Kehlmann bringt Gödel ins Theater.
Nach Gauß und Humboldt hat sich Daniel Kehlmann in seinem neuen Theaterstück “Geister in Princeton” nun Kurt Gödel und dem Unvollständigkeitssatz gewidmet, außerdem in Nebenrollen Albert Einstein und John von Neumann. Das Stück war ursprünglich für die Salzburger Festspiele vorgesehen, nach Kehlmanns berühmter Anti-Regietheater-Rede hatte man dort aber kein Interesse mehr. (Ein Zusammenhang, der von der Salzburger Festspielleitung bestritten wird.) Deshalb wird das Stück jetzt im Schauspielhaus Graz aufgeführt, Premiere war letztes Wochenende.
Ich werde sicher in nächster Zeit nicht nach Graz kommen und das Grazer Werbevideo finde ich etwas verwirrend, jedenfalls die erste Hälfte:
Einen Eindruck bekommt man aber aus den Presse-Rezensionen:
Formeln kann man nicht essen (FAZ)
Regisseure, aufgepaßt, so wird’s gemacht (Welt)
Spuk mit Witz und Scharfsinn (SZ)
Zu ernste Geister in Princeton (Die Presse)
oder auch durch das Video im ORF-Beitrag (ein Gespräch des alten mit dem jungen Gödel).
Wie schon in “Die Vermessung der Welt” geht es auch diesmal offensichtlich nicht um historische Faktentreue, sondern den Rezensionen nach wohl eher um einen Typus und eine Epoche, neben den philosophischen Betrachtungen über Raum und Zeit .
Nach dem Erscheinen von “Die Vermessung der Welt” konnte man, wenn man das Buch nicht gelesen gehabt hätte, schon am Bellen der getroffenen Hunde (Zitat: “jüngst von Kehlmann in seinem widrigen Elaborat”, gemeint ist wohl widerlichen, jedenfalls hat widrig im heutigen Sprachgebrauch eine andere Bedeutung) erkennen, daß es um einen Angriff auf die deutsche Klassik ging. Über “Geister in Princeton” scheint sich bisher niemand zu beschweren, nicht einmal die Anhänger des Regietheaters oder die Einstein-Cranks.
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