Zahlenverwirrung bei SpOn und taz.

Auf Spiegel Online erschien gestern ein Interview mit dem koreanischen Vereinigungsminister Yu Woo Ik, in dem es u.a. um einen Vereinigungsfonds ging. Allerdings schien man sich über die Höhe nicht im klaren zu sein: in der Frage war von 55 Millionen die Rede, in der Antwort dann von 55 Milliarden.
Als ich den Artikel eben nochmal nachgeschlagen habe, stelle ich fest, dass er offenbar inzwischen geändert wurde (Link): jetzt ist zwar in der Frage noch von 55 Millionen Euro die Rede, den entsprechenden Teil der Antwort hat man aber herausgeschnitten und einfach durch 3 Punkte ersetzt. Schon sehr verwirrend.

Noch verwirrender wird es, wenn man dazu ein wenig googelt. In der taz findet sich ein 2 Monate alter Artikel, demzufolge eine Studie des Ministeriums schätzt, dass ” dass allein die Sicherstellung grundlegendster Bedürfnisse der Nordkoreaner 55 Milliarden Won (rund 37 Milliarden Euro) im ersten Jahr der Vereinigung kosten würde.” Das macht nun überhaupt keinen Sinn: falls man dort tatsächlich von 55 Milliarden Won gesprochen hat, dann wären das 37 Millionen Euro. Wahrscheinlicher scheint mir aber, dass 55 Billionen Won, also 37 Milliarden Euro gemeint sein dürften.

Wer erklärt unseren Journalisten mal das mit den Milliarden und Billionen und der Währungsumrechnung?

Kommentare (26)

  1. #1 maxfoxim
    11. März 2012

    müsste es nicht allein von der Vernunft eher im Milliardenbereich liegen, als im Millionenbereich? hmm

  2. #2 Polygon
    11. März 2012

    Auf bildblog sieht man sowas erstaunlich häufig. Gerade vom Englischen ins Deutsche wird es scheinbar arg kompliziert für manche Menschen…

  3. #3 Spoing
    11. März 2012

    Ja die deutsch-englische ist schon arg verwirrend für manch einen Journalisten. Schlimm finde ich es allerdings immer, wenn nach Korrektur immer noch falsche Zahlen da stehen. Bzw. wenn die Zahlen einfach weggenommen werden. Das bedeutet nämlich, dass der Schreiberling da keine Ahnung hatte wovon er da schreibt. Denn in den seltensten Fällen sollte eine um 10^3 verschobene Angabe der logik standhalten.
    Die Grundwiedervereinigung für 37Mio? verdammt, die Koreaner sind da um einiges klüger als wir.
    Oder einfach etwas liberaler was unter: “Sicherstellung grundlegendster Bedürfnisse der Nordkoreaner” verstanden wird. 😉

  4. #4 BreitSide
    12. März 2012

    Meine Rede seit anno Tobak.

    Hier ging die Französische Revolution nicht weit genug. Ich sehe allerdings kaum Chancen, dass die Welt hier vereinigt wird. Immerhin gibt es ja die SI-Einheiten, aber in Amiland gehen immer noch Füße, Gallonen, Pfunde pro Quadratzoll, Unzen und Fässer um.

    Das Apollo-Programm (das einzige Raketenprogramm ohne Fehlstart) arbeitete metrisch, die Space Shuttles schon wieder mit imperialen Füßen und Zöllern.

    Sooo viel besser sind wir aber nun auch nicht, arbeiten wir doch meistens immer noch mit “Kilo” (womit wir eigentlich Kilopond meinen) und bar statt mit Newton und Pascal.

    Aber solche “gewachsenen Strukturen” kriegt man wohl nur noch mit großer Gewalt verändert (siehe Französische Revolution). Und das will ja kaum einer.

    Also bleiben die Amis bei den Imperialmaßen.
    Also bleiben UK und Japan beim Linksverkehr.
    Also bleiben wir bei dem extrem unhandlichen 10er-Zahlensystem, statt das viel praktischere 12er-System zu nehmen.

  5. #5 Stefan W.
    13. März 2012

    Wie ist das eigentlich bei Olympiade, Leichtathletik-WM und sonstigen Sportfesten: Bei Olympia wird doch überall metrisch gelaufen, außer beim Marathonlauf, und die 110m irgendwas (Hürden) scheinen mir aus der Art geschlagen.

    Aber sonst, 100, 200, 400m, 1000m, 3000m, 5000m 10km. Nirgends Yards, Feets oder Miles.

    Um sich zu spezialisieren kann es doch kaum sinnvoll sein, die Entfernungen international metrisch zu laufen, und zwischendurch in den USA dann 10 oder 100*x Yards?

