Spiegel Online erinnert unter der Überschrift “Die Toten des Doktor Pi” an den, ähem, Hirnforscher Andrej Sljusartschuk, der ja unter anderem dafür bekannt ist, die ersten 200 Millionen Stellen von π auswendig zu können.

In chinesischen Medien wurde über den Professor für Hirnforschung letztes Jahr berichtet, daß er Rybka im Blindschach geschlagen (die New York Times freilich war überzeugt, Rybka sei auf eine geringe Spielstärke eingestellt gewesen) und zur Vorbereitung 3000 Schachbücher in 8 Monaten gelesen hatte. (Ich hielte es schon für eine logistische Meisterleistung, soviele Schachbücher in 8 Monaten zu kaufen.)

Den Namen “Doktor Pi” oder “Professor Pi” verdankt er aber seinen phänomenalen Gedächtnis-Leistungen.
Auf YouTube findet man einige Beispiele seiner π-Rezitationen (zweite Hälfte des Videos):

2008 hatte er zunächst behauptet, 2 Millionen Stellen von π auswendig zu können. 2009 waren es dann schon 30 Millionen Stellen. Wikipedia dazu

Since reciting 30 million digits of π at one digit a second would take almost a year (347 days) if you did it non-stop 24 hours a day, seven days a week, a following approach had been applied to verify the record: during demonstrations Mr. Slyusarchuk is being randomly asked to tell the digits of pi printed on certain pages and locations of the 20 volume printout, which is grouped into orderly arranged tables. He successfully went through this kind of test multiple times. Demonstrations had been witnessed by respectable scientists and heads of sub-departments in Universities. Book of Records of Ukraine (Книга рекордів України) lists the members of commission witnessing his demonstration. [36] They are country-wide recognized scientists on the top positions in National Universities and Institutes.

[36] führt übrigens zu einem dead link.
2010 wollte er dann schließlich 200 Millionen Stellen von π auswendig können.

Bei solchen Leistungen fragt man sich, warum er es eigentlich nur zum Professor für Hirnforschung und nicht zum Professor für Mathematik gebracht hat 🙂

Kommentare (6)

  1. #1 JPeelen
    5. April 2012

    Anscheinend hat er von 2008 bis 2009 rund 28 Millionen Ziffern auswendig gelernt. Dagegen sind die 12.5 gelesenen (und verstandenen) Schachbücher pro Tag geradezu läppisch.
    Gehört für mich in dieselbe Kategorie wie die überlichtschnellen Neutrinos.

  2. #2 Odysseus
    5. April 2012

    Wohl war, schließlich reichen bekanntlich schon 206545 Stellen von Pi aus, um eine Professur in Mathematik zu erhalten. Aber vermutlich würde er einfach in wenigen Tagen die Milleniumsprobleme lösen und wäre dann unterfordert.

  3. #3 Rombus
    5. April 2012

    Da melden sich die Neider zu Wort..
    Wieso hört man eingentlich nichts mehr von dem 12 Jährigen der zur damaligen Zeit an einer Erweiterung der Elektrodynamik bewegter Körper arbeitete? 😉

  4. #4 JK
    5. April 2012

    Tja, der Glaube versetzt bekanntlich den Verstand. Dagegen war “unser” Gert Postel ja ein kleines Licht.

  5. #5 Statisker
    6. April 2012

    Tja, der Rombus war wohl beim falschen Abendmahl, beim FSM hat es geschmeckt.

    28 Millionen Ziffern in zwei Jahren geht nur, wenn die Heilige Nudeligkeit hilft, und das wäre ja Schummeln, genauso wie bei dem Keinkind des Rombus, welches sich der Hilfe einer unglaubwürdigen Religion bedient haben muss. Einer ohne Spagetti.

    Ich mach mal Hackbällchen zu Ehren der Nudeligen Heiligkeit…..

  6. #6 crocodoc
    6. April 2012

    Der Knabe ist auch mit erstaunlichen Schach-bezogenen Tricks bekannt geworden. Die haben allerdings die Fachwelt herzlich wenig beeindruckt, wie hier nachzulesen ist:

    https://www.chessbase.com/newsdetail.asp?newsid=7183
    https://www.chessbase.com/newsdetail.asp?newsid=7190

    Dass er allerdings vor den Augen der Öffentlichkeit Menschen im großen Stil zu Tode operiert hat, macht die an sich lustige Geschichte dann aber weniger heiter. Es ist ein großartiges Beispiel dafür, wohin Glaube an auf lächerlichen Behauptungen aufbauender Autorität führen kann.