Heute ist der 280. Geburtstag Wolfgang von Kempelens, eines Erfinders und österreichischen Hofrats, dessen man sich vor allem wegen seines angeblichen Schachautomaten erinnert, eines 1769 gebautes Gerätes, in dem ein im Inneren verborgener menschlicher Schachspieler mittels einer kunstvollen Mechanik die Züge einer türkisch gekleideten Puppe steuerte – was übrigens erst 1838 aufflog. (Das Verb “türken” soll übrigens – was aber nicht wirklich bewiesen ist – auf den Schachtürken zurückgehen, hat also keinen fremdenfeindlichen Hintergrund.)
Kaum etwas demonstriert die sich ändernden Machtverhältnisse zwischen Mensch und Maschine so augenfällig wie die Entwicklungen beim Schachbetrug. Nicht nur im 18. und 19. Jahrhundert, sondern noch bis Ende des 20. Jahrhunderts vermutete man hinter einer stark spielenden Maschine meist einen Menschen.
Als Garry Kasparow 1996 erstmals eine Partie gegen einen Computer verlor, wurde (später) behauptet, das siegbringende geniale Opfer sei nur auf einen Fehler der Computersoftware zurückzuführen gewesen. Als Kasparow im Jahr darauf sogar einen kompletten Wettkampf gegen die Maschine verlor, warf er den Bedienern vor, sie hätten der Maschine Züge souffliert. Ein Vorwurf, der damals auch bei Wettkämpfen Computer gegen Computer immer wieder mal im Raum stand.
Heute wird keinem Computer mehr unterstellt, er ließe sich von Menschen etwas vorsagen. Eher muß ein stark spielender Mensch damit rechnen, dass ihm unerlaubte Computernutzung unterstellt wird. Wobei es solche Fälle natürlich wirklich gibt: Ruckediguh, ruckediguh, Chips sind im Schuh.
Was kommt als nächstes? Nehmen uns Maschinen bald auch andere Entscheidungen ab? Google+ weiß jetzt schon immer besser als ich, welche Leute für mich interessant sein könnten …
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