Schon wieder ein Olympiasieger – diesmal im Taekwondo.
Die ständigen Meldungen über plagiierte Doktorarbeiten gehen mir ja eigentlich langsam eher auf die Nerven, vor allem wenn es schon wieder die FDP betrifft.
Zuletzt gab es ja gerade vor wenigen Wochen die Affäre um den ungarischen Staatspräsidenten Pal Schmitt (Florian berichtete hier auf den scienceblogs), ehemaliger Fecht-Mannschafts-Olympiasieger und IOC-Mitglied, der wegen seiner plagiierten sportwissenschaftlichen Doktorarbeit vom Amt des Staatspräsidenten zurücktreten mußte.
Den aktuellen Fall hier in Südkorea finde ich jetzt aber doch ganz witzig, weil er nämlich ein fast identisches Spiegelbild der ungarischen Affäre ist: es geht ebenfalls um einen früheren Olympiasieger, IOC-Mitglied und aufstrebenden Politiker: Dae Sung Moon war bei den Olympischen Spielen 2004 Goldmedaillengewinner im Taekwondo, ist in Südkorea sehr populär, seit 2008 IOC-Mitglied und wurde letzte Woche ins koreanische Parlament gewählt. Nun stellt sich heraus, daß seine Doktorarbeit über “Effect of Proprioceptive Neuromuscular Facilitation (PNF) on Flexibility and Isokinetic Muscle Strength in Taekwondo Player” zu großen Teilen aus einer anderen Doktorarbeit kopiert wurde – seine Partei hat ihn deshalb gestern ausgeschlossen. (Er hat noch nicht erklärt, ob er seinen Parlamentssitz aufgibt.)
Olympia-Finale 2004 im Schwergewicht: Moon schlägt Nikolaidis
Zur Erläuterung muß man sagen, daß letzte Woche hier in Korea Parlamentswahlen stattfanden, bei der die konservative Saenuri-Partei 152 von 300 Sitzen, also 2 Sitze über der absoluten Mehrheit, errang. Am Donnerstag mußte bereits der erste Saenuri-Abgeordnete wegen eines Skandals die Partei verlassen (er behielt aber den Parlamentssitz), mit dem Ausschluß Moons hat Saenuri die absolute Mehrheit nun erstmal verloren. (Es wird erwartet, daß sie versuchen werden, einige unabhängige Abgeordnete zur Zusammenarbeit zu überzeugen.)
Die Plagiatsvorwürfe waren eigentlich schon vor der Wahl bekannt, dieser Kommentar zum Beispiel wurde am 4.4. in der Korea Times veröffentlicht:
Die Arbeit über den “Effect of proprioceptive neuromuscular facilitation(PNF) on flexibility and isokinetic muscle strength in Taekwondo player” kann man übrigens hier ansehen. Vielleicht schreibt ja mal jemand eine vergleichende Doktorarbeit über Plagiate in unterschiedlichen Fächern und Kulturen.
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