Что делать?

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Versetzen wir uns doch einmal in die Lage so eines Content-Mafiabosses. Der hat es ja heutzutage auch nicht leicht. Die Jugendlichen gucken lieber YouTube als Fernsehen, die Alt-Hippies sagen, sie hätten schon immer Kassetten überspielt, die Eierköpfe wollen ihre eigenen Arbeiten nicht mehr für viel Geld zurückkaufen und wenn schon mal ein Dichter was umsatzsteigerndes reimt, gleich kommt der Vorwurf, er hätte nur die eigene Vergangenheit im Blick.

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Was tun also?

Klar, man könnte Schriftsteller losschicken, die über die Coolness geistigen Eigentums philosophieren. Oder Schauspieler, die sagen, man solle besser bei Edeka klauen als anonym im Netz. Oder Philosophen mit der Erkenntnis “Mein Buch gehört mir!” Und ein Statement von Franka Potente bekäme man sicher auch noch.
Nur – so richtig bringt es das alles nicht. Als Antwort kommt dann doch wieder nur das übliche Gelaber: differenzierte Lösungen, gerechter Interessenausgleich, neue Nutzungsmöglichkeiten, Rechte der Urheber, bla bla bla. Alles nichts brauchbares für den großen Entscheidungskampf.
Man bräuchte die richtige Polarisierung. Nicht irgendwelches Gelaber über gerechten Interessenausgleich, sondern: hier die armen Künstler, dort die diese ausbeutenden Nutzer. Gut, manche Künstler geben sich ja durchaus Mühe, so zu argumentieren. Aber so richtig verstehts niemand. Man bräuchte da jemanden auf der anderen Seite, der mal die Fronten richtig klar macht: hier die an der Nadel des Staates hängenden Subventionsjunkies und Leibeigenen der Contentindustrie, dort die unterdrückten Nutzer, denen die Werke dieser Subventionsjunkies schon in der Schule eingebläut wurden und die dadurch in unverschuldete Abhängigkeit geraten sind. Vielleicht ungefähr so:

habt ihr dafür gesorgt, dass wir uns den Zugang zu euren Werken erkauft haben, indem ihr uns, wo ihr nur konntet, eingeredet habt, dass wir eure Werke kennen müssen, um vollwertige Mitglieder der Gesellschaft oder einer ihrer hundert von euch erfundenen Subkulturen zu sein. Ihr habt euch, wo möglich, in die Lehrpläne der Schulen eingenistet, um sicherzustellen, dass wir lernen, eure Werke als kulturelles Erbe der Menschheit zu betrachten (und natürlich habt ihr auch die Gegenkulturen geschaffen, in die wir uns zurückziehen konnten, falls wir das Bedürfnis verspürten, gegen dieses Erbe zu rebellieren).

Das hat zwar alles wenig zu tun mit der Frage, wie man denn in Zeiten neuer Technologien das Urheberrecht vernünftig anpassen will, aber – sei’s drum.
Als Content-Mafiaboß wird man in Zukunft jedenfalls auf solche Texte verweisen können – zur Bestätigung, daß es doch bei der ganzen Debatte eigentlich nur um eines geht: Kunst, Film und Literatur zu entprofessionalisieren. Und genau das wollte man doch schon immer beweisen.

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Das klingt alles so wahnsinnig einfach und eigentlich fragt man sich, warum so ein simpler Plan denn nicht einfach umgesetzt werden kann. Sind unsere Mafiabosse alle auf den Kopf gefallen? Warum kommt da niemand drauf? Die Erklärung, nun, sie ist ganz einfach: man hat bisher nur keinen Deppen gefunden, der den Job übernehmen möchte. (Oder vielleicht doch?)

Kommentare (8)

  1. #1 Christian Berger
    8. April 2012

    Ja, hier gilt wohl auch wieder, “Don’t feed the trolls”.

    Als Piratenpartei würde ich ja jetzt ein Statement dazu herausgeben das sagt, “Wenn uns als Kritik nur Polemik entgegenkommt, dann müssen wir doch was richtig machen, oder?”

    Eventuell kann man da noch darlegen, warum das nur Polemik ist.

  2. #2 Thilo
    8. April 2012

    Bei so einem kryptischen Kommentar weiss ich jetzt gar nicht, was man darauf antworten soll. Von den Piraten war ja gar nicht die Rede und die haben auch noch gar keinen konkreten Plan zur Reform des Urheberrechts.
    Unbestritten ist natuerlich, dass das Urheberrecht heutigen Gegebenheiten angepasst werden muss und das so schnell wie moeglich. Wer die Diskussion darueber aber mal eben zum Rundumschlag gegen alle Kulturschaffenden nutzt (“ihr habt euch, wo moglich, in die Lehrplane der Schulen eingenistet”), der spielt offensichtlich denjenigen in die Haende, die an solchen Anpassungen kein Interesse haben, eben der beruehmten Content-Mafia. D’accord?

  3. #3 Spoing
    8. April 2012

    Wenn ich den Text richtig verstanden habe macht er sich über die versuchte Emotionalisierung und Polarisierung seitens der beiden Lager lustig. Die Zumindest auf Seite der Content-Gegner schon fast verschwörungstheoretische Züge annimmt.
    Allerdings ist das auch eher ein Interpretaitionsversuch, als das ich dies mit Sicherheit behaupten würde. Allerdings ist der Text recht witzig geschrieben und hat auf jeden Fall dafür gesorgt, dass ich mir die Tage wieder Der Pate I und II rein ziehen werde.

    So, zurück zu S04 gegen 96

  4. #4 Pate Rnoster
    9. April 2012

    Hahaha,
    bester Beitrag zur Debatte.

  5. Tja, Entprofessionalisierung des Contents.
    Ob die selbsterstellten Karaoeke-Youtube-Videos langfristig wirklich noch Spaß machen?

  6. #6 YeRainbow
    11. April 2012

    letztlich gehts halt ums Verkaufen.
    Nix anderes.

    Und da ist es viel interessanter, mal genauer hinzugucken, wer das Geld eigentlich kriegt.
    Und dann erst ne neuorientierung zu starten.

  7. #8 Thilo
    19. September 2012

    https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2012/09/19/julia-schramm-ein-buchdebakel-als-sieg-fuer-bertelsmann.aspx
    Zitat: 100000 Euro mögen ein Rekordvorschuss sein. Aber es ist als politische Landschaftspflege günstig, wenn man als grosser Medienkonzern verhindern möchte, dass für vier Jahre Vertreter einer Netzgeneration im Bundestag sitzen, und vielleicht sogar mit eintscheiden können, welche Veränderungen im Kerngeschäft der Familie Mohn zu erwarten sind. Bürgerrechte, Abmahnunwesen, Datensicherheit, Urheberrechte, gerechte Bezahlung von Praktikanten, das alles wäre ein Thema geworden, wenn sich die traditionellen Parteien vor den Piraten hätten fürchten müssen.