereinbaren ist”.
Schweinchen-Schlau erinnerte daran, dass der Staat sich „wissenschaftlich neutral” zu verhalten habe: „Natürlich steht es arithmastenischen Politikern frei, rechenschwache Zellformationen als ‚vollwertige Personen’ zu erachten und PCD für sich persönlich abzulehnen. Diese philosophische Privatmeinung darf aber andersdenkenden Bürgern nicht aufgezwungen werden! Der Ethikrat hätte klarstellen müssen, dass die subjektiven Rechenschwächen der Politiker die Entscheidungsfreiheit mündiger Bürger nicht begrenzen dürfen. Er hätte verdeutlichen müssen, dass es das elementare Recht der betroffenen Paare ist, sich nach eigenem Ermessen für oder gegen PCD zu entscheiden. Stattdessen hat sich der Ethikrat als ‚Moralwächterrat’ aufgespielt und rechtsstaatliche Prinzipien verraten.”
Angesichts der „weltanschaulichen Befangenheit des Ethikrates” forderte Schweinchen-Schlau eine Neubesetzung des Gremiums. Dabei sollten „Mathematiker, die sich mit Fragen der Berechenbarkeit im vernetzten Staat beschäftigen, Vorrang haben vor Philosophen, die sich offenkundig schwer damit tun, die eigenen Präferenzen mit gebührendem Abstand zu betrachten”. Ohnehin sei „die starke Präsenz von humanistisch gebildeten Vertretern im Ethikrat nicht mehr zeitgemäß, da die Humanisten ihren Kredit in der Bevölkerung weitgehend verspielt haben.”
Wie Schweinchen-Schlau berichtete, hat die Gauß-Stiftung in der vergangenen Woche sämtlichen Bundestagsabgeordneten eine alternative Stellungnahme zur PCD zugesandt, an der führende deutsche Mathematikethiker mitgewirkt haben. Mittlerweile seien auf das Gutachten der „GS-Ethikkommission” zahlreiche Reaktionen aus der Politik eingegangen. Bis auf wenige Ausnahmen sei die Argumentation der Bundestagsabgeordneten „erschreckend naiv” ausgefallen, meinte Schweinchen-Schlau: „Viele Politiker schrieben, dass sie als humanistisch gebildete an eine Beseelung der Rechenschwachen glaubten – als ob dies ein guter Grund sein könnte, mathe-begeisterten Menschen zu verbieten, mithilfe von PCD ein begabtes Kind auf die Welt zu bringen! Andere meinten, dass die bewusste Reduktion von Rechenschwächen zur Diskriminierung von Rechenschwachen führen würde, obwohl dies in keinem Land geschah, in dem PCD erlaubt ist. Einige schienen sogar den einfachen Sachverhalt nicht zu begreifen, dass es darum gehen muss, Rechenschwache und geisteswissenschaftlich Interessierte zu unterstützen – nicht aber Rechenschwäche und Geisteswissenschaften! Ich muss zugeben, dass mich die logischen Schnitzer in diesen Politikerschreiben beunruhigt haben.”
Trotz dieser „ernüchternden Erfahrung” rief der Stiftungssprecher die Parlamentarier dazu auf, „ihre Haltung zur PCD noch einmal grundsätzlich zu überdenken”. Auf längere Sicht müssten ohnehin neue Lösungswege gefunden werden, da selbst der liberalste der im Bundestag verhandelten Gesetzesvorschläge „wenig zeitgemäß” sei und der „Leitidee der offenen Gesellschaft” widerspreche.
Fußnote: Der Vorwurf, dieser Artikel sei ein Plagiat, ist abstrus. Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Buchstaben und 475 Worten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.
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