Vor einem Jahr hatten wir ja mal über den ersten Science Slam in Münster berichtet, der damals völlig überfüllt war. Deshalb hat man diesmal den Science Slam unter das Motto “Mehr Platz, mehr Science, mehr Slam” gestellt und einen größeren Veranstaltungort gesucht, entsprechend war dann auch die Schlange beim Eingang nicht so lang wie letztes Jahr.
2010 |
2011 |
Alle Teilnehmer hatten vorher schon andere Science Slams gewonnen und machten ihre Sache entsprechend professionell.
Siegerbeitrag diesmal war der sehr witzige Vortrag eines Teilchenphysikers vom CERN, der zwar wenig ins Detail ging, aber die Begeisterung der Physiker bei erfolgreichem Zusammenstoß eines Teilchens (im Bild unten, wahrscheinlich schwer zu erkennen: ekstatisch jubelnde Physiker am CERN) veranschaulichte.
Großes Interesse fand auch ein Vortrag über Arbeitsrecht. Verschiedene Richter entscheiden in Arbeitsgerichtsverfahren unterschiedlich oft zu Gunsten oder zu Ungunsten der Arbeitnehmer. Da anzunehmen ist, daß die Richter über längere Zeiträume insgesamt “gleichverteilte” Streitfälle zu entscheiden haben fragt man sich dann, welche Faktoren auf Seiten der Richter die unterschiedlich ausgeprägte Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberfreundlichkeit beeinflussen. Das Ergebnis empirischer Untersuchungen: die Entscheidungen hängen NICHT ab vom Parteibuch (des berufenden Justizministers) oder dem Geschlecht (des Richters), aber sie hängen ab vom Dienstalter und von der Promoviertheit – letztere nach Meinung des Vortragenden ein Hinweis auf die soziale Herkunft, da sich ja adlige Grundbesitzer bekanntlich gerne mit Doktortiteln schmücken. (Überhaupt gab es diesmal wenige Vorträge ohne Guttenberg- bzw. Plagiats-Anspielungen.) Das alles darsgestellt mit lustigen Karikaturen gab dann Platz 2.
Am besten gefiel mir eigentlich der Drittplatzierte mit dem einprägsamen Titel “Ein inverses Verfahren zur Bestimmung lokaler Wärmeübergangskoeffizienten an einem Lamellen-Rohrbündel-Überträger mittels Infrarot-Thermographie.” Vergleichsweise nüchtern und ohne großen technischen Aufwand erfuhr man jedenfalls, was der Wärmeübergangskoeffizient ist: wie sich Wärme überträgt, hängt nicht nur vom Temperaturunterschied und dem Flächeninhalt der übertragenden Oberfläche ab, sondern auch von ebenjenem Wärmeübergangskoeffizienten, der zum Beispiel für Flüssigkeiten höher ist als für Gase – weshalb man seine Hand in 100 Grad heiße Luft, aber besser nicht in 100 Grad heißes Wasser halten sollte.
Dann gab es noch einen Vortrag eines Chemikers über Rastermikroskope, einen Vortrag eines freiberuflichen Psychologen über Verschwörungstheorien (der freilich nur die sattsam bekannten VTs wie Mondlandung, Elvis und UFOs noch einmal aufbereitete), ein Mediziner berichtete über Versuche mit doppelt-negativen Zellen, die bei Nierentransplantationen die einfach negativen (abstoßenden) Zellen neutralisieren könnten, und ein (als Sachbuchautor tätiger) Informatiker stellte das Voynich-Manuskript vor (Bild unten).
Nachtrag: Den Sieger-Titel “Bis(s) ins Innere des Protons” gibt es übrigens auch auf YouTube. (Das ist natürlich noch nicht der Vortrag aus Münster, sondern der aus Berlin. Die Folien sind aber dieselben.)
Auch Vorträge des Zweit- und Drittplatzierten (aus Duisburg bzw. Braunschweig) findet man auf YouTube
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