    Auch das Stadionrund mit den 400m ist etabliert.

    Vom Internet sehe ich aber einen großen Vereinheitlichungsdruck ausgehen. Nicht dass heute oder morgen alle das gleiche nutzen, aber je mehr man kommuniziert, desto weniger will man sich doch mit so Gedöhns rumschlagen – es reicht ja ‘centimeter’ zu schreiben, aber dann noch in Inch umrechnen?

  6. #6 werner
    17. März 2012

    @BreitSide:
    Ich bin ja auch ein großer Freund des metrischen Systems, schon alleine weil es die elendigen Umrechnereien im Studium spart, aber warum sollte das 12er-System denn besser sein als das 10er?
    Auch derartige Anwendungen gibt es nicht wirklich viele. Wenn man von der Zeitrechnung und den Winkelmaßes absieht, gibt es doch nichts, was momentan im 12er-System läuft…

  7. #7 Stefan W.
    17. März 2012

    @werner: Ein Vorteil des 12er-Systems ist, dass man damit leichter dividieren kann. 12 kann man durch 1,2,3,4,6,12 teilen, die 10 nur durch 1,2,5,10.

  8. #8 BreitSide
    17. März 2012

    @StefanW: Genau daran hatte ich gedacht.

    Ich weiß auch nicht, wer das 10ersystem durchgesetzt hat. Wo doch Dutzend, Schock und Gros bei uns immer noch so verbreitet sind.

    Und elf und zwölf sind immer noch nicht zusammengesetzte Zahlwörter, erst bei dreizehn wird zusammengesetzt.

    Wiki hat mir jetzt auch nicht wirklich weitergeholfen. Ist hier jemand in Mathegeschichte bewanderter?

  9. #9 michael
    18. März 2012

    >…und elf und zwölf sind immer noch nicht ….

    von hier

    Germanic languages have special words for 11 and 12, such as eleven and twelve in English, which are often misinterpreted as vestiges of a duodecimal system.[citation needed] However, they are considered to come from Proto-Germanic *ainlif and *twalif (respectively one left and two left), both of which were decimal

    also doch zusammengesetzt.

    >… Schock und Gros bei uns immer noch so verbreitet sind

    Lach. Wo soll das den sein?

    Im übrigen werden im wiki Artikel drei Gegenden genannt, wo Du Dich dem Duodezimal System hingeben kannst.

  10. #10 BreitSide
    18. März 2012

    Is ja gut, michi. Das 10er-System hat gewonnen.

    Es ist aber manchmal eben sinnvoll, nicht nur das nachzudenken, was Andere vorgedacht haben.

    Die Vorteile des 12er-Systems bleiben unbestritten. Aber die normative Kraft des Faktischen hat schon oft das Bessere verdrängt. Insofern kann man das Verhältnise 12er- zu 10er-System vielleicht so sehen wie das Verhältnis SI- zu imperialem System in den USA.

  11. #11 michael
    18. März 2012

    @BreitSide

    Dann sind wir doch für das Balanced TernärSystem:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Tern%C3%A4rer_Computer

  12. #12 BreitSide
    18. März 2012

    Ist das ternäre System effizient:

    o ja
    o nein
    o vielleicht

    Ist das nicht die Logik von https://de.wikipedia.org/wiki/Al_St._John?

  13. #13 michael
    19. März 2012

    > Ist das ternäre System effizient ?

    Schon im 19 Jh. konnte man aus nachwachsbaren Rohstoffen eine Rechenmachine bauen, die das ternäres System benutze. https://www.mortati.com/glusker/fowler/

    Im balanzierten Ternärsystem kannst Du das Subtraktions Zeichen vergessen. Regeln wie ‘+’ mal ‘-‘ gibt ‘-‘ brauchst Du auch nicht zu lernen. Was willst Du mehr?

  14. #14 BreitSide
    20. März 2012

    Faszinierend, dieser Fowler. Hab ihn mir mal abgespeichert.

  15. #15 Tomtom
    29. Mai 2012

    @Breitside:
    “Ich weiß auch nicht, wer das 10ersystem durchgesetzt hat.”

    Das kann man sich an den Fingern abzählen, wie das damals gelaufen sein wird.

    Tomtom

  16. #16 Wilhelm Leonhard Schuster
    3. Juni 2012

    Hatten denn Menschen irgendwann 12 Finger?
    Warum ein “Zwölfersystem”?

  17. #17 michael
    4. Juni 2012

    > Hatten denn Menschen irgendwann 12 Finger?

    Zehn Finger und zwei Ohren ?

