In der mathematischen Community macht seit Mittwoch dieser offene Brief die Runde, mit dem das Herausgebergremium des Journal of K-Theory seinen fast geschlossenen Rücktritt erklärt.
Um die Geschichte kurz zusammenzufassen: vor ca. 7 Jahre hatten die Herausgeber der damals vom Springer-Verlag herausgegebenen Zeitschrift K-Theory beschlossen, Springer zu verlassen und eine neue Zeitschrift Journal of K-Theory bei Cambridge University Press zu gründen. Grund dafür waren die hohen Preise bei Springer und die vergleichsweise niedrigen bei Cambridge University Press, sowie auch der Trend “from a commercial model towards academic control”.
Aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht verstehe, war es dafür notwendig gewesen, die Zeitschrift zunächst formal in das Eigentum des Chefherausgebers zu überführen. Die Erlöse sollten aber in eine Stiftung fließen, die damit K-Theorie-Aktivitäten (z.B. Konferenzen) finanziert.
Das fand aber nicht statt, die Zeitschrift machte trotz des niedrigen Preises immer noch hohe Gewinne, die aber keineswegs in die Wissenschaft zurückflossen sondern beim Chefherausgeber verblieben. “When the actual amounts came to light last Summer, several editors were shocked to see how much money expected by them to be reinvested in science ended up in private hands.”
Und weil der Chefherausgeber anscheinend alles rechtlich korrekt abgesichert hatte, blieb dem Rest des Herausgebergremiums keine andere Möglichkeit als zurückzutreten und mit den Annals of K-Theory nun die nächste Zeitschrift zu gründen.
Das vielleicht interessanteste an der Geschichte für mich ist, wieviel Geld man offenbar auch mit relativ billigen Fachzeitschriften machen kann. Die von Springer herausgegebene K-Theory hatte einen Seitenpreis von ca. 1 Euro. Beim Wechsel zum Journal of K-Theory wurde der Preis mehr als halbiert (auf 380 britische Pfund). Mit diesem “Billigpreis” wurden dann immer noch üppige Gewinne eingefahren, deren Nicht-Zurückfliessen in die mathematische Community die zurückgetretenen Mitherausgeber jetzt (zu Recht) beklagen.
Da fragt man sich doch, wie hoch die Gewinne dann zuvor bei Springer (mit den doppelt so hohen Preisen) gewesen sein mögen und wie viel davon seinerzeit in die mathematische Community zurückfloss. (Und Springer ist ja noch nicht einmal der Rekordhalter bei den Zeitschriftenpreisen, der ist eindeutig Elsevier.) Der Besitz einer mathematischen Fachzeitschrift scheint so etwas wie eine Lizenz zum Gelddrucken zu sein.
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