Wie sähe die Welt wohl aus, wenn Maschinen eine Seele hätten? Wohin könnte es führen, wenn die Technik Entscheidungen über Leben und Tod trifft? Darf ein entschlusskräftiger Sechszylinder sich über Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens hinwegsetzen, um die Weltgeschichte zu ändern?
Ein – zugegebenermaßen SEHR provokanter – Spot dreier Ludwigsburger Diplomanden will diese Fragen zur Diskussion stellen und wurde dafür am Montag mit einem Nachwuchsfilmpreis für den besten Werbefilm ausgezeichnet:
(Die zahlreichen Hinweise, es handele sich nicht um Mercedes-Benz-Werbung, wurden nachträglich auf massiven juristischen Druck des Unternehmens eingebaut.)
Ich muß vorab sagen, dass ich den Film beim ersten Betrachten auch eher geschmacklos fand und erst durch den Einstellungskommentar bei YouTube die “Stoßrichtung” des Spots realisierte.
Man kann den Spot natürlich unter zwei Gesichtspunkten diskutieren: darf man solch “unkorrekte” Videos drehen, um ein bisher wenig beachtetes Thema in den Fokus der öffenltichen Diskussion zu bringen; und die eigentliche Frage, wieviele Entscheidungen wir künftig Maschinen überlassen wollen?
Trotz der Überschrift dieses Artikels will ich den ersten Punkt mal außen vor lassen (ob man eine vergleichbare Diskussion auch mit einem weniger provokanten Film hätte auslösen können, weiß ich nicht) und auf die (eher in die scienceblogs passende) zweite Frage fokussieren. Die stellt sich ja nicht nur bei Fragen von Leben und Tod oder Krieg und Frieden, sondern auch in ganz banalen Alltagsdingen. Zum Beispiel wenn Google+ mir Ratschläge gibt, welche Personen oder Webseiten für mich interessant sein könnten.
Wir hatten hier in den scienceblogs ja schon lebhafte Diskussionen zu den Vor- und Nachteilen genetisch designter Kinder (Gauß-Stiftung fordert Neubesetzung des Deutschen Ethikrates). Während es bei PID natürlich nur um das Verhindern genetisch bedingter Krankheiten geht, wäre es ja im Prinzip auch heute schon möglich (aber nicht erlaubt), Embryos etwa nach Haarfarbe oder Geschlecht auszuwählen.
Und irgendwann in 50 oder 100 Jahren wird es vielleicht auch möglich sein, genetische Präferenzen für gewisse charakterliche Eigenschaften vorherzusagen, natürlich nur mit prozentuellen Wahrscheinlichkeiten und einer großen Unsicherheit, aber immerhin. Und dann stellt sich natürlich die Frage, was man mit einem solchen Wissen dann machen soll. Irgendwo habe ich kürzlich mal den Vorschlag gelesen, solche “geborenen Verbrecher” dann (bei guter Behandlung und Verpflegung) in geschlossene Anstalten abzuschieben. Das wäre immerhin noch humaner als die Lösung im Werbespot. Viel Raum für Diskussionen.
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