    Ansonsten: https://www.rechenhilfsmittel.de/zahlen.htm

  18. #18 Wilhelm Leonhard Schuster
    8. Juni 2012

    @Michael Der “Johann Christoph Schuster” hat um 1820 sehr gute Rechenmaschinen gebaut.
    Obwohl der “Johann” bei den Schustern (wie in meiner Familie) jeweils Name des “Erstgeborenen” gewesen ist,kann ich mich leider nicht “rühmen” Nachfahr des Christoph zu sein ,obwohl ferne Verwandtschaft nicht auszuschließen ist ,da der Raum Ansbach stimmt.
    Jedenfalls wird Johann Christoph Schuster, wie ich auch, zehn Finger und zwei Ohren gehabt haben- die Finger allerdings waren mit Sicherheit bei IHM sehr geschickt
    und die Ohren hörten auch hervorragend das ,was zu seiner Zeit geschah! .

  19. #19 BreitSide
    8. Juni 2012

    Tomtom·
    29.05.12 · 16:53 Uhr

    @Breitside:
    “Ich weiß auch nicht, wer das 10ersystem durchgesetzt hat.”

    Das kann man sich an den Fingern abzählen, wie das damals gelaufen sein wird.

    Tomtom

    Grins… Das gibt gleich eins auf die Zwölf!

    Im Ernst, mit der 12 als Basis wären wir besser gelaufen.

    Interessant der Aspekt aus michaels Link, dass die Römer sich mit ihrem furchtbaren Rechensystem Vieles verbaut haben, zB auch Astronomie. War mir bisher gar nicht aufgefallen, dass die Römer in puncto Mathe so gar nichts auf die Reihe gebracht haben. Ob mit einem besseren Mathesystem das Imperium länger gehalten hätte?

  20. #20 Wilhelm Leonhard Schuster
    10. Juni 2012

    @BreitSide Wenn es einen römischen” Adam Riese” gegeben hat,dann muß dessen Werk
    ein ziemliches ” Buchstabendurcheinander” gewesen sein!
    Kann jemand einen Hinweis geben wie so ein “Rechenwerk” aussah?

  21. #21 michael
    12. Juni 2012

    @Schuster
    >Der “Johann Christoph Schuster” hat um 1820 sehr gute Rechenmaschinen gebaut.

    Da guckt man mal hier oder hier nach. Auch der alte Römer kannte Taschenrechner.

    > Ob mit einem besseren Mathesystem das Imperium länger gehalten hätte?

    Ob vielleicht das Überbringen von Nachrichten zu lange dauerte, so dass man nicht schnell genug auf Aufstände, Einfälle etc reagieren konnte ?

  22. #22 BreitSide
    12. Juni 2012

    @michael: Das mit den Nachrichten war wohl einer neben vielen anderen wichtigen Gründen:
    – Vetternwirtschaft,
    – größenwahnsinnige Despoten,
    – bleihaltige Gefäße (stimmt aber wohl nicht),
    – etc…

    Ein verbessertes Rechenverfahren hätte wohl einfach alle Ressourcen verbessert, prinzipiell in jedem Lebensbereich.

    Diesen Abakus hatte ich nie so richtig verstanden.

    Multiplikation finde ich schon schwierig, aber erst Division?

    Und was mich dann wundert, ist, dass die Brüche in Zwölfteln gerechnet werden. Warum dann nicht in Zehnteln? Oder dann eben über 1 in Zwölfern? Das wäre doch logisch gewesen?

    Das fällt dann wohl mal wieder unter “historisch gewachsen”…

  23. #23 BreitSide
    12. Juni 2012

    Danke übrigens für die Abakus-Links. Dass es den im Wiki nur auf Englisch gibt, ist schon komisch. Zumal da auch noch eine deutsche Quelle gelistet ist…

  24. #24 michael
    14. Juni 2012

    @BreitSide
    > Diesen Abakus hatte ich nie so richtig verstanden.

    Guckst Du hier:

    https://scientopia.org/blogs/goodmath/category/manual-computing-devices/

    und übst fleissig.

  25. #25 BreitSide
    14. Juni 2012

    @michael: Mit dem Gucken hab ich keine Probleme, nur mit dem Üben…

    Ich versuche solche kleinen Sachen immer im Kopf zu rechnen. Und dann immer mit kleinen Tricks wie mit 2 zu multiplizieren statt durch 5 zu teilen (durch 10 teilen nicht vergessen…), jenachdem, wie die Zahlen so passen.

    Und dann kann man Abweichungen nach oben oder unten von 5 oder 10% bei Multiplikanden oder Divisoren auch leicht am Ergebnis korrigieren.

    Größenordnungen kriegt man so meistens ganz gut hin. Für den Hausgebrauch…

  26. #26 Thilo
    8. Februar 2014